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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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breit niemand, der die Psychopomps des Schlachthofs beschwören konnte. Sie würde sich ganz sicher nicht den Dingern nähern, die die Lamaru produziert hatten, selbst wenn sie sie in der Haupthalle finden würde.
    Geister wirbelten dort unten umeinander, verblassten, wenn sie durch die lodernden Flammen glitten, nur um einen Moment später wieder aufzutauchen, sobald die Hitzeenergie nachgelassen hatte und sie wieder in der Lage waren, sich zu manifestieren. Ein ganzer Haufen von ihnen kämpfte sich die Treppe hinauf, die Furcht einflößenden Gesichter ihr zugewandt und die leeren Augen mit hasserfüllter Intensität auf sie gerichtet.
    Ihre Hände umklammerten Messer und Betonbrocken. Bewaffnete Geister. Tödliche Geister, die geradewegs auf sie zusteuerten.
    Im Psychopompraum wäre sie vor ihnen sicher. Durch die eisenverstärkten Wände und die Tür würden sie es nicht schaffen. Sie konnte sich jetzt auf dem Absatz umdrehen, an den Stäben vor dem Fenster arbeiten, es aufkriegen und die Feuerleiter erreichen ... und Lauren hier dem sicheren Tod überlassen.
    »Lauren! Lauren!« Warum sollte sie eigentlich nicht schreien? Ihre Anwesenheit konnte sie ja sowieso nicht verbergen, wo die Geister sie doch ohnehin schon direkt anstarrten. Eigentlich war es vielleicht sogar hilfreich. Sollten sie doch auf ihren Mund starren, ihr Gesicht beobachten, dann würden sie wenigstens nicht mitkriegen, wie sie die Hand in die Tasche schob.
    »Cesaria!« Laurens Stimme war kaum wiederzuerkennen, so schwach und schrill vor Panik klang sie. Trotzdem, es war Lauren, und das war eine echte Erleichterung - genau wie der Teufelsdreck in ihrer Hand.
    Weniger beruhigend hingegen war, dass Laurens Stimme aus den Büros am anderen Ende der Rampe zu kommen schien. Die große Treppe, die die Geister jetzt gerade heraufkamen, lag damit zwischen ihr und Lauren. Sie musste mitten durch sie hindurch.
    Sie riskierte einen schnellen Blick hinüber, wobei sie die Geister aus den Augen ließ. Die Büros in diesem Stockwerk hatten zwar massive Wände - vielleicht sogar ebenfalls eisenverstärkt aber direkt unter der Decke waren schmale waagerechte Fenster eingelassen. Über eins zogen sich Risse; gerade als Chess hinsah, schlug etwas dagegen und beulte die Scheibe ein Stückchen weiter aus. Ja, Lauren war da drin.
    Die Geister waren oben an der Treppe angekommen. Unter dem Schweißfilm, der mittlerweile ihren gesamten Körper bedeckte, juckten und brannten ihre Tattoos.
    Aber im Hintergrund spürte sie die beruhigende Süße ihrer Pillen, die sich mit einer ganz anderen Art von Wärme in ihr ausbreitete, die schlimmste Dunkelheit verscheuchte und dafür etwas Kraft zurückließ. Das waren doch nur ein paar blöde Geister - immerhin verdiente sie mit diesem Scheiß doch ihren Lebensunterhalt, oder etwa nicht?
    Klar tat sie das. Okay. Sie ballte die Faust um den Teufelsdreck, während sie den Vormarsch der leuchtenden Toten im Auge behielt. Durch die Gestalten sahen die Flammen blasser aus. Schatten ballten sich hinter ihnen wie blaue Flecken auf ihrer nicht vorhandenen Haut. Die schwarzen Löcher ihrer Münder öffneten sich.
    Sie warf den Teufelsdreck und holte mit dem Oberkörper so viel Schwung, dass sie ihn direkt in die Augen bekamen - oder dahin, wo die Augen gewesen wären. »Akrandia hellarum dishager. «
    Der Standard-Bannspruch ließ sie kurz flackern. Sie hatte gar nicht erwartet, dass die Formel ohne andere Ritualzutaten oder irgendetwas, womit sie die Geister kontrollieren konnte, überhaupt eine Wirkung zeigen würde. Aber der Teufelsdreck bannte sie an Ort und Stelle fest. Nicht für lange sicherlich, aber vorübergehend waren sie erstarrt, und die nächste Welle war noch nicht oben auf der Treppe angekommen. Jetzt oder nie!
    Der Riemen ihrer Tasche grub sich in die schweißnasse Schulter, als sie sich an ihnen vorbei-und hindurchdrängte. Verdammt, sie hätte nie gedacht, dass sie die eisige Berührung eines Geisterkörpers, die ihr bis ins Mark drang, mal als Erleichterung empfinden würde, aber so war es. Wäre sie nicht so versessen darauf gewesen, hier rauszukommen - und nicht wenigstens halbwegs geistig gesund -, dann wäre sie vielleicht sogar versucht gewesen, sich ein, zwei Minuten darin abzukühlen.
    Aber sie war tatsächlich wenigstens halbwegs geistig gesund, und vor allem war sie auch nicht ganz blöd, und so erreichte sie die Bürotür, bevor die Geister sich wieder zusammenraufen konnten. »Lauren!«
    Die Tür klapperte

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