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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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zahnärztlichen Praxis ihres Vaters und dem Engagement ihrer Mutter bei allerlei wohltätigen Stiftungen. Dodo hörte höflich zu mit zunehmend gläsernem Blick.
    Pünktlich um 10.25 Uhr – ich sah auf die Uhr – rappelte sich Dodo zu seiner vollen Höhe auf, trank auf die Gesundheit von »Zu und ihrem Verrückten«, wankte und stürzte krachend der Länge nach zu Boden. Das Glas zerbrach, und da ein Rest Cognac in den Kamin spritzte, loderte für einen Augenblick dort eine blaue Flamme aus der Asche.
    Gloria sah mich an, als erwarte sie von mir, dass ich ihn wiederbelebe, aber ich zuckte nur mit den Achseln. Er stöhnte

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    und bewegte sich hinreichend, um sie zu überzeugen, dass er noch lebte. Schließlich fing er volltönend an zu schnarchen.
    Glorias Versuche, ihn zu wecken, blieben ohne Erfolg.
    »Ich hätte ihm diesen Cognac nicht mitbringen sollen«, sagte Gloria. »Er hat’s mit der Leber.«
    »Das überrascht mich nicht«, sagte ich.
    »Wir müssen versuchen, ihn ins Bett zu bringen«, sagte sie.
    »Beide zusammen könnten wir es schon schaffen.«
    »Ich finde, er liegt da vor dem Kamin ganz bequem«, sagte ich. »Du herzloses Schwein«, sagte Gloria. Also zog ich ihm die Stiefel aus, trug ihn in seine Schlafkammer und warf ihn aufs Bett. In seiner Schlafkammer wartete noch eine Überraschung. Er hatte außer dem Bett noch einen Tisch hier stehen. Dieser Tisch war vollgepackt mit Farbpigmentdosen, einem Meßlöffel, einer Flasche Essig, einer Flasche Leinöl.
    Dann waren da noch ein Krug mit einem Musselinsieb und unter dem Tisch die Schalen von etwa einem Dutzend Eiern.
    An der Wand lehnte eine Holztafel mit noch frischem Kreidegipsgrund; eine andere war gegen den Tisch gelehnt und zeigte ein halbfertiges Gemälde. »Was zum Teufel ist das?«
    fragte ich, das angefangene Bild betrachtend. Es war ganz anders als alles, was wir im Atelier gesehen hatten: eine Prozession von Männern und Frauen, die nicht nur kostümiert waren wie Florentiner des 15. Jahrhunderts, sondern auch im Stil der alten Renaissance-Meister gemalt. Die Zeichnung war übrigens präzise ausgeführt, befremdend waren nur die Farben.
    »Komische Farben«, sagte ich.
    »Aber das ist doch nur die Untermalung«, sagte Gloria.
    »Wenn die nachher durch die Lasuren scheint, gibt sie den Farben den tiefen satten Ton.«
    »Du scheinst ja genau Bescheid zu wissen.«
    »Ich habe Onkel Dodo schließlich oft genug besucht, als ich Au-pair-Mädchen in Nizza war. Manchmal habe ich auch

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    geholfen. Er ist ein liebenswerter Mensch. Weißt du überhaupt, was das hier ist?«
    »Ich nehme an, Eitempera. Aber warum diese komischen Formate?« Beide Tafeln waren sehr niedrige, breite Querformate.
    »Renaissance-Hochzeitstruhen.«
    »Was?« fragte ich.
    »Er malt Fälschungen. Ein Händler in München setzt sie ab.«
    »Und fallen die Käufer auf die Fälschungen herein?«
    »Sie werden mit Expertisen von international anerkannten Autoritäten ausgestattet. Eine ganze Menge von Onkel Dodos Fälschungen sind inzwischen in berühmten Museen.«
    »Und man ist ihm noch nie draufgekommen?«
    »Jetzt ist es ja noch nicht fertig. Es wird erst noch auf alt getrimmt.«
    »Aber Museen?« Ich konnte es nicht glauben.
    »Auch Museumsdirektoren sind keine Heiligen, Bernard.«
    »Wieder eine Illusion weniger«, sagte ich. »Dodo ist also reich?«
    »Nein, diese Dinger machen eine Menge Arbeit, und die Händler bezahlen nicht allzu gut. Die Konkurrenz auf diesem Markt ist groß.«
    »Also warum …?«
    »Macht er es?« vollendete sie meine Frage. »Die Täuschung, der Betrug macht ihm Spaß. Er kann ganz schön grausam sein. Wenn du ihn länger kennst, wirst du verstehen, was ich meine.« Der alte Mann auf dem Bett stöhnte und schien aufzuwachen, drehte sich dann aber auf die Seite und schlief schwer atmend weiter. Gloria beugte sich über ihn und streichelte ihm zärtlich den Kopf. »Das große Geschäft machen die Händler. Armer Dodo.«
    »Du wusstest also von Anfang an Bescheid? Das mit den vielen Eiern in der Küche, das war nur, um ihn aufzuziehen?«

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    Sie nickte. »Dodo ist bekannt wie ein bunter Hund. Er behauptet, die wunderbare Hochzeitstruhentafel gemalt zu haben, die der ›Schule Ucellos‹ zugeschrieben wird und inzwischen im Louvre hängt. Letztes Jahr zu Weihnachten hat er Farbpostkarten mit Abbildungen dieses Werkes an alle seine Freunde verschickt. Ich hatte schon Angst, er bringt sich noch ins Gefängnis damit, aber vielleicht

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