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Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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Geräusch war das leise, heimelige Summen der Kühlschränke. Als ich den ersten öffnete, kriegte ich erst mal einen ziemlichen Schock. Der ganze Kühlschrank war voller zugeschweißter Blutbeutel. Ehrlich. Und natürlich lief mir bei dem Anblick das Wasser im Mund zusammen.
    Ich knallte die Tür wieder zu.
    Dann überlegte ich es mir anders und öffnete sie wieder. Entschlossen nahm ich einen Beutel. Ich hatte so gut wie keinen Schlaf gehabt. Ich stand unter extremem Stress. Ein blöder unsterblicher gefallener Engel wollte was von mir und behauptete, ich sei ein Mädchen aus
Dreck
, das schon längst tot war. Ich sollte der Tatsache ins Auge sehen, dass ich was Stärkeres als Cola brauchte, um den Tag zu überstehen.
    Eine Schere fand ich in der obersten Schublade der Kücheninsel, und bevor mich mein schlechtes Gewissen oder Ekel überkommen konnten, schnitt ich den Beutel auf und kippte ihn mir in den Mund.
    Ich weiß, ich weiß. Es klingt einfach nur schauderhaft, wie ich dastand, und das Blut troff wie Saft aus einer Capri-Sonne-Packung, aber es war traumhaft lecker. Es schmeckte überhaupt nicht wie Blut – oder zumindest nicht so metallisch-salzig, wie ich es in Erinnerung hatte, bevor ich Gezeichnet worden war. Es war aromatisch und prickelnd, wie exquisiter Honig gemischt mit Wein (falls man Wein mag) gemischt mit Red Bull (aber entschieden besser im Geschmack). Ich spürte, wie es sich in meinem Körper ausbreitete und mir einen Energieschub verpasste, der das Grauen des Albtraums, das mir immer noch in den Knochen saß, schnell vertrieb.
    Ich knüllte den leeren Beutel zusammen und warf ihn in den großen Abfalleimer in der Ecke.
Dann
nahm ich mir eine Dose Cola und eine Tüte Cheese-Doritos. Mein Atem roch von dem Blut sowieso schon eklig, da konnte ich genauso gut Doritos frühstücken.
    Erst dann wurde mir klar: Erstens, ich wusste nicht, wo Damien und Jack waren. Zweitens, ich musste dringend Schwester Mary Angela anrufen und erfahren, wie es Grandma ging.
    Ja, ich weiß, das klingt absonderlich: Ich wollte eine Nonne anrufen? Und noch absonderlicher war es, dass ich dieser Nonne das Leben meiner Grandma anvertraut hatte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Aber mit der Absonderlichkeit war es in dem Moment vorbei gewesen, als ich Schwester Mary Angela, Priorin des Tulsaer Benediktinerinnenklosters, kennengelernt hatte. Neben den üblichen Sachen, die Nonnen tun (beten und so), leiten Schwester Mary Angela und die anderen Schwestern die Katzenhilfsorganisation Street Cats – aus diesem Grund hatte ich sie überhaupt kennengelernt. Und zwar, weil ich beschlossen hatte, dass die Jungvampyre des House of Night sich mehr in der Stadt engagieren sollten. Ich meine, das Tulsaer House of Night gab es jetzt seit über fünf Jahren, aber es hatte was von einer kleinen Insel, die ganz für sich selbst existierte. Jeder, der auch nur ein bisschen Verstand hat, weiß, dass Abschottung und Unwissenheit Vorurteile schüren – hallo, ich hatte Anfang der zehnten Klasse Martin Luther Kings ›Brief aus dem Gefängnis von Birmingham‹ gelesen. Jedenfalls war Shekinah, nachdem zwei Vampyrlehrer grausam ermordet worden waren, mit meinem Vorschlag einverstanden gewesen, eine gemeinnützige Organisation zu unterstützen, solange ich dabei gut geschützt war (auf diese Art war Darius zu mir und meinen Leuten gestoßen). Also, ich hatte mir Street Cats ausgesucht, weil – na ja, mit all den Katzen im House of Night war das nur logisch.
    Mit Schwester Mary Angela hatte ich mich vom ersten Augenblick an gut verstanden. Sie ist auf coole Art gläubig und klug und hat keine Vorurteile. Sie glaubt sogar, dass Nyx eine andere Version der Jungfrau Maria ist (und Maria spielt bei den Benediktinerinnen eine große Rolle). Man könnte sagen, dass wir Freunde wurden, Schwester Mary Angela und ich. Und als Grandma von den Rabenspöttern angegriffen wurde und im St. John’s Hospital im Koma lag, bat ich Schwester Mary Angela, bei ihr zu wachen und sie zu beschützen, damit die Rabenspötter ihr nicht noch mehr antun konnten. Als dann im House of Night die Hölle losbrach, Neferet Shekinah tötete und Stark auf Stevie Rae schießen ließ, als Kalona auferstand und die Rabenspötter ihre Körper zurückbekamen, war es Schwester Mary Angela, die Grandma in einem unterirdischen Raum in Sicherheit brachte.
    Zumindest theoretisch hätte sie Grandma und ihre Mit-Nonnen unter die Erde bringen sollen (natürlich nur im wörtlichen Sinn!).

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