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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Kirchenangestellten versammelten sich um die Räucherschale, die sie entzündet hatte. Sie sangen, schickten ihr Wellen schier unerträglicher Macht entgegen und machten ihr jeden Schritt zur Qual. Aber auf die blutlüstemen Psychopomps schien das nicht die geringste Auswirkung zu haben. Geisterhafte Körperteile waren überall am Boden verstreut. Bei jedem Schritt fühlte es sich an, als tauchte sie die Füße in eisiges Wasser. Tränen schossen ihr in die Augen. Jetzt, wo sie einen Moment Atem schöpfen konnte, war sie vollkommen erschöpft. So viel Energie hatte sie schon aufbringen müssen. So viel Kraft kostete es sie, nicht einfach stehen zu bleiben. Selbst mit all dem Speed, das sie sich reingepfiffen hatte, war das zu viel.
    Sie stolperte über die eigenen Füße. Übelkeit überwältigte sie, als ihr Magen rebellierte. Um sie herum tobte der Kampf, und sie drückte sich bloß gegen die Wand und wünschte sich nichts sehnlicher, als sich heraushalten zu können. Oder besser gesagt, sie wollte nicht, hatte aber das Gefühl, das sei das Beste. Wie hatte sie sich nur einreden können, dass sie hier unten etwas ausrichten könnte? Sie konnte nicht das Geringste tun. Sie hatte versagt, sie war eine Versagerin, und sie würde ...
    Lauren.
    Warum sie den Blick hob, wusste sie nicht, aber sie tat es und erhaschte einen Blick auf Lauren - auf sich selbst - am Rand des Kampfgetümmels. Wenn es etwas gab, das ihr einen heilsamen Schock versetzte, dann das. Diese Schlampe. Hier stand Chess und streute sich Asche aufs Haupt, und wessen Schuld war das? Es war Laurens Schuld. Lauren hatte all das hier geplant und durchgeführt. Und nicht nur das, sie hatte es auch noch verkleidet als Chess getan.
    Die Wut trieb ihren Herzschlag wieder zu einem rasenden Galopp an. Sie stürmte vorbei an den Geistern und Psychopomps und stieß alles beiseite, was ihr in die Quere kam. Scheiß auf sie! In diesem Moment gab sie keinen Furz darauf, was aus den anderen wurde, so lange es ihr bloß vergönnt war, die Hände um Laurens beschissenen, dürren Hals zu legen und zuzudrücken, bis sie nicht mehr konnte.
    Lauren fuhr herum, ihre Blicke trafen sich. Chess wäre beinahe gestürzt. Sich selbst so zu sehen, diesen perfekten Doppelgänger - das jagte ihr einen Entsetzensschauer durch den Körper. Doppelgänger waren Todesboten. Sie brachten Unglück. Jedes bisschen magische Intuition, das sie hatte, geschärft durch sechs Jahre Ausbildung bei der Kirche und drei Jahre im aktiven Dienst, rief ihr zu, dass sie sich verdammt noch mal umdrehen und weglaufen sollte, so schnell sie konnte, dass jeder Blick auf ihren Doppelgänger ein Fluch für sich war, dass man manche Dinge nicht aus dem Gedächtnis streichen konnte und dass dies hier eins davon war, das für immer über ihr schweben würde wie ein Fallbeil.
    Aber das dauerte nur eine Sekunde. Das da war nicht sie, es war Lauren, und wenn hier jemand sterben würde, dann war es ganz bestimmt nicht Chess - nicht, wenn sie es verhindern konnte. Ihre Füße gewannen ihre Sicherheit zurück. Sie wirbelte um ihre Kämpfer herum, sah Lex aus den Augenwinkeln, und hastete weiter.
    Lauren duckte sich, spreizte die Hände und war bereit. In letzter Sekunde wich Chess seitlich aus, wirbelte um sie herum, griff nach ihrem Haar und riss daran, so fest sie konnte.
    Ihr linkes Auge explodierte, als Laurens Faust geradewegs nach oben sauste und sie mit betäubender Wucht traf. Ihr Griff lockerte sich, aber nur für eine Sekunde. Sie hatte immer noch das Haar in der Hand, und das ließ sie nicht los. Lauren fiel rücklings zu Boden, und Chess, die Hand immer noch im Haar vergraben, fuhr herum und riss mit der freien Hand das Messer aus der Tasche.
    Als sich die Spitze in Laurens Hals bohlte, waren es Chess’ eigene Augen, die sie hasserfüllt anstarrten. »Sag mir, wie ich sie aufhalten kann!«
    Lauren schwieg. Ihre Augen wanderten von Chess fort und weiteten sich ein wenig; Chess fiel drauf rein und drehte den Kopf direkt in Laurens Faustschlag.
    Ihr ganzer Körper erschlaffte, und sie taumelte weg, als sich in ihrem Hirn ein Kurzschluss ereignete. Lichter blitzten in ihrem Kopf auf, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen und spürte schwach, wie sie jemand an der Kehle packte und zudrückte.
    Ihre Arme versagten ihr den Dienst. Nichts bewegte sich. Sie konnte ihren Körper immer noch spüren, aber er weigerte sich, ihren Befehlen Folge zu leisten. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass sie

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