Geisterstunde in Los Angeles
wissen Sie nicht?«
»Nein.«
Harte Tritte näherten sich mir. Dann hörte ich eine Stimme. Gleichzeitig fielen Schatten auf mich nieder. Zwei Beamte der Metropolitan Police rahmten mich ein. »Lassen Sie das, Mister. Wir kümmern uns um den Verletzten.«
»Ja, natürlich.« Ich stand auf und machte Platz. Es hatte keinen Sinn, den Mann noch länger zu verhören! Er war das Opfer einer anderen Macht geworden.
Ich gesellte mich zu Bill und Suko, die etwas abseits standen. »Wo steckt Tudor?« fragte ich.
»Noch im Wagen.«
»Weshalb?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Suko.
Bill Conolly hatte eine Frage. »Weißt du mehr, John?«
Ich nickte. »Möglich.«
»Und? Rede!«
Ich räusperte mir die Kehle frei. »Aibon«, sagte ich leise. »Es muß mit Aibon zu tun haben.« Ich erzählte, was mir in der kurzen Zeit im Wagen widerfahren war. »Als ich dann mein Kreuz nahm, um mich zu befreien, bekam es einen grünen Schimmer.«
»Ja«, bestätigte auch Suko. »Das ist Aibon. Aber wieso? Was kann Aibon hier mit Hollywood oder L. A. zu tun haben?«
»Frag mich was Leichteres.«
Polizisten kamen zu uns. Wir wurden als Zeugen gebraucht. Andere Fahrer befragte man ebenfalls. Sie konnten auch keine Erklärung abgeben.
»Vielleicht ist dem Mann übel geworden«, sagte ich.
Der Beamte schaute mich an. »Übel!« Er lachte. »Der Kerl hat etwas ganz anderes erzählt. Er sprach von einem Geist, der plötzlich in seinen Wagen eindrang.« Der Mann schlug gegen seine Stirn. »Verrückt ist das, einfach verrückt. Aber wir sind hier in Hollywood, da hat man es ja nur mit Irren zu tun.«
»Wir können Ihnen auch nichts sagen, Sir.«
»Gut. Sollte noch etwas sein, wir haben Ihre Personalien.« Für den Beamten war die Sache damit erledigt. Er ging zu seinen Kollegen, die inzwischen nach einem Abschleppwagen telefoniert hatten, der bereits anrollte.
»Mal sehen, was Tudor Buckly macht«, sagte Bill und sprach uns damit aus dem Herzen.
Dem Mercedes war nichts passiert. Wir schoben uns durch den Ring der Schaulustigen. Es waren bunt gekleidete Typen. Hier fand man alles. Vom Filmboß bis zum Hippie, der noch übriggeblieben war und nur mehr von seinen Blumenzeiten träumen konnte.
Junge Mädchen fielen auf. Sie waren oft bunt gekleidet wie Schmetterlinge. Eine lässige Mode trugen sie zur Schau und ließen sich in nichts hineinzwängen. Ihre Blicke waren oft genug begehrlich. Wir lasen auch Hunger nach Leben, die Sucht nach dem schnellen Vergnügen oder auch der rasanten Karriere. Für viele dieser Girls endete der Traum oft genug an der Nadel.
Als wir auf den Mercedes zuschritten und von Buckly gesehen werden konnten, stieg dieser aus. Er fuhr mit einer Hand durch seine Löwenmähne und fragte: »Ist alles glatt gelaufen?«
Bill bejahte. »Dem Fahrer ist praktisch nichts passiert.«
»Das ist gut.«
»Weshalb sind Sie im Wagen geblieben?« wollte Suko wissen.
Buckly lachte. »Weil ich im gleichen Augenblick einen Anruf bekommen habe.«
»War er wichtig?«
Buckly nickte uns zu. »Das kann man wohl sagen, Gentlemen. Mich rief ein gewisser Abel Lamotte an.« Wir hoben die Schultern.
»Das ist ein Regisseur«, erklärte Buckly. »Wir kennen uns recht gut. Er weiß auch, welches Buch ich geschrieben habe und daß ich zuvor recherchierte. Er wollte mich unbedingt sprechen, deshalb habe ich ihn dazugebeten.«
»Er kommt also ins Cage?«
»Genau, Bill.«
Das Lokal hieß Cage. Dort würden wir wahrscheinlich auch die Personen finden, denen etwas Ungewöhnliches widerfahren war. Die Clique war eigentlich jeden Abend da, um über die Dinge zu diskutieren, die jenseits der normalen Bewußtseinsschwelle lagen.
»Weshalb wollte er Sie so dringend sprechen?« erkundigte sich Suko.
»Das hat er nicht genau gesagt. Er ist jedenfalls lange von der Polizei verhört worden. Zwei Männer sind bei Dreharbeiten verschwunden oder geholt worden. So genau weiß ich das auch nicht.«
»Von wem?«
»Das will er uns noch sagen.«
Ich schaute auf die Uhr. »Was hindert uns eigentlich daran, ins Cage zu fahren?«
Buckly grinste. »Eigentlich nichts, kommen Sie.«
Der Mercedes war fahrbereit. Bill und Tudor stiegen bereits ein. Suko hielt sich an meiner Seite. »Aibon«, sagte er leise. »Hast du dich auch nicht getäuscht, John?«
»Ich glaube nicht.«
Er hob die Schultern. »Nun ja, wir werden sehen, was uns dieser Lamotte zu erzählen hat.«
Tudor Buckly lächelte mich knapp an, bevor er startete. »Ich bin noch immer nervös«,
Weitere Kostenlose Bücher