Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
Richtung, aus der der Wagen kam. Ich verließ ein Stückchen den Schutz der Hausecke um nachzusehen, was passiert war, und sah, wie ein Polizeiwagen ein paar Meter weiter gerade wieder anfuhr.
Während ich mich von dem Schrecken erholte, weil ja offensichtlich nichts weiter passiert war, reagierte Marco ganz seltsam. Er rannte weg. Warum rannte er denn weg? Ich meine, ok, beim Anblick der Pol izei kriegt man immer ein bisschen Panik, aber so?
Die Polizei trat aufs Gaspedal und fuhr ihm nach. Auf einmal ging auch das Bla ulicht an, als der Verfolgte die Richtung änderte und rechts auf ein angrenzendes Feld lief. Er konnte unglaublich schnell rennen. Der Polizeiwagen hatte alle Mühe an ihm dranzubleiben. Wow, der hatte wohl schon öfter Stress mit der Polizei gehabt.
Aus irgendeinem Grund war ich für Marco. Ich hoffte, sie wü rden ihn nicht kriegen. Wahrscheinlich würde er in irgendeine bewohnte Gegend zurücklaufen und sich in einem der Gärten verstecken. Eine aufregende Vorstellung, fand ich. Das Adrenalin in mir erreichte ungeahnte Höhen.
Eigentlich hätte ich froh sein sollen, dass ich mit so jemandem nichts zu tun hatte, aber jetzt wollte ich irgendwie erst Recht zu seinem Bekanntenkreis geh ören. Er war jemand, der von der Polizei gejagt wurde, jemand, der vermutlich gefährlich war ... und mir hat-te er noch kein einziges Haar gekrümmt. Vielleicht lag ihm doch was an mir und er konnte es mir nur nicht zeigen, eben weil er so in Schwierigkeiten war.
In meinen Träumereien davon, wie gut er mich b eschützen könnte, bemerkte ich auf einmal etwas am anderen Straßenrand. Ich ging rüber und hob es auf. Es war mir deswegen aufgefallen, weil es so richtig knallig orangefarben war. Es handelte sich um ein Portmonee. Marco muss es wohl fallen gelassen haben.
Total aufgeregt öffnete ich es, in der Hof fnung, einen Personalausweis oder Ähnliches zu finden, damit ich wusste, wie er mit Nachnamen heißt. Da steckten auch tatsächlich ein paar Karten, juhu! Hibbelig zog ich den Führerschein raus und hielt ihn vor mich. Und mit Stolz las ich den Namen: „ANDREA Ko...walski? Das ... Häh?“ Das war doch unmöglich! „Das würde ja bedeuten ...“ Ich traute mich gar nicht es auszusprechen.
Wie in Trance steckte ich den Führerschein zurück ins Portmonee und hielt es fest in den Händen, bis ich endlich zu Hause angekommen war. Die leeren Flaschen warteten derweil in einer Kiste vor einem der Container.
Vor der Haustür dachte ich mir ein paar Sachen aus, die ich zu Andrea sagen kön nte. Zum Beispiel, dass ich es gefunden hätte. Es hätte einfach so da rumgelegen ... ohne jede Ahnung, wer es da liegengelassen hatte. Oder würde sie es da raushören, dass ich was wusste? Ich hoffte, sie wäre einfach nur froh es wiederzuhaben.
Ich schloss die Tür auf und schaute vo rsichtig rein. „Andrea? Bist du da? ... Gut, du bist nicht da.“ Leise tapste ich rein und zog meine Jacke aus. Wovor hatte ich eigentlich Angst, ich hatte es doch gar nicht geklaut.
Ohne Vorwarnung stand Andrea plötzlich vor mir. „Du bist ja schon wieder da“, stel lte sie verwundert fest.
„Klar, war ja nur kurz weg“, rechtfertigte ich mich e rschrocken.
„Du hast die Flaschen in deinem Zimmer vergessen“, merkte sie an.
Ratlosigkeit machte sich in mir breit. „Na und?“
„Ich dachte, du warst grad das Leergut wegbringen, da hättest du die doch gleich mi tnehmen können.“
„Ach, die Flaschen ... ja ...“, lachte ich verlegen.
„Du warst doch d ie Flaschen wegbringen, oder?“
Mit großen Augen schaute ich sie an. „Ja ... äh ... aber nicht nur ... ich war noch ... einkaufen ... die hatten da so coole neue Sorten für ... na, diese Tüten... ähm, Tütensuppen ...“
Andrea schaute an mir runter. „Wo hast du die S achen denn? Wenn du magst, können wir die heute Abend mal ausprobieren“, schlug sie freudig vor.
Oh Mann, warum red ete ich mich denn noch unnötig um Kopf und Kragen? „Ich ... ich hab sie doch nicht gekauft, war mir nicht sicher, ob die auch wirklich so toll schmecken, wie sie aussehen.“
Andrea zuckte mit den Schultern, murme lte „Mh, ok“, und machte sich auf den Weg zurück an ihren Schreibtisch, wo sie noch Sachen für ihre Arbeit erledigen wollte.
Und dann rutschte es mir doch raus: „Ich hab übr igens dein Portmonee gefunden.“
Andrea drehte sich sofort zu mir um. „Was?“ Eilig steuerte sie auf mich zu und riss mir ihr Eigentum aus der Hand, s obald
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