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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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rutschten über das Geländer und blieben ab und zu kleben; sie knipste die Taschenlampe gerade lange genug an, um zu erkennen, dass die Wände neben der Treppe leer waren.
    Im Schlafzimmer: nichts. Im Gästezimmer: nichts. Enttäuschung machte sich in ihr breit, beinahe stärker als der Rausch, der gerade einsetzte.
    Keine leeren Stellen. Keine Schubladen oder Schränke, die nach Kräutern rochen. Keine Tierhaare, keine Blutspuren. Sie nahm an, dass das Squad solche Fundstücke sehr wohl entfernt haben konnte, aber wie konnte sie sich in Anbetracht der schreienden Unordnung sicher sein?
    Was für eine Zeitverschwendung. Der Gedanke, dass der Henker unschuldig war und die Lamaru bis zum dreckigen Hals in der Sache mit den Psychopomps drinsteckten, ließ ihr nach wie vor keine Ruhe, aber in diesem Haus würde sie den Beweis dafür nicht finden. Mist! Sosehr es ihr schon aus Prinzip gegen den Strich ging, Lauren recht zu geben, blieb ihr in diesem Fall vielleicht nichts anderes übrig. Die Zusammenarbeit mit dem Squad verschaffte ihr keinen Zugang zum Archiv mit den Beweisstücken oder zu Akten, die nichts mit ihrem Fall zu tun hatten, also war das Haus ihre einzige Hoffnung. So viel also zum Thema Hoffnung. Als hätte sie das nicht schon längst gewusst.
    Sie hatte es gerade geschafft, die Tür eines gewaltigen Schranks zuzuschieben, als plötzlich eine Männerstimme von untern heraufdrang.
    »Ist ja eklig hier.«
    Irgendetwas an dieser Stimme - abgesehen davon, dass überhaupt jemand außer ihr hier war - ließ sie innehalten. Sie kam ihr bekannt vor, aber nicht sehr.
    Jetzt sprach jemand anders - eine Frau. »Ja, aber das ist so ziemlich der einzige Ort in der ganzen Stadt, an dem du so gut wie sicher bist. Du hast einfach zu viele Nachbarn.«
    »Überall in Downside ...«
    »Überall in Downside können dich die Leute dieses widerlichen Bastards aufspüren. Sie sehen alles. Wir sind das doch jetzt hundertmal durchgegangen. Außerdem liegt die Entscheidung nicht bei mir. Oder bei dir.«
    Verdammt! Wie sollte sie denn aus der Nummer wieder rauskommen? Sie konnte natürlich die Treppe runterstürzen und einfach nur Gas geben. Aber die Eingangstür war doppelt abgeschlossen, und die Riegel beiseitezuschieben würde sie wertvolle Sekunden kosten. Die Küche war nicht besonders groß. Sie würden sie schnappen, bevor sie auch nur die Straße erreichte.
    »Ich sehe nicht ein, warum wir ihn nicht einfach umlegen können. Nach allem, was er ihr angetan hat...«
    »Wenn du ihn findest, kannst du ihn gerne umlegen.«
    »Das ist doch ganz einfach. Er zieht überall diese alberne Show ab, um seine blöden Tränke zu verticken, die sowieso nicht richtig funktionieren. Das ist ...«
    Die Frau unterbrach ihn erneut, aber Chess hörte nicht mehr hin. Maguinness. Sie unterhielten sich über Maguinness.
    Was zur Hölle? Wer waren denn diese Leute, der Mann mit der Stimme, die ihr so verflucht bekannt vorkam, und die Frau? Hatte Maguinness den Henker gekannt?
    Verdammt! Irgendwas hatte sie übersehen. Inzwischen redeten sie nicht mehr über Maguinness, jedenfalls kam es ihr so vor.
    »Vertrau ihm einfach! Er weiß schon, was er tut«, sagte die Frau. »Hat er das etwa noch nicht bewiesen? Wir machen einfach, was er sagt, halten ihn auf dem Laufenden und dann ...«
    »Ich will hier so kurz wie möglich bleiben.«
    »Das wirst du. Eine Nacht, Erik. Höchstens zwei.«
    Erik? Erik Vanhelm? Chess zögerte, dann riskierte sie es und spähte die Treppe hinunter in die Küche.
    Ja, Erik Vanhelm. Er sprach mit einer Frau, die Chess den Rücken zukehrte. Langes Haar fiel ihr bis auf die Schultern. Es glänzte silbrig im Mondschein. Dunkelblond vielleicht oder hellbraun? Egal. Das rauszufinden war das Erwischtwerden irgendwie nicht wert, also schlüpfte Chess wieder in die Dunkelheit zurück.
    »Warum bleibst du nicht hier bei mir?«
    »Das weißt du doch. Ich muss los, und du brauchst Schlaf.«
    Vanhelm seufzte. »Ich weiß, ich weiß. Aber Morgen ...«
    »Morgen treffen wir uns dort, genau. Und danach kannst du bei mir übernachten.«
    Stoff rieb sich an Stoff, und eine leichte Veränderung der Stimmung verriet Chess, dass das Paar den Mund vorübergehend anderweitig beschäftigte.
    Jetzt konnte sie vielleicht die Treppe runterschleichen und sich im Wohnzimmer verstecken, bis Vanhelm schlafen ging. Falls er überhaupt irgendwann ins Schlafzimmer wechselte und nicht einfach beschloss, die ganze Nacht femzusehen oder auf der Couch zu pennen. Na

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