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Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)

Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)

Titel: Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Felix
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frieren und auch mir setzte die Kälte allmählich zu.
    »Wer bist du?«, fragte Mrs. Abagnale und begann wieder sinnlose Spiralen zu zeichnen. »Du hast gesagt, du wärst gleich, aber ich verstehe das nicht. Bist du vielleicht gar nicht der, für den wir dich halten? Bist du vielleicht Peter?«
    Mr. Abagnale konnte wieder etwas entziffern. »Nein«, las er.
    »Nein.« Und noch mal: »Nein.«
    »Warum spukst du hier in diesem Haus? Warum tust du das?«
    Mr. Abagnale wechselte das Papier, ohne etwas zu sagen.
    »Warum kannst du William nicht in Frieden lassen? Warum kannst du keine Ruhe finden?«
    »Kann nicht«, las Mr. Abagnale und nahm das Blatt weg. Es segelte zu Boden, so dass es hinter mich fiel und ich es lesen konnte. Es stand tatsächlich 'Kann nicht' darauf.
    »Warum kannst Du keine Ruhe finden?«
    »William«, las Mr. Abagnale vor.
    Das war für mich wie ein Schlag in den Magen.
    »William?«, fragte Mrs. Abagnale. »Was ist mit William? Ist er der Grund, warum Du keine Ruhe finden kannst?«
    »Ja«, las ihr Mann vom Papier und riss es sogleich weg.
    Trotz der Kälte, die uns umgab, wurde mir plötzlich heiß. Was zur Hölle, sollte ich denn getan haben, das den Geist nötigte, bei mir zu spuken?
    »Hat William dir etwas angetan, als du noch gelebt hast?«, fragte Mrs. Abagnale.
    Das war zuviel für mich. Wie konnte sie es wagen? Ich wollte aufspringen und sie zurechtweisen. »Nein«, las ihr Mann, noch bevor ich den Mund aufmachen konnte.
    »Nein«, wiederholte er.
    Ich sank zurück in meinen Stuhl. Zumindest war ich in dieser Hinsicht entlastet.
    »Hat jemand anderes dir etwas angetan?«
    »Nein«, sprach Mr. Abagnale sogleich.
    »Warum bist du dann hier? Was sind deine Beweggründe?«
    Mr. Abagnale legte ein weiteres leeres Blatt Papier frei und las ab, was seine Frau kaum lesbar kritzelte.
    »Ich... nicht anders«, sagte er. »Ich kann nicht anders«, korrigierte er sich und sah kurz zu mir.
    Eine Weile sagte niemand etwas. Dann flogen plötzlich ein paar dutzend CDs aus dem Regal auf der gegenüberliegenden Seite des Raums. Beverly schrie auf und hielt sich die Hand vor den Mund.
    Ich musste kein Medium sein, um zu begreifen, dass hier jemand wütend wurde, weil niemand verstand, was er zu sagen versuchte.
    »Schh!«, machte Mrs. Abagnale. »Du brauchst nicht zornig zu werden. Schhh! Beruhige Dich!«
    Frostige Wellen trafen auf uns. Jedes Mal, wenn es geschah, schreckten alle auf – bis auf Mrs. Abagnale, die als Einzige den Geist zu sehen vermochte und weiter den Kohlestift bewegte.
    Danach kehrte langsam wieder Ruhe ein.
    »William fürchtet sich«, sagte Mrs. Abagnale in die Runde. »Er fürchtet sich vor dir. Beverly fürchtet sich vor dir. Warum fürchten wir uns vor dir?«
    »Nicht meine Schuld«, las Mr. Abagnale.
    Es wurde wieder ein wenig kälter. Beverly konnte es auch spüren. Sie zitterte.
    Ich spürte, wie das Pochen in meiner Schläfe zunahm. Etwas braute sich zusammen. Und dann stellte Mrs. Abagnale eine Frage, welche die Situation eskalieren ließ.
    »Bist du für den Tod von Peter verantwortlich?«, fragte sie.
    Ich schaute auf das große Blatt Papier, auf dem ich nur eine unendliche Spirale erkennen konnte. Mr. Abagnale legte eine neue Seite frei.
    »Bist du für den Tod von Peter verantwortlich?«, rief Mrs. Abagnale. »Sag uns die Wahrheit! Bist du für den Tod von Peter verantwortlich? Bist Du für den Tod von Williams Freund verantwortlich? Sag uns die Wahrheit, oder schweig!«, schrie sie.
    Ihre Handbewegungen auf dem Papier wurden so ausladend, dass sie über das Papier schrieb und ihr Mann es festhalten musste. Dann konnte ich die Antwort lesen.
    »Nein«, sagte Mr. Abagnale. »Nein, nein, nein.«
    Ich hörte einen Schrei in meinem Kopf, der lange nachhallte.
    Mit dem Geräusch des Windes, der durch eine Ritze pfeift, strömte eine Luftverwirbelung aus dem Wohnzimmer, in den Flur, die Treppe rauf und endete mit einem donnernden Zuknallen der Schlafzimmertür.
    Mrs. Abagnale saß mit weit geöffneten Augen kerzengerade und wirbelte mit dem Stift weitere große, kleine und teils unleserliche Neins auf das Papier.
    Ihr Mann erkannte den Ernst der Situation und hielt ihre Hand fest.
    Vom Obergeschoss drangen stampfende Schritte durch das Gebälk zu uns vor, die der Auftakt zu einer Kaskade von wütendem Poltern, Rumpeln und Grollen waren.
    Beverly klammerte sich verzweifelt an mich.
    »Was haben Sie getan?«, schrie ich Mrs. Abagnale an. »Warum haben Sie es provoziert?«
    »Sie

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