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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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versuchte, ihr aufzuhelfen, aber sie schaffte es nicht. Ihr Gesichtsfeld drehte sich vor ihren Augen und zerfiel in mehrere Teile, als betrachtete sie den Raum durch ein verrücktes Kaleidoskop. Sie kniff die Augen wieder zu und versuchte, das Wasser in ihrem Magen bei sich zu behalten.
    Mit der freien Hand hob er ihren Arm und entblößte die Unterseite. Die Haut brannte dort immer noch, als hätte man sie mit einem nassen Handtuch geschlagen. Es war ein kribbelndes, juckendes Brennen, und die Haut war zu empfindlich zum Kratzen, wie bei einem abheilenden Sonnenbrand oder den ersten Anzeichen dafür, dass ihre letzte Pille zu lange her war.
    »Verdammt, Chess«, sagte er, und ihr fiel auf, dass sie ihn schon seit Wochen nicht mehr ihren Namen hatte sagen hören. »Was zur Hölle hast du denn da gemacht?«
    Sein Herz pochte gegen ihre Wange. Gegen ihre Wange ... Sie lag in seinem Schoß, die Beine über einen seiner muskelbepackten Arme gehängt, während ihr Arsch auf seinem Oberschenkel ruhte. Der warme Geruch seiner Haut verursachte ihr einen erneuten schmerzhaften Stich in der Brust, der nichts mit der verfluchten Bindung zu tun hatte.
    Sie schlug die Augen auf und sah direkt in seine, die vor Schreck geweitet und vor Sorge verdunkelt waren. In diesem kurzen Moment war es, als hätte sich nichts zwischen ihnen geändert.
    Und dann war es vorbei. Seine Züge verhärteten sich, und er sah weg. Und weil sie nicht wie die letzte Idiotin dasitzen und ihn anglotzen wollte, tat sie das Gleiche.
    In diesem Moment sah sie das Blut.
    Es war nicht viel. Nur ein paar Tropfen, die aus den waagerechten schwarzen Adern unterhalb ihrer Handgelenke quollen und ihr in krakeligen Linien den Arm hinunterrannen. Oh ... Scheiße! Also nicht bloß Schmerz. Sondern auch Blut. Eine drastische Erinnerung an ihren Eid sickerte ihr da in den Ärmel.
    Würden die Ersten Ältesten sie auf diese Weise umbringen, wenn sie nicht den Mund hielt? Indem sie die magisch versiegelten Wunden öffneten und sie einfach verbluten ließen?
    Sie war nicht scharf darauf, es herauszufinden. Am liebsten hätte sie nicht mal darüber nachgedacht, aber der Gedanke ging ihr nicht aus dem Kopf. Das Blut - ihr Blut - hatte eine hypnotisierende Wirkung auf sie; jetzt, da der Schmerz nachgelassen hatte, starrte sie wie gebannt auf den einsamen Tropfen,
    < ler aus ihrem Arm auf Bumps Flokati tropfte.
    Terrible hob sie gerade so weit an, dass er sie auf die Couch bugsieren konnte, und stand dann auf. Sie hörte, wie Schubladen geöffnet wurden und das Rascheln von Papier; dann kam er zurück und setzte sich mit ein paar Desinfektionstüchern und Pflastern neben sie.
    Sie wollte schon die Arme verschränken, überlegte es sich aber noch mal. »Nein.«
    »Den Scheiß kannst du nicht einfach so offen lassen«, murmelte er.
    »Nein, das ist es nicht ... es nützt sowieso nichts.« Endlich wagte sie es, ihn anzusehen; er war ganz damit beschäftigt, mit dem Päckchen voller Tücher herumzuspielen, und ziemlich blass um die Nase. Sie hatte keine Ahnung, was er wohl gedacht hatte. Ihr plötzlicher Tobsuchtsanfall war sicher nicht besonders angenehm gewesen. Selbst Bump wirkte mitgenommen, oder jedenfalls so mitgenommen, wie das bei Bump möglich war. Die Knöchel um den Knauf seines Gehstocks sahen weißer aus als gewöhnlich.
    »Das sind die Male eines Bindenden Eids.« Sie erwartete einen neuen Ansturm des betäubenden Schmerzes und wappnete sich vorsorglich. Als die Tortur ausblieb, fuhr sie fort. »Sie sind der Grund, dass ich nicht darüber sprechen kann, was ich da zu suchen hatte. Ich bin durch sie gebunden.«
    Bump legte den Kopf zurück. »Dann haste Bump also deshalb nix verraten, weil die Kirche ihr Okay dafür nicht gegeben hat.«
    »Genau. Ich kann nicht. Es würde ... na ja, ihr habt’s ja gesehen. Und das war nur ein Warnschuss.«
    Stille. Okay, schön, jetzt wussten sie beide, dass sie nicht über die Sache sprechen konnte und warum, aber sie hatte das ungute Gefühl, dass die Angelegenheit damit noch nicht ausgestanden war. Vielleicht, wenn sie etwas anderes probierte? Eine leicht abgewandelte Formulierung?
    »Die Sache hat nichts mir dir zu tun.« Wieder raste Schmerz durch ihre Adern, aber diesmal weniger schlimm. Kein Vergleich mit der Attacke von vorhin. Okay. So langsam bekam sie ein Gefühl für die Sache, und das war gut.
    »Aber da, wo du dich heute Abend rumgetrieben hast ... da hat Bump ’ne Menge Geschäfte zu erledigen, klar? Und ich hab keinen

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