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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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gedacht, nicht vor Einwohnern von Downside, die auf einen kleinen illegalen Nebenverdienst aus waren.
    Um solche Sachen hatte sie sich schon seit geraumer Zeit keine Gedanken mehr gemacht. Wenn sie nachts unterwegs war, hatte sie meistens Terrible an ihrer Seite, und mit Terrible legte sich niemand ungestraft an; ach was, dem guckte niemand auch nur länger als ein paar respektvolle Sekunden ins Gesicht. Selbst wenn sie mal allein unterwegs war, wusste doch jeder, wer sie war, oder vielmehr, zu wem sie gehörte; jeder wusste, dass die Kirchenhexe von Downside für Bump arbeitete.
    Aber jetzt hasste Terrible sie, und sie hatte keine Ahnung, ob Bump Bescheid wusste, was sie getan hatte. Was sie die ganze Zeit über getrieben hatte. »Dumm« war ein Wort für Leute, die glaubten, sie könnten Bump bescheißen und damit durchkommen. »Tot« war ein anderes.
    Und sie hatte so das blöde Gefühl, dass beide Wörter auf sie und Lauren zutreffen würden, wenn sie nicht zusahen, dass sie hier wegkamen. Sie hatte bei der ganzen Gegend ein ungutes Gefühl, selbst jetzt, da das Speed ihren Blutkreislauf in eine Wildwasserbalm verwandelte. Speed trübte zwar ihr Radar für Geister, aber nicht für Magie im Allgemeinen, und dieses Eckchen hier vibrierte vor Energie wie eine angeschlagene Glocke.
    »Spürst du irgendwas?«, fragte sie leise, als sie das schüttere Gras am Rand des Grundstücks erreichten.
    »Hmmm. Ganz schwach.« Lauren gab sich ihrerseits keine Mühe, die Stimme zu senken; sie klang wie das erste Vogelzwitschern im Morgengrauen. Chess krümmte sich innerlich und versuchte, sich möglichst unauffällig umzusehen. Immer noch nichts, nicht die geringste Bewegung. Nicht gut.
    Totes Gras flüsterte ihren Schuhen im Vorübergehen Warnungen zu, als sie sich weiter auf das Grundstück vorwagten. Abbruchhäuser lehnten sich darüber aneinander, dem Einsturz nahe, und bildeten einen maroden Bogen wie eine Art Rahmen. Ohne dass man es ihr gesagt hatte, wusste Chess, dass die Leiche - die Leichenteile - genau hier gefunden worden waren.
    Immer noch schwindelte ihr von der Magie, die in der Luft lag; ein kleines High, das sie sicher genossen hätte, wenn sie nicht vor Angst halb betäubt gewesen wäre. Das hier war nicht ihr vertrautes Viertel. Sie kannte sich hier nicht aus. In diesen Häusern lebten vielleicht ein paar Familien, die ihren kargen Lebensunterhalt in den Pfeifenräumen, im Schlachthof oder als Taschendiebe in den besseren Vierteln verdienten. Leute, die lieber unter sich blieben.
    Oder die Bewohner waren halb irre, von Wahnvorstellungen geplagte Nip-Junldes mit zerrütteten Nerven und toten Augen. Oder noch was Schlimmeres. Das würde sie erst wissen, wenn sie sich auf sie stürzten, und dann war es bereits zu spät.
    Kopfschüttelnd sah sie zu, wie Lauren, ohne zu zögern, in die finstere Ecke stapfte. Entweder war das Black Squad ein Haufen eisenharter Kampfschweine, oder Lauren Abrams war dumm wie Brot. Chess wusste ziemlich genau, zu welcher Ansicht sie neigte.
    »Hier war es.« Lauren beschrieb mit der Hand einen Kreis über einem Bereich von etwa einem halben Meter Durchmesser. Mehr Platz war tatsächlich nicht nötig gewesen. Auf dem Foto waren ja keine ausgestreckten Leichen zu sehen gewesen, sondern eher ... ein Plaufen.
    Lauren zog eine massive silberne Taschenlampe aus dem Rucksack, den sie sich über die Schulter gehängt hatte, und knipste sie an. Das Fleckchen Erde wurde schlagartig in farbloses Licht getaucht, während zuckende Schatten an den gekrümmten Brettern der dahinterliegenden Wand erschienen.
    Scheiße! Chess hatte jetzt nur noch zwei Möglichkeiten. Sie konnte hingehen und die Hand in etwas stecken, das mit ziemlicher Sicherheit eine brodelnde Lache finsterer Energie war, die über der ausgeleuchteten Stelle schwebte, oder wie die letzte Pussy dastehen. Und in Anbetracht dieser beiden Möglichkeiten klang die Berührung mit grauenhafter Todesenergie geradezu verlockend.
    Ein Kribbeln lief ihr die Hände hinauf und huschte über die frischen Narben an den Handgelenken. Im grellen Licht der Taschenlampe erschienen die Muster unter ihrer Haut schwarz; sie veränderten die Position und wanden sich beim Kontakt mit der Energie des Ortes, die sie spürte wie kraulende Fingernägel.
    Auch Dunkelheit lauerte dort, ein verstohlenes Kichern unter der Oberfläche. Aber anders als sie erwartet hatte, ganz anders. Es fühlte sich nicht an wie Todesmagie, nicht einmal wie wirklich ernst zu nehmende

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