Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)
Finanzielle zu regeln hatte. Mr. Abagnale ging seinerseits zu seinem Auto und verstaute seine Tasche im Kofferraum. Er ging wohl von derselben Annahme aus.
»Ihre Theorie, mein Haus für immer zu verlassen, hat einen Haken«, sagte ich zur Abagnale, als wir unter uns waren. »Wenn der Geist an mich gebunden ist, wie Sie sagen, dann wäre es völlig egal, wo ich hingehe. Das Ding würde mir überall hin folgen. Habe ich recht?«
»Wäre es Ihnen lieber gewesen, ich hätte genau das in Gegenwart ihrer Freundin gesagt?«
»Nein«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Dann gibt es keine Lösung außer der, die sie zu Papier gebracht haben?«
»Wenn es eine gibt, dann entzieht sie sich meiner Kenntnis.
Aber Ihr Tod ist auch keine Lösung. Ich kann in Ihren Augen sehen, dass Sie schon mehr als nur einmal über diese Möglichkeit nachgedacht haben. Ich kann Sie jedoch nur beschwören, es nicht zu tun. Sie würden so niemals hinter das Geheimnis kommen.
Vielleicht haben wir ein wenig Glück. Vielleicht hört der Geist eines Tages von sich aus auf. Was die Zukunft für Sie bringt, Mr. Rafton, wird Ihnen jedoch niemand sagen können.
Doch unter Umständen gibt es Hoffnung für Sie: Während der Anrufung habe ich merkwürdigerweise immer wieder etwas gesehen. Ich weiß nicht genau, was es zu bedeuten hatte. Aber wenn Sie absolut nicht weiter wissen und verzweifelt sind, und wenn meine Hoffnung, der Geist würde schwächer werden, sich nicht erfüllen sollte, dann gibt es nur einen Ort, an dem Sie vielleicht alle Antworten auf Ihre Fragen finden werden.«
»Sprechen Sie weiter.«
»Sie müssen dorthin zurück, wo alles angefangen hat.«
»Sie meinen mein Schlafzimmer?«
»Nein. Ich meine den Ort, wo alles angefangen hat. Zu der Felsterrasse an der Steilküste. Dort, wo einst zum ersten Mal das Gespensterschiff gesichtet wurde. Dort hat es begonnen. Alles, was von jenem Tage an in Lost Haven geschehen ist, hat dort seinen Ursprung. Ich habe diesen Ort immer und immer wieder gesehen, während ich mit dem Geist kommuniziert habe.
Ich kann Ihnen nicht sagen, warum. Ich weiß nur, dass dort der Schlüssel verborgen ist, der Ihrem Leid ein Ende bereiten könnte. Dort sind die Antworten. Das weiß ich ganz bestimmt.«
»Wenn dieser Ort mir die Antworten geben kann, warum soll ich nicht gleich dorthin gehen?«
Mrs. Abagnale lehnte ihren Kopf vor und flüsterte mir ins Ohr: »Weil ich dort neben den Antworten auch den Tod gesehen habe.«
Ich trug ihre letzte Information mit Fassung.
»Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit. Ich werde Ihnen das Geld...«
»Lassen Sie gut sein. Ich werde kein Geld annehmen.
Leben Sie wohl«, sagte sie und ging zum Wagen ihres Mannes.
Ich sah ihr hinterher und stieg dann in Beverlys Auto.
»Ist alles klar?«, fragte sie mich.
»Ich denke schon.«
Beverly ließ den Motor an und fuhr los.
Ich drehte mich um und sah, wie sich mein Haus entfernte.
Und ich hatte das unbestimmte Gefühl etwas Unerledigtes zurückgelassen zu haben.
4
Den restlichen Abend redeten Beverly und ich nicht viel. Wir waren zu ausgelaugt, zu schwach, um noch über das Erlebte zu sprechen.
Erst am nächsten Tag setzten wir uns zusammen. Ich konnte Beverly ansehen, wie sehr ihr die letzte Nacht zu schaffen gemacht hatte. Mehr als das: Sie hatte sich verändert. Sie sah aus, als hätte man ihr etwas weggenommen.
Dieses Ding hatte Sie berührt, als sie versucht hatte, mir zu helfen. Es muss sich für sie angefühlt haben, als hätte der Tod persönlich seine eiskalte Hand nach ihr ausgestreckt.
Sie würde es mir gegenüber niemals zugeben, aber etwas in ihr war nach dieser Berührung gestorben.
Ich wünschte, ich hätte sie von all dem ferngehalten. Aber jetzt war es zu spät.
»Hast du darüber schon nachgedacht, was Mrs. Abagnale gestern gesagt hat?«, fragte sie mich.
»Ich weiß nicht, ob ich mein Haus einfach so aufgeben möchte, Beverly.«
»Das verstehe ich«, beeilte sie sich zu sagen. »Es tut mir sehr Leid, dass du das alles mitmachen musstest. Geht es dir gut?«
»Du sollst dir doch um mich keine Sorgen machen«, sagte sie und lächelte. Doch war ich in diesem Moment nicht imstande, hinter ihre Fassade zu sehen. Etwas, das mir verborgen blieb, ging in ihr vor. Und es war gewiss nichts Gutes.
Ich war mir nur noch über eines im Klaren. Ich durfte sie nicht mehr diesem Unglück weiter aussetzen.
Unter keinen Umständen.
Auch wenn das bedeutet, dass ich mich von ihr...
»Jack, ich musste
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