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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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gewöhnlich. Chess hatte gehofft, dass sie sogar noch länger abgelenkt bleiben würden, aber die Lebenskraft, die sie und die Männer im Inneren trugen, schien wie ein Leuchtfeuer, das wusste sie, und schlug Wellen in der leeren Luft, die die toten Gestalten registrierten.
    Am Ende der Mauer der Verbindungsleute-Station blieb sie stehen und drehte sich um. Terrible und Lex kauerten direkt hinter ihr. Keiner der beiden Männer schien die Geister oder das grabeskalte Elend dieses Ortes zu bemerken; sie sahen sie an, warteten auf ihren Befehl, und stellten dabei ein so unerschütterliches Zutrauen zur Schau, dass es fast beruhigend gewesen wäre, wäre sie sich nicht so verdammt sicher gewesen, dass sie alle gleich sterben würden. Was würde Lauren tun, wenn sie aufkreuzten? Was würden die Lamaru tun? Waren sie bereits hier und versteckten sich unter blassblauen Roben dort im Kreis?
    »Gleich betreten wir offenes Gelände«, flüsterte sie. »Dann müssen wir rennen, was das Zeug hält. Aber bleibt außerhalb des Kreises stehen, okay? Brecht nicht ...«
    Zu spät.
    Magische Energie flackerte auf wie eine Tausend-Watt-Birne. Ihre Worte endeten in einem erstickten Keuchen, während sie herumwirbelte und beinahe gestürzt wäre. Terrible erwischte sie noch an den Schultern; sie spürte ein beruhigendes Drücken und sah gerade lang genug zurück, um seinem Blick zu begegnen. Eine Sekunde Augenkontakt - mehr war nicht nötig, um ihr das Herz zu brechen.
    Ein weiterer Machtstoß. Sie riss sich von ihm los und richtete sich auf.
    Über dem Kreis hingen die geisterhaften Schemen des Ältesten Murray und des Henkers. Dies war der Höhepunkt der Widmung, der Augenblick, in dem ihnen die letzten Überreste ihrer Menschlichkeit auf magischem Wege zurückgegeben wurden, damit sie sich verabschieden konnten, bevor sie für immer in die Ewige Stadt eingingen.
    Aber man musste keine Kirchenhexe sein, um zu ahnen, dass etwas schiefgegangen war. Als der Kopf des Ältesten Murray den Scheitelpunkt der dünnen Hülle aus weiß leuchtender Energie über dem Kreis berührte, erhob sich eine weitere Stimme noch lauter. Eine Stimme, die ihr Schauer der Wut über den Rücken jagte und sie losrennen ließ, bevor sie noch merkte, dass sie sich in Bewegung gesetzt hatte.
    Ihre eigene Stimme.
    Ihre eigene verfluchte Stimme schrie jetzt Worte der Macht, die so von schwarzer Magie durchzogen waren, dass sie wie eine Fontäne Erbrochenes in die Luft stiegen. Die Energie breitete sich im Kreis aus und brachte ihn zum Bersten. Panische Schreie und Stimmgewirr erhoben sich.
    Und noch etwas anderes erhob sich: Drei Psychopomps in Rabengestalt. Laurens Psychopomps - oder wahrscheinlich neue. Sie kreisten durch die brodelnde Luft über der kleinen Versammlung und schlugen mit glühenden Augen die Krallen in die Geister. Sie hoben sie hoch, trugen sie zum Portal und stießen die Eisenketten beiseite.
    Chess spürte, wie das magische Siegel an den Türflügeln brach, als würde ein Kabel auseinandergefetzt.
    Sie spürte, wie das Portal aufsprang und erkannte mit einem Blick zurück, wie eine schwarze Flut hindurchbrach und sich auf sie zuwälzte. Die Lamaru. Sie sah, wie Geister die Flucht an traten.
    Das war nicht ihr Problem - oder besser gesagt, es war im Moment nicht ihr Problem. Ihr blieb gerade genug Zeit, sich um sich selbst zu sorgen, darum, dass Lauren ihre Gestalt angenommen hatte, und jetzt triumphierend lächelnd ein Schwert reckte, als sich die Ältesten und Kirchenangestellten ihr entgegenstellten.
    Einige ihrer Männer überholten sie und stürzten sich auf die schwarze Flut der Lamaru, die inzwischen fast am gesprengten Kreis angelangt war. Ihre improvisierte Bauchtasche schlug ihr gegen die Schenkel, heftiger, als sie geglaubt hatte. Sie griff danach und presste sie an sich. Ihre Lungen waren dem Bersten nahe.
    Wieder hallte ihre Stimme unvorstellbar laut durch die Luft. Diesmal erscholl eine Antwort. Die Lamaru stimmten in den Gesang mit ein - eine ganze Reihe jedenfalls; nämlich diejenigen, die nicht bereits mit gezückten Schwertern auf die wehrlosen Kirchenmitarbeiter eindrangen. Hinzu kamen die Hunde.
    Hunderte erfüllten die Luft mit ihrem Geheul, das sich an Wänden und Decke brach und ihr in den Ohren gellte.
    Jeder Lamaru musste Dutzende von Schädeln dabeihaben, den ganzen Vorrat, den sie in Laurens Wohnung gefunden hatte und mehr. Warum zum Teufel brachten sie Psychopomps mit, wenn sie zugleich die Pforten der Ewigen Stadt

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