Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)
hasserfüllt an.
»Ich werde Amy und dieses Haus nicht so einfach aufgeben!«, schrie ich unbeherrscht.
Auf einmal wirkte meine Frau mir sehr fremd, kühl und gefasst. Allein schon gegen ihren Blick wirkten meine letzten Worte nur wie ein schlechter Bluff. Michelle dagegen war bereit, bis zum Äußersten zu gehen.
»Willst du es darauf ankommen lassen? In deinem Zustand? Willst du das?«, fragte sie.
»Was?«
»Wenn du mir nicht Amy und das Haus lässt, mach ich dich so fertig, dass du wünschen wurdest, mich nie kennengelernt zu haben! Glaubst du, du würdest einen Prozess gegen mich gewinnen? Jack Rafton, der alkoholkranke Versager will das Sorgerecht für seine Tochter. Glaubst du das wirklich? Ich sag dir was: Versuch es doch! Dann gehe ich zur Presse und erzähle denen, wie schlimm deine Sucht ist. Ich erzähle ihnen von deinen Ausfällen.«
Ich starrte sie ungläubig an. »Du mieses Miststück. Das würdest du nicht wagen.«
»Und dann erzähle ich ihnen, wie du mich und Amy in deinem Suff geschlagen hast. Wieder und wieder!«
Wenn ich eine Sache in meinem Leben beschwören würde, dann die, dass ich niemals in meinem Leben meine Hand gegen meine Frau oder meine Tochter erhoben habe oder erheben würde. Das wusste Michelle natürlich. Deshalb konnte sie mich nicht tiefer verletzen, als mit dieser Drohung.
Sie wirkte regelrecht zufrieden, als sie sah, dass ich wie gelähmt war, unfähig diesem Hass noch etwas entgegenzusetzen.
»Wieso tust du mir das an?«
»Weil ich dich nie wirklich geliebt habe«, sagte sie, ohne darüber nachdenken zu müssen. Und trotz der Grausamkeit ihrer Worte, war ich in gewisser Weise dankbar für ihre Ehrlichkeit.
Amy wusste, dass ihre Eltern bald getrennte Wege gehen würden. Sie wusste es vermutlich schon, bevor Michelle es endgültig geplant hatte. Kinder haben für so etwas einen Sechsten Sinn. Man sollte das nie unterschätzen.
Mir wurde klar, dass ich Amy eine Schlammschlacht zwischen ihren Eltern nicht zumuten konnte. Ich wollte nicht, dass sie litt.
Und so gab ich auf. Einfach so. Ich überließ Michelle das Haus, weil Amy hier zu Hause war. Im Gegenzug sicherte sie mir zu, Amy an den Wochenenden mit zu mir nach Lost Haven mitnehmen zu dürfen. Das fiel ihr nicht schwer zu versprechen, denn sie wusste ganz genau, dass Amy das Haus in Lost Haven ablehnte, weil sie glaubte, dort eines Nachts, als wir in unseren letzten Sommerurlaub dort verbracht hatten, von einem Geist heimgesucht worden zu sein. Seither fürchtete sie sich vor dem Haus. Nach meinen Erlebnissen in den letzten Wochen hier, kann ich ihr das nicht verübeln.
Nachdem ich schließlich nach Lost Haven zog, war die Realität die, dass ich Amy nur sehr selten zu Gesicht bekam. Dafür sorgte ihre Mutter und deren Eltern, die sie in ihre Pläne penibel eingeweiht hatte, und die sie erfolgreich gegen mich aufgehetzt hatte.
Ja, natürlich. Ich hätte um Amy kämpfen müssen. Aber ich war viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Mit dem Trinken und mit meinem Selbstmitleid. Ich wollte leiden. Ich kasteite mich regelrecht selbst, weil ich mich für mein umfassendes Versagen bestrafen wollte. Ich war erbärmlich.
Möglicherweise wäre ich eines Tages von selbst darüber weggekommen. Vielleicht hätte ich meiner Ex-Frau eines Tages verzeihen können, wenn da nicht dieser eine Gedanke gewesen wäre, der mir immer wieder durch den Kopf geisterte.
Denn, obwohl ich, wie ich bereits erwähnte, selber nie einkaufen ging, stand immer, wenn ich in den Keller spazierte, um mich zu besaufen, stets eine neue Flasche im Regal für mich bereit.
Mrs. Trelawney achtet auf ihre Rosen
1
Ich habe das Für und Wider sicherlich schon eine ganze Woche gegeneinander abgewogen. Ich hatte mich jedoch nun dafür entschieden, auf die Gefahr hin, dass Peter das Geschenk ablehnen würde. Ich meine, es geht hier schließlich nur um ein Buch für 12 Dollar. Ich kannte zwar den Tag von Peters Geburt aber nicht sein Alter, das ich jedoch mit ziemlicher Sicherheit auf Mitte Dreißig schätzte.
Obwohl Peter und ich die letzten drei Jahre viel Zeit miteinander verbracht hatten, wussten wir doch nur sehr wenig voneinander. Das Meiste von dem Wenigen, das wir voneinander wussten, beruhte nicht auf Gesprächen, sondern auf reiner Intuition. Peter erzählte mir einmal nur, dass er als Broker gearbeitet und entsprechend gutes Geld verdient hätte, bevor er sich im Zuge der Finanzkrise aus dem Geschäft zurückgezogen hat.
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