Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gekroent

Gekroent

Titel: Gekroent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
Vom Netzwerk:
Wasserspeier, wie Grandpa ihn vor einigen Jahren im Garten hatte ersetzen müssen, ragte über den Rand. Er hatte eine Tülle und einen Hebel. Neugierig drehte Morrigan den Hebel, und sofort floss ein Strom heißen, klaren Wassers aus der Tülle und in die in den Boden eingelassene Badewanne.
    „Wie cool“, flüsterte sie. Sie setzte ihren Erkundungsgang fort und entdeckte am Ende des Raums, hinter einer halbhohen Wand, die Toilette. Es handelte sich tatsächlich um ein Loch in der Wand, doch darunter rann ständig Wasser, sodass es überhaupt nicht eklig war. „Huh“, sagte sie, als sie sich die Hände wusch. „Wer hat gesagt, dass Höhlenmenschen nicht gut leben können?“
    In der Zeit, die Morrigan weg gewesen war, hatte Birkita das Bett gemacht und ein mit Perlen besticktes Leinenkleid in der Farbe des Himmels und dazu passende Slipper bereitgelegt.
    „Ich bin am Verhungern, und es wird dich freuen zu hören, dass ich nicht mehr halb so müde bin wie gestern“, sagte Morrigan, während Birkita ihr das komplizierte Kleid um den Körper wickelte undes mit einer hübschen silbernen Brosche befestigte.
    „Es freut mich, dass Eure Stärke zurückgekehrt ist, aber es tut mir leid, Euch daran erinnern zu müssen, dass Ihr Euer Frühstück noch nicht einnehmen könnt. Ihr dürft vor dem Ritual des Dunklen Mondes keine Speisen zu euch nehmen.“
    „Oh, Mist, nichts zu essen? Das hatte ich ganz vergessen.“ Ein dumpfes Knurren teilte ihr mit, was ihr Magen davon hielt.
    „Erst wieder nach dem Ritual. Dann dürft Ihr zur Feier Eures ersten Rituals für die Göttin ordentlich schlemmen. Bis dahin kann ich Euch nur Wasser, Tee oder Wein anbieten.“
    „Igitt, Wasser? Zum Frühstück? Und Wein auf leeren Magen? Ich denke, ich entscheide mich für Tee“, grummelte Morrigan.
    Birkita kicherte in sich hinein, während sie Morrigans Kleid hinten verschnürte.
    „Die Jungen hungern immer nach allem – Essen, Liebe, Leben. Habt Geduld, mein Kind, und bereitet Euch für den Dienst an der Göttin vor.“
    Morrigan unterdrückte frustriert ein Seufzen. Birkita hatte vermutlich recht, so wie Grandma. „Wäre es in Ordnung, wenn ich mir etwas Tee in den Usgaran bringen lasse? Ich sollte vor dem Ritual vielleicht ein wenig Zeit dort verbringen.“
    „Sieh an, das klingt doch schon mehr wie die Worte einer wahren Hohepriesterin.“
    „Ich schätze, ich brauche in diesem Priesterinnenkram noch ein wenig Übung.“
    „Kein Grund zur Sorge, Mylady, die werdet Ihr bekommen.“
    Birkita ließ zufrieden ein Zungenschnalzen hören und zupfte ein letztes Mal an den Falten des Gewandes. Dann verließen sie gemeinsam das Gemach der Lichtbringerin.
    Morrigan war erleichtert, dass sie sich noch erinnern konnte, welcher Weg in den Usgaran führte. Sie nahm sogar an, dass sie sich in einer Höhle niemals verlaufen würde. Wenn sie nicht wüsste, wo sie war, müsste sie nur die Wände berühren und die Geister der Kristalle bitten, ihr den Weg zu zeigen. Bei dem Gedanken, sich immer führen lassen zu müssen, wurde sie unruhig. Sie wollte ihren eigenen Weg finden – sich ihren eigenen Platz in dieser neuen Welt suchen. In Partholon wollte sie keine Außenseiterin sein.
    Der Tunnel endete im Usgaran, aber Morrigan blieb im Schattendes Durchgangs stehen und nahm die sich vor ihr ausbreitende Szenerie in sich auf. Sie war davon ausgegangen, sie könnte sich hier ein stilles Plätzchen suchen und mit Adsagsona kommunizieren (oder ihr panisch einen Haufen Fragen stellen), hatte aber falsch gedacht. Der Raum diente einem anderen Zweck, als sie vermutet hatte. Ja, in ihm stand der Selenitfindling, das Herzstück der Verehrung der Sidetha für ihre Göttin, aber es war trotzdem kein stiller Ort der Meditation und des Gebets. Er glich eher dem Marktplatz eines umtriebigen Dorfes. Frauen saßen auf den mit Fellen bedeckten Simsen an den Wänden und unterhielten sich miteinander. Einige nähten, andere hatten Staffeleien vor sich aufgestellt und malten; einige wenige bearbeiteten Blöcke aus cremefarbenem Stein. Unter ihren geschickten Fingern konnte Morrigan bereits die Formen und Muster erkennen, die im Marmor verborgen waren. Noch mehr Frauen verarbeiteten glitzernde Juwelen zu Ketten und Armbändern. Es waren nur wenige Männer anwesend, aber auch sie beschäftigten sich damit, wunderschöne Kunstgegenstände oder Geschmeide herzustellen.
    Morrigan öffnete gerade den Mund, um Birkita zu fragen, warum es so viel mehr Frauen als Männer im

Weitere Kostenlose Bücher