Gekroent
ausreichend Schlaf bekam und machte sich Sorgen, wie müde die alte Priesterin aussah. Kegan war … Morrigan seufzte und kuschelte sich an ihn. Kegan war erstaunlich. Alle anderen ignorierten sie entweder völlig oder starrten sie an und fingen an zu flüstern, sobald sie beinahe außer Hörweite war. Shayla hatte sie seit der Konfrontation im Usgaran nicht mehr getroffen.
Birkita hatte ihr erzählt, dass die Herrin der Sidetha Totenwache bei Kai hielt und ihn jeden Tag mit Gewürzen und Ölen salbte, genau wie eine Ehefrau es tun würde. Morrigan hatte sie gefragt, wo Perth während dieser öffentlichen Zurschaustellung der Trauer seiner Frau über den Tod eines anderen Mannes steckte. Laut Birkita war er in den Tiefen der Höhle verschwunden und bisher nicht wieder aufgetaucht. Sie vermutete, Perth werde ein paar Tage nach Kais Beerdigung hervorkommen und mit der Scharade seiner Ehe fortfahren, als wäre nichts gewesen.
Morrigan war sich da nicht so sicher. Es war offensichtlich, dass Shayla die Grenze der Vernunft überschritten hatte. Für sie wäre es logisch, würde die verrückte Schlampe ihren Ehemann verstoßen. Sie nahm an, die Zeit würde die Wahrheit bringen.
„Morrigan?“
„Tut mir leid. Hast du was gesagt?“
„Nein, nein – es ist nur, die Leute versammeln sich langsam.“
Kegan deutete über ihre Schulter zu dem Pfad, der den Hügel hinaufführte. Morrigan schaute an ihm entlang und sah eine Reihe Sidetha aus der Höhle kommen und sich in ihre Richtung bewegen.
„Das ist mein Stichwort, mich in den Schatten zurückzuziehen.“
„Morrigan, was ist los? Was stört dich? Es war deine Entscheidung, nicht an Kais Begräbnis teilzunehmen.“
„Ich weiß“, sagte sie kurz angebunden. Dann seufzte sie und schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln. „Ich bin es nur leid, nichts zu tun.“
„Du hast nicht nichts getan. Du hast dich vorbereitet.“
„Fühlt sich für mich verdächtig nach Nichtstun an“, murmelte sie. Kegan folgte ihr vom Scheiterhaufen zu einer Kieferngruppe, die mutig auf einer kleinen Anhöhe des Hügels Wurzeln geschlagen hatten. Im Schatten ihrer langen, filigranen Äste blieb sie stehen.
Hier war sie nah genug, um Teil der Zeremonie zu sein, ohne aufzufallen oder Aufmerksamkeit zu erregen. Morrigan wäre es am liebsten gewesen, der Sache ganz aus dem Weg zu gehen, aber drei Dinge hatten sie bewogen, doch zu kommen. Erstens – wenn sie Birkitas Nachfolgerin als Hohepriesterin werden würde, wie Birkita und Kegan behaupteten, musste sie sich einmal eine Trauerzeremonie ansehen, denn vermutlich würde sie irgendwann eine abhalten müssen. Zweitens – Shayla hatte ihr nicht zu sagen, was sie zu tun oder zu lassen hatte. Und drittens – und für Morrigan am wichtigsten: Kegan und Birkita sagten einem Freund Lebewohl, und sie wollte für die beiden da sein. Also war sie hier, obwohl sie wünschte, woanders zu sein.
„Wird es hier für dich gehen?“, fragte Kegan und musterte sie aufmerksam.
Morrigan schenkte ihm ein angespanntes Lächeln und winkte ihn fort. „Nun geh schon. Du und Birkita müsst tun, was getan werden muss. Wir reden danach.“
Er gab ihr schnell einen Kuss und ging zurück, um am Scheiterhaufen zu warten, bis der Leichnam, begleitet von Birkita und den Priesterinnen, dort ankam.
Morrigan spürte eine feuchte Nase an ihrer Hand schnuppern und lächelte. Brina hatte sich zu ihr gesellt. „Ich bin froh, dass du hier bist, hübsches Mädchen“, flüsterte sie der großen Katze zu und kraulte ihren Kopf, woraufhin Brina sofort zu schnurren anfing. Morrigan streichelte die Katze und versuchte, nicht herumzuhampeln, während sie zusah und wartete. Die letzten paar Tage hatten sie mit einer wachsenden Unruhe erfüllt, die durch die erzwungene Inaktivität nur noch schlimmer geworden war. Gemäß Birkitas Anweisungen, die sie bis zum Erbrechen wiederholte, musste sie die restlichen Tage vor dem nächsten Dunklen Mond – das war noch ungefähr ein ganzer Monat – damit verbringen, zu meditieren.
Igitt, meditieren. Morrigan wusste, dass sie ein paar tiefschürfende mentale Gespräche mit der Göttin führen sollte, aber es passierte nichts. Nada. Gar nix. Also saß sie die meiste Zeit des Tages in ihrem Zimmer und versuchte, nicht einzuschlafen oder vor Langeweile zu sterben, während sie „meditierte“. Wie sehr wünschte sie sich in diesen Momenten einen Fernseher herbei.
Die Stimmen waren verstummt. Zum ersten Mal in ihrem Lebenhatten sie
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