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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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ich will einfach nur noch schlafen.« Das war jetzt ganz falsch, das wusste sie. Es war jetzt wichtig, dass sie wach blieb und ihnen sagte, wo sie war. Und was trieben Lex und Terrible da überhaupt zusammen? Dass die beiden sich überhaupt nur miteinander unterhielten, ohne dass es in Blutvergießen ausartete, war schon unvorstellbar.
    »Nee, du kannst jetzt nicht pennen, Chessie. Bleib bei uns, okay? Ist da jemand bei dir? Erkennst du irgendwas wieder?«
    »Das sieht alles so ... falsch aus. Als wär’s nicht echt. Sie wollten, dass ich ihnen verrate, wer ihr seid.« In ihren Handgelenken flammte Schmerz auf, aber nicht allzu stark. Und das war jetzt wichtig. Sie musste ihnen erzählen, was passiert war. Warum es so dringend war, fiel ihr gerade nicht mehr ein, aber sie war sich ganz sicher. »Sie wollten eure Namen, aber ich habe nichts gesagt. Hab dichtgehalten.«
    »Klar.« Pause. »Klar, das weiß ich doch. Aber darüber sprechen wir später, ja? Sag uns einfach, wo du bist, nur so ungefähr. Hast du irgend ’nen Anhaltspunkt?«
    »Nein, hier ist nur ... warte mal.« Wenn sie es schaffte, aufzustehen, konnte sie bis ans Ende der Straße laufen. Und an der Ecke stand ein Schild, weiß und verschwommen im diesigen Licht der Straßenlaternen.
    Natürlich würde sie es vermutlich nicht hinkriegen, die Schrift zu entziffern. Aber möglicherweise stieß sie dort auf irgendwas anderes. Ein vertrautes Gebäude. Irgendetwas. »Ich sehe ein Schild. Es ist... Ich glaube, das ist ein Stop Shop.«
    Ja. Es war auf alle Fälle ein Stop Shop. Die grün-weiße, quadratische Leuchtreklame war an der Ecke gesplittert, sodass die Neonröhre darunter hervorblitzte. Mutterseelenallein stand es an der Straße und bewachte einen kleinen, leeren Parkplatz.
    »Ich glaube, das ist der, wo wir schon mal waren. Weißt du noch? Ich glaube, das ist er.« Sie hätte es genau sagen können, wenn ihre Augen richtig funktioniert hätten, wenn sie nicht so müde und durstig gewesen wäre, und wenn sie nicht durch eine verschwommene Plastikwelt geschlurft wäre, die unter einem Dunstschleier verborgen lag. Terrible und Lex unterhielten sich leise. Sie verstand nicht genau, was sie sagten. Der Schmerz in ihren Beinen meldete sich wieder. Sie hätte sich gern hingesetzt, aber dann wäre sie vielleicht wieder ohnmächtig geworden, und das konnte sie sich im Moment noch nicht leisten.
    Lex kam ans Telefon. »Hey, Tülpi. Setz dich mal einfach genau da hin, wo du jetzt bist. Und geh nicht näher an diesen Laden ran, soll ich dir von Terrible sagen. Bleib einfach da sitzen und warte auf uns, klar? Wir sind gleich bei dir.«
    »Ich krieg mein Pillendöschen nicht auf.«
    »Mach dir darüber mal keinen Kopf. Wir kommen jetzt direkt zu dir, wirst schon sehen, einfach abwarten, ja?«
    Das Wasser war in der Handtasche. Das musste doch helfen? Ihr Magen konnte sich irgendwie nicht entscheiden, ob Wasser gut oder schlecht klang, aber ... sie brauchte jetzt einfach irgendwas, sie war so durstig und, verdammt, sie war auch ganz schön dreckig. Voll mit ihrem eigenen Blut, mit Erbrochenem - keine Ahnung, wann das passiert war - und Abfall aus dem Container. Wow, die würden sich bestimmt freuen, wenn sie sie gefunden hatten!
    Und sie würde den ganzen Tag so rumlaufen müssen. Der letzte Funken Dringlichkeit, zu dem sie noch imstande war, flackerte auf: Sie mussten sich beeilen, bei Sonnenaufgang fing doch die Zeremonie an, und sie hatte keine Ahnung, wie viele Stunden ihr bis dahin noch blieben und was sie bis dahin noch alles erledigen mussten. ...
    Sie ließ sich auf den Gehweg fallen und machte sich daran, ihre Wasserflasche rauszuwühlen. Verdammt, sie hatte einen Teil ihrer Ausrüstung bei Lauren liegen lassen; die Friedhofserde, die Alraune und die Blutwurz ... Es war zwar nicht besonders schwierig, die Vorräte wieder aufzufüllen - das meiste konnte sie sich einfach aus den Vorratskammern der Kirche holen -, aber es war einfach zusätzlicher Stress. Zum Glück war sie im Moment außerstande, sich gestresst zu fühlen. Oder überhaupt irgendwas zu fühlen.
    Ihre Finger weigerten sich, den Drehverschluss abzuschrauben. Endlich bekam sie die Flasche auf. Wasser strömte ihr in den Mund und belebte ihren Körper. Sie schluckte gierig und schlug alle Warnungen ihres Magens in den Wind, dass sie zu schnell und zu viel in sich reinschüttete. Das Wasser rann ihr aus den Mundwinkeln und tropfte ihr über das Kinn aufs Shirt, aber das war ihr egal. Ehrlich

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