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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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schmutzigen Boden gedrückt wurde. Da war nicht bloß Schmutz und Staub; Blut kroch über den Zement auf sie zu, Blut von den toten Tieren in der Ecke.
    Ein Kichern von der Tür her. »Beeil dich, wir haben keine Zeit.«
    Sie hörte es kaum. Ihr Magen rebellierte. Nur ihr verzweifeltes Schlucken, das Wissen, dass sie hier mit dem Gesicht in der Pfütze liegen musste, wenn sie sich erbrach, hielt sie davon ab, das bisschen Wasser von sich zu geben, das sie im Auto getrunken hatte. Die Keime auf dem Boden, im Blut, der Schmutz auf ihrem Körper, die Hände, die sie hinabdrückten, so schmutzig, so dreckig ... Sie konnte nicht atmen, nicht denken, sich nicht bewegen, sie war gefangen, sie war zu klein, zu schwach, und sie hatte es einfach nicht besser verdient. Mist, warum hatte sie es auch nicht geschafft, sich ihre Pillen zu schnappen, als sie im Treppenhaus gewesen war? Sie brauchte sie, ohne konnte sie nicht klar denken ...
    Vanhelms freie Hand tastete an ihrem Bauch nach den Knöpfen der Jeans. Und öffnete sie.
    Sie sah rot. Der verschwommene Schleier des einsetzenden Entzugs, die lähmende Angst, die Erinnerungen an die Vorträge einer schrecklich wohltönenden Stimme über Keime und speziell die Keime, die schmutzige kleine Mädchen mit sich rumschleppten - all das riss ab, verschwand aus ihrem Bewusstsein, und ließ nichts zurück als besinnungslose, weißglühende Wut.
    Er wollte sie vergewaltigen. Er hatte hier oben auf sie gewartet, auf sie gelauert, sie geschlagen, in den Dreck geschubst - und jetzt glaubte dieses dumme Stück Scheiße, dass er hier mal eben einen wegstecken, sie gegen ihren Willen benutzen konnte?
    Nie, nie wieder würde das jemand mit ihr machen. Nie wieder.
    Sie erschlaffte. Keime, Ungeziefer und der ekelhafte Geschmack des Staubs waren ihr jetzt egal. Etwas Kaltes, Abwartendes war an die Stelle dieser Ängste getreten. Sollte er ruhig glauben, dass sie aufgegeben hatte. Sie rang sich ein bisschen Gewimmer ab. Die Ratte hatte nicht mehr lange zu leben, gleich würde sie sein Blut an ihren Händen spüren ...
    Der Reißverschluss ging auf. Keine Angst. Nur Abwarten. Hier gab es nur einen, der sich in Gefahr befand, und das war ganz bestimmt nicht sie. Er presste ihr immer noch den Arm in den Nacken. Sie spürte den Druck, heiß wie ein Brandeisen, spürte ihn in ihrem Rücken, als sähe sie sich einen Film an. Sie konzentrierte sich mit jeder Faser ihres Körpers, mit jedem Gedanken auf ihn. Nichts sonst existierte.
    »Erik?«
    »Ich bin gleich da«, rief er.
    »Nein, Erik, Scheiße ...«
    »Gebt mir noch fünf Minuten!«
    Ihr Messer steckte in der Jeanstasche. Sie würde schnell sein müssen. Wann war der richtige Moment? Wenn sie zu früh aus der Deckung kam, wäre er nicht verwundbar genug. Er hätte immer noch ihren ganzen Körper im Blick, nicht nur die Teile, die ihn besonders interessierten. Sie musste den richtigen Zeitpunkt abwarten, Geduld, Geduld ...
    Ein Schuss, unfassbar laut. Lauren schrie - sie musste ihre Pistole gefunden haben. Brüllende Männerstimmen. Lauren war noch am Leben. Das war das Entscheidende.
    Jetzt hatte sie keine Hosen mehr an. Der Fußboden fühlte sich kalt auf ihrer empfindlichen Haut an. Er hob sie mit einem Arm an und zog sie auf die Knie, während sich kaltes Metall an ihre Kehle presste. Das war nicht ihr Messer. »Halt still!«
    Er hatte ja keine Ahnung, was für einen gewaltigen Fehler er da gerade gemacht hatte. Nicht die geringste Ahnung.
    Das Rascheln seiner Robe, als er sich hinter ihr bewegte, so laut. So langsam. Die Klinge in seiner rechten Hand, die sich rechts an sie drückte. Davon musste sie sich wegrollen. Ein Geruch lag in der Luft, den sie eigentlich hätte wiedererkennen müssen, aber nicht benennen konnte. Sie war zu sehr auf den Moment konzentriert, darauf, den richtigen Augenblick zu erwischen.
    Mit der anderen Hand ließ er ihren Körper los. Er brachte sich in Position. Jetzt .Jetzt!
    Sie rollte nach links herum, ließ den Ellbogen wegknicken und stieß den rechten Arm hinter sich. Mit der Schulter schlug sie das Messer aus dem Weg; ihr Arm verfehlte ihn, aber die Beine, die mit dem Schwung ihrer Drehung durch die Luft wirbelten, trafen. Sie warf ihn seitlich zu Boden, die Beine auf seiner Brust. Nicht genug, nicht brutal genug.
    Seine Klinge schlitzte ihr den Oberschenkel auf. Keine Zeit zum Schreien, aber verdammt, tat das weh, oh Scheiße, sie brauchte ihre Scheißpillen, und es war seine Schuld, dass sie keine bekam, alles

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