Gekroent
Danach ist es für ihn zu spät. Wenn du deiner Göttin nicht offiziell entsagst, wirst du für alle Ewigkeiten zu ihr gehören.“
Morrigan atmete tief ein und versuchte sich an einem tapferen Lächeln, auch wenn ihr Magen sich schmerzhaft zusammenzog. „Das klingt so, als müssten wir eine Aufstiegszeremonie planen.“
21. KAPITEL
„Mein Magen tut weh“, sagte Morrigan.
„Atme, dann wird alles gut.“ Kegan legte beschützend einen Arm um sie, und Seite an Seite gingen sie in den Usgaran.
„Was, wenn sie böse auf mich ist?“
„Du meinst, so wie du dachtest, ich wäre böse auf dich?“
„Ja.“ Sie ignorierte die Ironie in seiner Stimme. „Oder schlimmer.“
„Morrigan, du musst lernen, mehr Vertrauen in die Menschen zu haben, die dich lieben.“
„Es liegt nicht daran, dass ich euch nicht vertraute. Ich mache mir nur Sorgen wegen meines Talents, Dinge richtig zu vermasseln.“
Er gab ihr einen kurzen Kuss auf den Scheitel. „Du machst dir viel zu viele Sorgen.“
„Ja, na ja, warte erst mal ab, wenn wir ein paar Jahre zusammen sind. Dann wirst du mehr Respekt vor meiner Neigung zu Katastrophen haben.“
„Ich mag, wie das klingt“, sagte er.
„Was? Neigung zu Katastrophen?“
„So liebenswert diese Eigenschaft von dir auch ist, sprach ich doch darüber, dass wir jahrelang zusammen sein werden. Außerdem gibt es auch an mir Seiten, die du lästig finden wirst.“ Er ließ ein schelmisches Grinsen aufblitzen. „Wenn vermutlich auch nicht viele.“
Sie sah ihn unter hochgezogenen Augenbrauen an. „Ich weiß bereits, dass du ein schrecklicher Weiberheld bist.“ Er schaute sie mit unschuldig geweiteten Augen an und sah wirklich etwas betroffen aus. Sie verdrehte die Augen. „Birkita hat dich einen Schwerenöter genannt.“
„Birkita?“, er versuchte, nicht zu lächeln.
„Jupp. Nicht, dass ich es nicht auch alleine bemerkt hätte.“
Er seufzte theatralisch. „Hässliche Gerüchte und wüste Übertreibungen.“
„Oh, bitte. Wie dem auch sei, nur damit du es weißt, in Oklahoma tolerieren moderne Frauen es nicht, wenn ihre Männer anderen Frauen hinterherjagen.“
Er grinste. „Ich habe nie eine jagen müssen.“
Sie schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln. „Okay, lass es mich anders ausdrücken. Wie meine Grandma sagen würde: Was gut ist für die Gans ist auch gut für den Ganter.“ Er sah sie fragend an. Morrigan behielt ihr engelsgleiches Lächeln bei. „Mit anderen Worten, wenn du nicht willst, dass ich mit anderen Männern oder Zentauren oder was weiß ich herummache, schlage ich vor, du erinnerst dich daran, dass dein Nicht-Jagen mit mir ein glückliches Ende gefunden hat.“
„Ich werde dir nie einen Grund geben, an meiner Treue zu zweifeln“, sagte er grimmig.
„Gut. Ich dir auch nicht“, erwiderte sie keck.
Sie bemerkte, dass sie bereits den Eingang zum Usgaran erreicht hatten. Das spöttische Lächeln verschwand von ihren Lippen. Sie blieb stehen und spannte sich unwillkürlich an, als sie sah, wie viele geschäftige Frauen und Priesterinnen sich in der Halle versammelt hatten. Alle waren viel leiser als üblich. Das angeregte Geplauder fehlte, und eine gewisse Betrübtheit hing wie der widerliche Duft von Räucherstäbchen in der Luft. Birkita saß auf einem Sims in der Nähe des Kristallfindlings, der dunkel im Raum lag. Auf ihrem Schoß hatte sie ein Stück Stoff liegen, das sie mit silbernem Faden umsäumte, aber sie hielt ihre Hände still und ihre Augen fest auf den Findling gerichtet. Morrigan dachte, dass sie noch blasser aussah als sonst, und unter ihren Augen lagen dunkle Schatten. Alles nur meinetwegen, dachte sie schuldbewusst. Sobald die ganze Geschichte mit Kai vorüber war und sie das Aufstiegsritual hinter sich gebracht hatte, würde sie darauf bestehen, dass Birkita ein paar Tage nichts anderes machte, als lange zu schlafen und sich auszuruhen. Zur Abwechslung würde sie sich mal um die alte Frau kümmern und keine Widerrede dulden.
In dem Moment schaute Birkita auf, und ihre Blicke trafen sich. Morrigan versuchte, in den Augen der Priesterin zu lesen, aber das Einzige, was sie sah, war tiefe Erschöpfung.
„Geh zu ihr“, flüsterte Kegan und nahm seinen Arm herunter.
Sie wusste, dass sie genau das tun sollte, zu Birkita gehen und sich vor aller Augen von der alten Hohepriesterin begrüßen lassen, um zu zeigen, dass sie deren Unterstützung nicht verloren hatte. Sie hatte aber furchtbare Angst, dass Birkita sie vor allen anderen
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