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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Gesetzeshüterin?
    Sanfte Flügel strichen ihr über das Gesicht. Die Luft hinter Lauren waberte, und Chess erhaschte einen Blick auf flackernde Fackeln und schattenhafte Gestalten, die sich auf der Reise zur Stadt der Toten wanden und krümmten. Die Vögel flatterten herum, stummer Tod für die Toten, und hackten nach den Geistern, die ihnen Widerstand leisteten.
    Eine Autottir wurde zugeschlagen. Ihr Kopf nickte herum.
    Terrible eilte auf sie zu. Selbst im Dunkeln erkannte sie den vorspringenden Kiefer und die schmalen Schlitze seiner Augen. Und sie spürte die Wut, die von ihm ausging.
    Wut, die ihr galt. Für einen Sekundenbruchteil fragte sie sich, was er hier zu suchen hatte, obwohl sie es eigentlich wusste. Natürlich wusste sie es. Eins der umliegenden Gebäude musste Bump gehören, sodass er dort wahrscheinlich Leute postiert hatte. Und wenn Bumps Eigentum in Gefahr war, wussten sie genau, welche Nummer sie zu wählen hatten.
    Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück. Geister, Psychopomps und Lauren waren vergessen. Sie spürte noch schwach, wie sich das Tor zwischen den Welten wieder schloss, achtete aber nicht weiter darauf. Sie konnte den Blick nicht abwenden, weil ihre Augen ihr schlichtweg den Dienst versagten, egal, wie sehr sie es auch versuchte. Stattdessen wanderte ihr Blick an seinem gewaltigen Körper hinauf, bis zum vernarbten, grobknochigen Gesicht. Früher hatte sie ihn hässlich gefunden, und das war er wahrscheinlich immer noch. Aber inzwischen war es ihr scheißegal. Er war, was er war, und das Herz flatterte ihr in der Brust und wollte einfach nicht aufhören.
    So viel zu ihrer Hoffnung, dass sie vielleicht langsam über ihn hinweg wäre. Oder dass sie sich ihre Gefühle nur eingebildet hätte. Dass sie ihn nur gewollt hatte, weil sie ihn sowieso nie haben konnte. Nein. Sie musste die Hand um das Brett in ihrem Rücken schließen, bis sich Splitter in ihre Haut bohrten, damit sie ihm nicht entgegenlief und die Arme um ihn schlang. Und ihn anflehte, ihr zu verzeihen. Sie zu küssen. Scheiße, was für eine verdammte Pussy sie doch war!
    »Was haste hier verdammt noch mal zu suchen?«
    Nicht die Begrüßung, auf die sie gehofft hatte, vor allem nicht, wenn er sie so anbrüllte.
    »Ich ...«
    »Kirchenangelegenheiten«, mischte sich Lauren ein und trat einen Schritt vor. Sie schob sich den Ärmel hoch und entblößte die gewundene schwarze Schlange. Oh Scheiße! Bloß das nicht.
    Oh doch. Terribles Augen verengten sich, und er warf Chess einen Blick zu, wie ihn die meisten Leute sich für Axtmörder aufsparten. Axtmörder, die kleine Kinder abschlachteten. Und Kätzchen. Sie erschauderte.
    »Wie heißen Sie?«, fuhr Lauren fort, beugte sich vor und fischte Stift und Notizblock aus dem Rucksack. »Und Ihre Adresse? Was haben Sie hier zu suchen?«
    Terrible starrte sie an. Nur seine gewaltigen Arme bewegten sich. Als sie sich vor der Brust verschränkten, spannten sich die Ärmel seines Arbeitshemdes bedrohlich. In dieser Haltung wirkte er noch imposanter — und die eiskalte Miene ließ ihn noch bedrohlicher aussehen. Chess fragte sich, wie es ihm ging und ob seine Wunden inzwischen verheilt waren. Ob er froh war, am Leben zu sein, und froh darüber, dass sie ihn gerettet hatte. Sie fragte sich, ob er überhaupt wusste, dass sie für seine Rettung verantwortlich gewesen war, und ob es ihn überhaupt interessierte.
    »Ich habe Sie nach Ihrem Namen gefragt.«
    Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging zu seiner schwarzen 69er Chevelle zurück, die immer noch mitten auf dem Grundstück im Leerlauf vor sich hin tuckerte.
    »Entschuldigen Sie mal! Sie müssen ...« Lauren streckte die Hand nach Chess aus und fummelte suchend an ihrem Shirt herum. Was zum - oh! Die Pistole. Oh Scheiße, die Pistole! »Bleib sofort stehen, Freundchen, oder ich knall dich ab!«
    »Lauren, du kannst nicht...« Sie versuchte sich loszumachen, als Lauren auch schon den Pistolenknauf ertastet und aus Chess Hosenbund gezogen hatte. Mit erhobener Waffe stürmte sie auf das Auto zu.
    Der Abzug klickte. Leer. Das Magazin lag immer noch vor Chess’ Füßen am Boden.
    Lauren bückte sich danach, aber zu spät. Terrible trat aufs Gas und kurbelte am Lenkrad, sodass die Chevelle röhrend einen Halbkreis beschrieb und sie mit Erde bespritzte. Die fetten Reifen quietschten auf dem Asphalt; er umkurvte die Schweinekadaver auf der Straße und hinterließ eine blutige Spur, als er davonbrauste.
    Chess krachte schmerzhaft

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