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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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alles, was vor sich ging, und es der ungünstigste Zeitpunkt gewesen war, zu ihm zu kommen.
    Er ging, ein so schlichter Beweis von Höflichkeit, wie er ihn, seit er jung war, niemandem als Justin und Jordan gegenüber gezeigt hatte.
    Und quälte sich dabei mit dem Gedanken, was er in seiner Vermessenheit angerichtet haben könnte, daß er vielleicht die empfindliche Toleranz für Justin in diesem Haus, die er doch kannte, weiter belastet hatte, zu einem empfindlichen Zeitpunkt und angesichts von Justins empfindlichem Geisteszustand. Er hatte, als er den Entschluß faßte, zu Yanni zu gehen, nicht darüber nachgedacht, ob Justin ihm vergeben würde - oder ob er Vergebung verdiente.
    Deshalb war ihm klar, wohin er jetzt zuerst gehen mußte.
     
    »Du hast was getan?« schrie Justin unbeherrscht; und empfand einen doppelten Schlag, weil Grant reagierte, als habe er ihn geschlagen, zusammenfuhr und das Gesicht abwandte und es ihm wieder zuwandte, um ihn hilflos anzusehen, ohne den Widerstand, den er von Grant gewohnt war.
    Das nahm ihm den Wind aus den Segeln. Er konnte Grant einfach nicht anschreien. Grant hatte gehandelt, weil er von seinem Verhalten in die Rolle eines Fürsorgers gedrängt worden war, das verrieten ihm seine Kenntnisse über Azis; und er hatte das mißverstanden, der schlimmste Fehler, den ein Alpha-Aufseher begehen konnte, und sich jahrelang auf eine Weise auf Grant gestützt, die er weiß Gott nicht nötig hatte.
    Daß Grant für ihn den Azi gespielt hatte - war seine Schuld. Ganz allein seine Schuld.
    Er streckte die Hand aus und klopfte Grant auf die Schulter und beruhigte sich, soweit er konnte, während er gegen einen Adrenalinstoß ankämpfte und kaum atmen konnte, einerseits, weil er Grant so behandelt hatte, andererseits, weil Grant ihn jetzt vielleicht zum Teufel wünschte.
    Nun, das war nicht Grants Schuld. Alles wäre in Ordnung gewesen, wenn Grant nicht wieder Girauds Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hätte. Justin mußte einfach noch einmal zu Yanni gehen und versuchen, die Dinge ohne die Gefühlsaufwallungen in Ordnung zu bringen, die die Sache in Yannis Augen erledigt hätten.
    Er wollte sich nur für einen Moment setzen. Aber er konnte nicht einmal das tun, ohne Grant merken zu lassen, wie sehr er sich aufgeregt hatte.
    »Yanni war nicht wütend«, redete Grant ihm zu. »Justin, er war nicht wütend. Es lief nicht so ab. Er sagte bloß, er würde es uns leichter machen.«
    Er tätschelte noch einmal Grants Arm. »Hör zu, ich glaube dir ja, daß alles in Ordnung ist. Wenn nicht, werde ich's wieder richten. Mach dir darüber keine Sorgen.«
    »Justin?«
    In Grants Stimme klang Schmerz mit. Den er verursacht hatte. Genau wie diese Krise.
    »Yanni wird mir den Arsch aufreißen, weil ich dich da reingetrieben habe«, sagte Justin. »Das habe ich auch verdient. Grant, du brauchst dir meinetwegen keine Umstände zu machen. Mir geht's gut. Mach dir keine Sorgen.«
    »Hör auf damit, verdammt!« Grant packte ihn und riß ihn grob herum, um ihm direkt ins Gesicht zu sehen. »Spiel nicht meinen Aufseher. Ich wußte, was ich tat.«
    Justin starrte ihn nur schockiert an.
    »Ich bin nicht irgendein idiotischer Annie, Justin. Du kannst mich schlagen, wenn du willst. Fang bloß nicht wieder mit dieser Leier an, damit ich mich beruhige.« Er war wütend. Unverhohlen wütend. Justin traf es wie ein schwerer Schlag. Es war eine Rettung, mit der er nicht gerechnet hatte. Er zitterte, als Grant seinen Arm losließ und eine Hand auf seine Wange legte. »Gott, Justin, woran denkst du?«
    »Ich habe dir zuviel zugemutet.«
    »Nein. Man hat dir zuviel zugemutet. Und das habe ich Yanni gesagt. Ich bin kein Roboter. Ich weiß, was ich tue. Was hast du denn all die Jahre gemacht? Ich bin immer dein Partner gewesen. Was meinst du, was aus mir geworden ist? Einer der psychiatrischen Fälle, mit denen du zu tun hast? Oder was meinst du, was ich bin?«
    Ein Azi war die naheliegende Antwort. Grant wollte sie von ihm hören. Und er erstarrte innerlich zu Eis.
    »Ein idiotischer Annie, häh?«
    »Laß es, Grant.«
    »Also?«
    »Vielleicht...« Er kam zu Atem und drehte sich weg. »Vielleicht ist es Stolz. Vielleicht bin ich mein ganzes Leben gelehrt worden, daß ich der Stärkere bin. Und ich weiß, ich bin jahrelang ein Wrack gewesen. Und ich habe mich auf dich gestützt. Mich soll der Schlag treffen, wenn ich mich deswegen nicht schuldig fühle.«
    »Wir stehen von verschiedenen Seiten unter Druck«, sagte Grant.

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