Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt
normale Leidenschaften, Missverständnisse und Probleme auftreten, wenn Kinder nicht die „netten Kinder“ sind, sie nicht funktionieren, würden sie pathologisiert. Das heißt, Eltern würden über Kinder wie über Lieblingspatienten sprechen. Die Folgen dieses Irrdenkens ist mehr Erziehung in der Familie und in der Schule mehr Belehrung.
(Artikel in der „Zeit“: Wolfgang Uchatius über Jesper Juul: Eine Frage des Respekts. Quelle: Die „Zeit“, Nr. 19, 30. April 2009)
Letzteres kann ich nur bestätigen. Ich denke, diese Strukturen gelten vor allem für Erziehung in der Schule. Kinder müssen so sein, wie es der Vorstellung der Lehrer entspricht. Und es lässt sich wirklich darüber streiten, wie Kinder sind, was für ein Bild Erziehende von Kindern haben, wie sie sich entwickeln sollten und was letztlich das Beste für das Kind ist. Jesper Juul bezieht in all diesen Fragen klare Positionen.
Juul meint in dem Gespräch mit dem Journalisten, vielen Müttern und Vätern ginge es eigentlich gar nicht so sehr um die Kinder. Eltern sollten nicht Grenzen setzen, sondern sich selbst abgrenzen. Eltern sollten nicht als Prinzipien auftreten, sondern als Person. Es geht Juul um Authentizität, um die Achtung der Integrität der Kinder und anderer Menschen und um das Leben von, wie er es nennt, „Gleichwürdigkeit in Beziehungen“. Er sagt, Voraussetzung für ein harmonisches Familienleben ist das Unharmonische: Familienleben bräuchte auch Schatten und Kinder hätten sehr wohl das Recht, dass es ihnen einmal nicht gut geht oder dass sie nicht immer brave Kinder sein müssen. Er fordert Eltern auf, den Gefühlen der Kinder freien Lauf zu lassen. Nach Juul ist das Hauptproblem die mangelnde Übernahme von Verantwortung; diese würden viele Eltern in Schuld der Kinder ummünzen. Ich sehe übrigens in allen Punkten das gleiche Muster in der Schule. Juul fordert:
Eltern müssen Verantwortung für die Beziehung und Führung übernehmen.
Ich bin ganz auf Jesper Juuls Seite. In weiteren Kapiteln werde ich sein Bild von Kindern erläutern, darlegen, wie seine Vorstellung des Lebens von gleichwürdigen Beziehungen in Familien (und Schulen) aussieht und ganz konkret seine Idee der Entwicklung einer persönlichen Sprache skizzieren. Im Übrigen nimmt Jesper Juul auch bezüglich den Gegebenheiten im deutschen Schulsystem kein Blatt vor den Mund (siehe www.familylab.de).
Sehr humorvoll und aufschlussreich erheben auch die Erlanger Professoren Ralph Dawirs und Gunther Moll in ihrem Buch „Die 10 größten Erziehungsirrtümer“ Kritik am Erziehungsverhalten vieler Eltern.
( Darwirs und Moll, Die 10 größten Erziehungsirrtümer, Beltz Verlag, 2010).
Sie meinen, Eltern bräuchten keinen „Erziehungsführerschein“ und es verhält sich gerade umgekehrt als es der gängige Spruch „Kleine Kinder – kleine Sorgen, große Kinder – große Sorgen“ suggeriert: Kleine Kinder sollten Eltern große Sorge bereiten. Gemeint ist damit, Eltern sollten sich ihren kleinen Kindern sehr intensiv widmen und später müsste man sich nicht so viele Sorgen um sie machen. Die Autoren klären über einen vernünftigen Umgang mit den Medien auf, beschreiben wie sich Kinder Werte und Moral aneignen und kritisieren, wie Kinder unter der Schule leiden. Darwirs und Moll verurteilen, wie Eltern durch Medikamentenzufuhr (insbesondere Ritalin) ihre Kinder zu besseren Leistungen führen wollen. Aber, und das gefiel mir am besten, sie weisen darauf hin, dass Erziehung in keinster Weise eine ernste Angelegenheit ist, im Gegenteil: Eltern fördern ihre Kinder besonders mit viel Humor (siehe dazu das entsprechende Kapitel ab Seite 97).
3. Kapitel: Gelassene Eltern – starke und glückliche Kinder:
12 Gelassenheit ist berechtigt
Irgendwie schaffen wir Deutschen es nicht, gelassen mit unseren Kindern zu leben. Viele Eltern besitzen offensichtlich wenig Vertrauen in ihre Kinder. Vertrauen ist aber berechtigt, wenn man ein anderes Bild entwickelt, wie Kinder sich herausformen. Kinder sind keine unbeschriebene Tafel, die beschriftet werden soll; kein Fass, das gefüllt werden muss; kein PC, den man programmieren kann. Kinder sind lernfreudig, kompetent und kooperativ.
Und wir Eltern sind für unsere Kinder ungemein wichtig. Egal, wie wir „gestrickt“ sind, unsere Kinder lieben uns und sind auf unsere Hilfe angewiesen. Wir können ganz darauf vertrauen, dass alles Gute, das wir ihnen mitgeben, sich nachhaltig positiv in ihrem Leben
Weitere Kostenlose Bücher