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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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aufzukriegen, oder ob ihnen vielleicht tatsächlich einfach nicht besonders viel an ihrem Leben lag.
    »Zivilisten ist der Zutritt zur Stadt eigentlich verboten. Ihr müsst mir euer Wort geben, ihr alle, dass ihr niemandem von dieser Aktion erzählt oder ausplaudert, was ihr da unten gesehen habt. Zu niemandem ein Wort. Kapiert?«
    Erneutes Kopfnicken.
    Sie betrachtete sie einen Moment lang, sah die Mischung aus Aufregung und Unbehagen, die sich auf ihren Gesichtern malte, und die gehetzten Blicke, die sie sich zuwarfen, um zu checken, ob sich vielleicht jemand was anmerken ließ.
    Sie wollte noch mehr sagen, ihnen allen Glückwünschen, ihre
    Warnungen wiederholen oder ... einfach irgendwas tun. Aber im Grunde schob es das Unvermeidliche nur hinaus, und dafür hatten sie jetzt keine Zeit mehr.
    Also nickte sie nur, drehte sich um und schloss das Portal auf.
    Im Inneren wartete die Eingangshalle auf sie, riesengroß und stumm. Die Luft summte vor Energie, noch stärker als gewöhnlich, eine Kombination aus ihrer Angst und der Zeremonie, die gerade abgehalten wurde.
    »Hier entlang.« Ihre Stimme hallte ohne das leise Stimmengemurmel aus den anderen Zimmern lauter als gewöhnlich durch das Gewölbe.
    Die Männer marschierten ihr hinterher, vorbei an den Büros, durch die Tür unter der Haupttreppe und dann ins Magazin hinter der Kapelle.
    Hier waren die Regale bis obenhin voll mit allem, was sich eine Hexe im Kampf gegen Geistermächte nur wünschen konnte. Kräuterfässer und reihenweise Kerzen, deren Duft schwer und süß in der stillen Luft hing. Ersatzruten. Eisenspäne, Eisenflocken, Eisenbarren. Schwarze und blaue Blumen zur Verzierung von Ruten, Räucherschalen in allen Formen und Größen, von der kleinsten Untertasse bis zum größten Tablett. Prall gefüllte Säcke mit Friedhofserde. Und in der Ecke ein Haufen Zeremonienroben. Sie zog sich eine davon über den Kopf und verteilte den Rest.
    Auf ihrer Strickjacke klebten immer noch Müllreste. Sie zog sie aus und knotete sich die Arme vor dem Bauch zusammen, sodass sie die Jacke wie eine Schürze tragen konnte. Sobald sie einmal unten waren, hatte sie vielleicht keine Zeit mehr, in der Handtasche rumzufummeln. Zur Hölle, ganz bestimmt nicht! Also funktionierte sie die Strickjacken-Schürze zum Bauchbeutel um und verstaute ihre Ausrüstung darin. Sie beschränkte sich nicht nur auf Mittel gegen durchgeknallte Psychopomps, sondern stopfte alles hinein, was gegen die Lamaru oder Baldarel und generell gegen gruselige, blutrünstige schwarze Magie von Nutzen sein mochte.
    »Vielleicht wär’s gar nicht so dumm, wenn ihr Jungs auch ein bisschen Eisen einsteckt«, sagte sie, während sie sich nach dem Fässchen mit dem Eisenhut reckte. Gerade als sie es über den Rand des Regals bugsiert hatte, schob sich Terribles Hand neben ihre, hob das Gefäß und reichte es ihr hinunter.
    Er sah nicht gut aus. Oder nein, halt, er sah natürlich gut aus - allein sein Anblick gab ihr neuen Mut aber er wirkte irgendwie ... befangen. Unbehagen umgab ihn wie eine Wolke; seine Augen glänzten in dem allzu bleichen Gesicht.
    »Hey, alles klar?«
    »Jupp.«
    Sie öffnete erneut den Mund, um ihn mit Nachfragen zu nerven, aber als sie sah, wie er die Zähne zusammenbiss, ließ sie es bleiben. Es war nicht nur, dass sie keine Zeit für so was hatten. Selbst wenn es anders gewesen wäre: Dies war nicht der richtige Moment. Und hier, unter den Augen der Männer, die für ihn arbeiteten, kam es erst recht nicht infrage. Vor allem nicht, wenn Lex auch dabei war.
    Also ließ sie das Thema fallen und konzentrierte sich ganz darauf, die Männer mit so vielen Schutzartefakten auszustatten, wie nur irgend möglich: Amulette, die an Ketten aus Eisengliedern baumelten, kleine Totems, Medizinbeutel voller Kräuter und Steine. In den identischen blassblauen Roben, mit dem wirren Haar und den vernarbten Gesichtem sahen sie aus wie Häftlinge beim Fasching.
    Sie sprachen kein Wort, als sie sie durch die Kapelle zum Fahrstuhl führte und den Knopf drückte. Ihre Nerven lagen jetzt endgültig blank, das Herz galoppierte ihr in der Brust, und der Magen legte dazu einen Stepptanz hin. Was war da unten los, an diesem totenstillen Ort unter der Erde? Inzwischen musste die Zeremonie begonnen haben. Ob die Lamaru schon losgelegt hatten? Oder Baldarel?
    Was erwartete sie bei der Ankunft am Bahnsteig? Ob Baldarels Hunde schon eingetroffen waren?
    Die Fahrstuhltüren glitten beiseite, und sie stiegen ein. Zum

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