Geklont
Aris Fehde mit Jordan war älter, ein bitterer Streit. Aber sie bekam deine Testergebnisse zu sehen und kam zu dem Schluß, daß sie dich haben wollte.«
»Die Ergebnisse waren gefälscht!«
»Nein, das ist nicht wahr. Nicht außergewöhnlich hoch, das weißt du wohl. Aber über ein halbes Dutzend Gebiete verstreut. Du hattest die Qualitäten, die sie auch hatte. Nicht daß du dich mit ihr messen konntest, aber damals hattest du auch keine Olga Emory, die dich antrieb. Sie sagte mir persönlich - und das ist keine Lüge, mein Junge -, daß sie dich unbedingt in ihrem Flügel haben wollte, daß du besser seist, als die Testergebnisse gezeigt hätten, eine ganze Klasse besser, meinte sie, als Jordan. Das sind ihre Worte, nicht meine.«
»Dabei hatte sie aber nichts Wissenschaftliches im Sinn, wie du weißt.«
»Du irrst dich. Es ist nicht das, was du hören willst, weiß Gott. Aber wenn du verstehen willst, warum sie getan hat, was sie getan hat -, dann ist das etwas, was du unbedingt wissen solltest. Ich habe ein Interesse daran. Verstehst du, sie hatte Krebs. Zusammenbruch der Rejuvenilisierung. Die Ärzte streiten sich darüber, ob der Krebs die Rejuvenilisierung vereitelte oder ob die Rejuvenilisierung aus natürlichen Gründen scheiterte und den Krebs entstehen ließ. Was auch immer vor sich ging, sie wußte, daß sie in Schwierigkeiten war und das Timing nicht schlimmer hätte sein können. Ein chirurgischer Eingriff hätte das Projekt hinausgeschoben, deshalb unterstellte sie Petros und Irina ihren Anordnungen und verheimlichte es. Sie brachte das ganze Projekt in Gang, so daß zu dem Zeitpunkt, wenn sie sich einem Eingriff unterziehen mußte ... Ich bin mir sicher, daß sie das nicht ausgeschlossen hat: Sie war keine Idiotin; aber wenn sie es hätte machen lassen, wäre das Projekt nicht ohne Unterstützung zurückgeblieben, verstehst du, und es hätte ein paar Monate unter lockerer Leitung laufen können. Verstehst du: Ich weiß es, weil ich ihr Freund war, Justin. Ich war derjenige, dem sie Einsicht in ihre Notizen gewährte. Giraud hat die finanzielle Seite des Ganzen hervorragend im Griff. Aber mich interessiert, was sie interessiert hat: das Projekt. Ich glaube, du hast aufrichtige Zweifel daran. Keine Kontrolle, keine nachvollziehbaren Resultate... Aber es baut auf zwei Jahrhunderten nachvollziehbarer Resultate mit den Azis auf. Und natürlich gehört es nicht zu den Dingen, die wir quantifizieren können; wir haben es mit einem menschlichen Leben zu tun, einer emotionalen und einer subjektiven Dimension. Wir sind uns vielleicht völlig uneinig, Justin, hier drin, im Privaten, und ich respektiere deine professionelle Redlichkeit. Aber wenn du uns zu sabotieren versuchst, hast du mich zum Feind. Verstehst du mich?«
»Ja, Ser.«
»Ich sage dir noch etwas: Ari hat einige sehr große Fehler begangen. Aber sie war eine große Frau. Sie war Reseune. Und sie war mein Freund. Ich habe dich beschützt; und ich habe gleichzeitig ihr Ansehen geschützt; und mich soll der Schlag treffen, wenn ich zusehe, wie irgendein schmutziger kleiner Vorfall dieses Ansehen zerstört. Ich werde dich daran hindern. Verstehst du mich?«
»Du hast die Bänder in den Archiven! Wenn dieses arme Kind halbwegs Aris Bahnen folgt, werden die Forscher jedes winzige Detail prüfen wollen - und das ist wirklich kein kleines Unterfangen.«
»Nein. Das würde keine Rolle spielen. Das stammt vom Ende ihres Lebens, außerhalb des Rahmens legitimer wissenschaftlicher Interessen. Außerdem ist das der Grund, warum wir mit Rubin arbeiten. Rubin ist derjenige, mit dem sich das Militär beschäftigen kann. Ari ist unser Projekt. Wir kontrollieren die Rechte an den Techniken. Hat Reseune jemals etwas fallengelassen, an dem es finanziell interessiert ist?«
»Mein Gott, du kannst diesen Schwindel mit dem Militär jahrelang fortführen. Gib's zu. Das ist also Girauds verdammte Geldquelle. Die unerschöpfliche Quelle militärischer Projekte.«
Denys lächelte und schüttelte den Kopf. »Es wird auf jeden Fall funktionieren, Justin. Wir haben sie nicht auf diesen Abend vorbereitet.«
»Dann beantworte mir folgende Frage: Bist du sicher, daß Giraud es nicht getan hat?«
Denys' Augen verrieten eine geringfügige Reaktion. Das Gesicht nicht. Es lächelte weiterhin. »Das wird sich mit der Zeit zeigen, meinst du nicht? In deiner Position würde ich lieber den Mund halten, statt mich öffentlich zum Narren zu machen, Justin Warrick. Ich habe dir
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