Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt
sondern als Personen. Es geht ihm um Authentizität, um die Achtung der Integrität der Kinder und anderer Menschen und um das Leben von Gleichwürdigkeit in Beziehungen. Er fordert: Eltern müssen Verantwortung für die Beziehung und Führung übernehmen. Was ist darunter zu verstehen?
„Kinder sehen sich in Beziehung zu anderen. Sie sind ursprünglich sozial. Von dieser Grundlage geht Juul bei seiner Arbeit aus. Berater, Lehrer und Erzieherinnen und viele Eltern gehen von der Annahme aus, dass Kinder noch keine vollständigen sozialen Wesen sind und dass die Erwachsenen die sozialen Kompetenzen ihnen erst beibringen müssen. Lehrpläne von Schulen und Erziehungskonzepte von Kindergärten dokumentieren diese Haltung.“
(Entnommen von www.familylab.de: Das Familienhandbuch des Staatsinstituts für Frühpädagogik (IFP): Das kompetente Kind-Grundprinzipien der Pädagogik von Jesper Juul)
Nach Jesper Juul ist für das Wohlergehen in einer Familie nicht bedeutsam, welche Regeln man aufstelle, sondern wie man miteinander umgehe. Es komme darauf an, anderen Respekt entgegenzubringen und die Würde des anderen zu achten. Er fordert Gleichwürdigkeit in der Beziehung. Gleichwürdigkeit bedeutet nach Jesper Juuls Verständnis, „als Mensch von gleichem Wert sein“ sein. Dies beinhaltet sowohl Respekt zu zeigen gegenüber der persönlichen Würde und Integrität anderer, als auch Respekt für die eigene Würde und Integrität einzufordern. Eltern und Kinder hätten beide ein Recht auf Integrität, das heißt, dass man sie als Person sieht mit all ihren Bedürfnissen und einem eigenen Willen. Es geht darum, dass beide Seiten ein positives Selbstgefühl entwickeln können. Ich bezeichne dieses gerne als Selbstwertgefühl und für mich ist es das höchste Ziel von Erziehung und Bildung, das Fundament für ein glückliches Leben als Erwachsener.
Um Beziehung gleichwürdig zu leben, braucht es Achtsamkeit für die Kinder, aber auch für sich selbst. Grundlage ist Kontakt zum Kind, ein gleichwürdiger Dialog und die Pflege einer persönlichen Sprache. Ich habe eingangs schon erwähnt, dass ich mich in den vergangenen Jahren in Anlehnung an Juul um eine derartige Sprache bemühe, die mir in meinem Leben als Lehrer sehr hilfreich ist. In den Büchern Jesper Juuls erscheinen immer wieder einfache Abläufe. Es werden Fragen geklärt wie „Was glaubst du?“ und „Was willst du?“ Er beschreibt, wie aus Erziehung Beziehung werden kann.
Mich fasziniert diese liberale, menschliche Haltung: Es ist mir ein Anliegen, dieses Gedankengut im Umgang mit Schülern, Eltern und Kollegen zu leben und in Fortbildungen und Vorträgen weiterzutragen.
Es ist ein anderes Denken als jenes, in dem viele in diesem Land gefangen sind. Früher konnte der Vater zu seinem pubertierenden Sohn sagen: „Solange du deine Füße unter diesen Tisch streckst, wird gemacht, was ich sage.“ Die Zeiten, in denen Väter derart autoritär auftreten oder Schulleiter behaupten, „Sie machen, was ich als Chef will“, sollten der Vergangenheit angehören. In Vorträgen erläutere ich gerne folgenden Musterwechsel, der das andere Denken Jesper Juuls gut zusammenfasst:
„Amtsautorität“ ...................persönlichen Autorität
Rollen leben......................... Authentizität
Belehrung/Strafe.................. Interesse/Dialog
Kritik/Lob.............................Anerkennung, Beziehung
Macht......................................Einbeziehung, Gleichwürdigkeit
Konventionen ...................... Entwicklung einer Haltung
Danach geht es um persönliche Autorität und nicht um autoritäre Machtausübung, wie wir es von Führungspersonen kennen, die Macht ausüben in der Intension und dem Glauben, dass andere kuschen müssen. Eltern und Lehrer müssen die Verantwortung für die Beziehung zu Kindern übernehmen. Es geht in keinster Weise um Befehl und Gehorsam oder um Regeln und deren Befolgung. Erzieher sollten auch nicht in eine entsprechende Rolle schlüpfen. Das Entscheidende ist die Authentizität, beziehungsweise Echtheit der Person, so wie sie nun einmal ist. Das bedeutet auch, dass man den Anspruch erheben kann, als Person, so wie man „gestrickt“ ist, angenommen zu werden: die Kinder, ebenso wie die Erziehenden. Es geht nicht um Kontrolle, sondern um Interesse am anderen. Daher ist die Form der Kommunikation bzw. des Dialogs bedeutsam. Letztlich geht es nicht um Machtausübung, und vor allem nicht um Bestrafung. Früher
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