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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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und im Büro des Großältesten.
    Nichts. Nichts als eine Bandansage, die sie darüber informierte, dass die Büros wegen der Trauerfeier für einen Kirchenfunktionär heute geschlossen waren.
    Mist!
    »Was ist denn los, Tülpi?« Lex zündete sich eine Zigarette an und sah ihr zu, wie sie das Telefon in den Schoß fallen ließ und sich gegen die Kopfstütze lehnte. Neben ihr spannte Terrible den Arm an; sie begriff, dass er jedes Mal Zuckungen bekam, wenn Lex »Tülpi« zu ihr sagte, aber ihr fiel auch keine Möglichkeit ein, wie sie Lex dazu bringen könnte, damit aufzuhören, ohne dass es superauffällig rüberkam.
    »Ich erreiche einfach niemanden. Sie sind alle ... sie sind alle schon unten in der Ewigen Stadt, und Lauren hat - aua! - meine Gestalt angenommen.«
    »Was, du meinst, die hat einen Zauber, dass sie aussieht wie du?«
    Sie nickte.
    »Hätt nicht gedacht, dass das überhaupt geht.«
    »Tja, ich auch nicht. So eine Scheiße! Die Zeremonie fängt gleich an, die sind alle schon auf dem Weg in die Stadt, und ich habe keine Ahnung, was sie Vorhaben, außer, dass es - au! - nichts Gutes ist.«
    »Und ich sag dir mal, was noch nicht gut ist. Diese Hunde, ja? Die sind ja überall in meinen Tunneln. Ich kann da nicht mehr runter.«
    »Was?«
    »Na ja, deshalb hab ich dich ja vorhin überhaupt bloß angerufen. Als du mich angebrüllt hast. Genau davor hat das mit den Hunden da unten angefangen. Die sind da echt überall.«
    In ihrem Kopf drehte sich alles. Okay. Die Zeremonie würde also gleich anfangen, und die Lamaru waren schon auf dem Posten, direkt unten in der Stadt der Toten, bereit, ihre durchgeknallten, geisterfressenden Psychopomps von der Leine zu lassen.
    Gleichzeitig musste Baldarel aber noch eigene Psychopomps in den Tunneln haben. In eben den Tunneln, die, wie er genau wusste, zum Bahnhof in der Ewigen Stadt führten. Jedenfalls vermutete sie, dass er das wusste.
    Also, was hatte er vor? Wollte er etwa in die Stadt durch-brechen und - was? Die Lamaru umbringen und ihre Operation an sich reißen? Seine Psychopomps benutzen, um die Geister aus der Stadt ... nein, denn seine Psychopomps konnten sich ja oberirdisch nicht bewegen, oder? Hatten sie jedenfalls beim letzten Mal nicht gekonnt.
    »Tülpi?«
    »Jaja, ich ... ich denke nach. Verdammt!« Ihre Hand fühlte sich kühl auf der Stirn an; sie drückte so fest dagegen, als könnte sie die Antwort herauspressen.
    Okay. Die Psychopomps der Lamaru konnten Geister zerfetzen. Wenn sie vorhatten, sie in der Ewigen Stadt loszulassen, dann würde das in einem Massaker enden, das sie sieh nicht einmal vorstellen konnte - und auch nicht vorstellen wollte.
    »Wo sollen wir denn jetzt hin?« Terrible lenkte den Wagen um die Kurve; sie waren jetzt nicht mehr weit von ihrer Wohnung und dem Highway entfernt.
    Wie gerne wäre sie jetzt nach Hause gefahren! Nur schnell duschen, sich alles abspiilen, was geschehen war, und dann frisch und zu allen Schandtaten bereit wieder auftauchen. Zehn Minuten, mehr brauchte sie nicht.
    Aber diese zehn Minuten konnten sie sich im Moment wirklich nicht leisten, und wie ihre Klamotten aussahen, war jetzt auch ganz egal - ach ja.
    »Wollt ihr mit mir runter in die Stadt? Ich glaube, die La..., ich schätze, da unten wird’s ziemlich zur Sache gehen.«
    Lex zögerte. Terrible nicht. »Wenn du mich brauchst, klar.«
    »Na gut, dann komm ich auch mit.«
    »Dann müsst ihr aber Roben tragen. Es reicht, wenn ihr sie über die Klamotten zieht, aber ohne geht es nicht.«
    »Ich dachte, du meintest mal, dass da unten keiner was anhat«, sagte Lex.
    »Die Verbindungsleute nicht. Aber hier geht’s um eine Zeremonie, das ist was anderes.«
    Sie zuckten die Schultern. Das Auto brauste die Auffahrt zum Highway hinauf. Sie kamen mit. Sie würden ihr helfen. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie erleichtert gelächelt, aber im Moment hatte sie nicht das Gefühl, je wieder über irgendetwas lächeln zu können. Das Bild der Ewigen Stadt tauchte vor ihrem inneren Auge auf, aber diese Stadt war vollkommen leer, bis auf die Schreie ihrer Kollegen.
    Die Bilder in ihrem Kopf wurden immer schlimmer. Eine Welt ohne Geister, das hieß auch eine Welt ohne Kirche. Eine
    Welt in Anarchie. Es war sehr leicht, sich die Menschheit vorzustellen, wie sie sich voller Freude in ein Zeitalter der Freiheit aufmachte und die Befreiung von der ständigen Bedrohung durch die Geister feierte.
    Aber Chess lebte in Downside, wohin der Arm der Kirche kaum reichte. Sie

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