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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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»Ich kann nur von dir unter Druck gesetzt werden. Ist dir das klar, geborener Mensch?«
    »Nun ja, ich weiß genau, daß ich es war, der dich in Yannis Büro getrieben hat.«
    »Gib mir nur eine Chance, mein Freund. Verdammt, ich bin kein Roboter. Vielleicht sind meine Gefühle synthetisch, aber sie sind nichtsdestoweniger real. Wenn du mich anschreien willst, dann tu's. Kehr bloß nicht diese Aufseher-Masche raus.«
    »Dann benimm dich nicht wie ein elender Azi!«
    Er konnte nicht glauben, das gesagt zu haben. Er erstarrte vor dem Schock. Einen Moment auch Grant. Während dieser Satz zwischen ihnen in der Luft hing.
    »Nun, ich bin einer«, sagte Grant dann mit einem leichten Achselzucken. »Aber mich trifft daran keine Schuld. Wie sieht's mit dir aus?«
    »Es tut mir leid.«
    »Nein, red weiter! Ihr verdammten Azis seid alle gleich. Ich würde das lieber hören, als daß du es herunterschluckst. Du arbeitest bis zum Umfallen, du machst dich selbst fertig, und noch ein anomales Azi-Psychoset würde ausreichen, damit du umkippst. Deshalb sind wir verdammten Azis alle gleich. Ich bin froh, daß du dich besonnen hast, auf dich selbst zu achten. Es wird Zeit.«
    »Du liebe Güte, psychoanalysiere mich nicht!«
    »Tut mir leid, anders geht's nicht. Gott sei Dank muß ich mir nur um einen geborenen Menschen Sorgen machen. Zwei würden mich in den Wahnsinn treiben. Geborene Menschen sind also auch nicht besser. Sie machen eine ganze Menge Ärger. Du hattest recht mit Yanni. Mit Azis geht er ganz vernünftig um. Aber an geborenen Menschen reagiert er alles ab, alles, was sich in ihm angestaut hat. Die Frage ist, ob er mir die Wahrheit sagte. Aber wenn du dich beruhigen und mir zuhören würdest, wüßtest du, daß deine Schwierigkeiten, an Echtzeit-Problemen zu arbeiten, nichts Neues für ihn sind. Ich habe nur darauf hingewiesen, daß du am Rubin-Projekt dein Talent vergeuden würdest, und daß er, wenn er engagierte Arbeit sehen will, gut daran täte, sich daran zu gewöhnen, daß du in deiner Freizeit Designs entwirfst. Was dir allemal zusteht. Ich bin ganz und gar nicht der Ansicht, daß das unvernünftig war.«
    Es hört jemand mit, dachte Justin in einem Anflug von Panik, und versuchte sich hektisch einen Überblick zu verschaffen, was sie gesagt hatten. Er bedeutete Grant, vorsichtig zu sein, und Grant nickte.
    »Es tut mir leid«, sagte Justin dann etwas ruhiger. Und wünschte, er könne sich irgendwo verstecken, wo es dunkel war. Grant dagegen blieb standfest. Er bewahrte Haltung, mit einer Würde, die Justin nicht aufbringen konnte. »Grant, ich... ich reagiere bloß auf bestimmte Dinge. Fließendes Denken. Du müßtest das doch verstehen.«
    »Nein, ich versteh's nicht. Ich bin davon verblüfft. Die Zahl der Ebenen, auf denen du reagieren kannst, ist wirklich erstaunlich. Die Zahl der Dinge, an die du gleichzeitig glauben kannst, ist unglaublich. Ich versteh's nicht. Ich werde Tage brauchen, um diese Reaktion zu analysieren, und mir werden immer noch Nuancen entgehen.«
    »Das ist ganz einfach. Ich bin furchtbar erschrocken. Ich dachte, ich wüßte, woran ich war, und ganz plötzlich hast selbst du unabhängig von mir gehandelt. Deshalb ist alles zu einer Sache konträrer Gegensätze geworden. Geborene Menschen sind im Grunde ganz logisch.«
    »Gott. Das Leben wäre so langweilig, wenn es keine geborenen Menschen gäbe. Jetzt frage ich mich, auf welcher Seite Yanni stand, während ich mit ihm redete. Schon darüber zerbrichst du dir den Kopf.«
    »War er ruhig?«
    »Sehr.«
    »Dann hast du das Hauptset bekommen, oder?«
    »Wir müssen nur lernen, euch nicht aufzuregen. Ich denke, das sollte man in die frühesten Bandsets einbeziehen. >Geborene Menschen verändern in erregtem Zustand ihre programmierten Sets. Jeder geborene Mensch ist ein Schizo. Und er haßt sein Alter ego.< Das ist der ganze Schlüssel zum Verhalten von ZIVs.«
    »Da liegst du nicht ganz falsch.«
    »Zum Teufel. Ich habe Jahre an endokrinem Lernen hinter mir. Ich bin wirklich erstaunt. Ich habe mich gleich mehrmals damit beschäftigt. Zwei oder drei Meinungen zur selben Zeit, all diese Dinge. Ich muß gestehen, daß ich mein natürliches Psychoset vorziehe. Mein natürliches Psychoset, das ich dir verdanke. Das ist mir bei weitem angenehmer. Hast du Lust, essen zu gehen?«
    Justin sah Grant an, einen Grant, der wieder seinen Schutzschild vorhielt, dieses schwache, spöttische Lächeln aufgesetzt hatte, das Grants Art war, dem Schicksal, dem

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