Gelehrig: Erotischer Roman (German Edition)
Eine derartige Kombination an Fähigkeiten war Melanie bisher noch nicht untergekommen. Jetzt erstaunte es sie nicht mehr, dass Hannah sich für ihn interessierte.
»Was denken sie?«, wollte Nathan wissen.
»Das ist unglaublich. Einfach nur unglaublich!«, rief Melanie freudig, als sie die Reproduktion einer viktorianischen Prügelbank entdeckte.
»So etwas habe ich mal auf einer alten erotischen Postkarte gesehen!«, erklärte sie ihm und drehte sich zu Nathan um. »Darf ich mich mal drauflegen?«
»Nur zu.«
Melanie lief zu der Prügelbank hinüber. Der Sitz war mit schwarzem Samt ausgelegt, und die zierlichen Beine hatten genau die richtige Höhe für Melanies Körper. Als sie darauf lag und den Hintern in die Luft reckte, sah sie zu Nathan hinüber und wand sich provokativ.
»Ich habe das Gefühl, als ob sie ganz allein für mich gemacht worden wäre.«
»Wurde sie vielleicht auch.«
»Es ist großartig! Kann ich sie kaufen?« Melanie stieg wieder ab, da sie viel zu aufgeregt war, um still sitzen zu können. Ihre Gedanken rasten wie wild durch ihren Kopf. »Ich würde am liebsten alles kaufen. Wirklich alles. Und ich möchte die Dinge, die Sie herstellen, in meinem Laden verkaufen. Das ist alles so unglaublich: Es ist wunderschön, es ist authentisch, und es wurde vor Ort hergestellt. Wir könnten ein Vermögen verdienen! Wenn ich anbaue, haben wir mehr als genug Platz. Der Alkoven bekommt seinen eigenen Raum, und wir können die Möbel dort aufstellen ...«
»Hören Sie auf, Melanie.« Nathans Stimme klang viel zu ruhig. »Ich muss Ihnen etwas sagen.«
»Was denn?«
Nathan ging zu Melanie hinüber, ergriff ihre Arme und sah ihr ins Gesicht. Sein Gesicht war ernster als jemals zuvor, und in seinen Augen lag noch etwas anderes, das ihr kalte Schauer über den Rücken jagte.
»Es wird keinen Anbau geben. Zumindest nicht so, wie Sie ihn vorhaben. Der Stadtrat hat beschlossen, Ihr Anliegen bei seiner letzten Sitzung in diesem Jahr nicht zu besprechen. Das ist der Grund, aus dem sich Harrison heute mit Ihnen treffen wollte.«
»Was? Das glaube ich Ihnen nicht.«
Sie rammte ihren Absatz in seinen Fuß und schlug gegen seinen Solarplexus, um sich zu befreien. Er grunzte vor Schmerz, ließ sie jedoch nicht los.
»Hören Sie mir zu, Melanie. Halten Sie still, und hören Sie mir zu. Geben Sie mir zwei Minuten, um alles zu erklären. Harrison sollte Ihnen all das sagen, aber offensichtlich hatte er nicht den Mut dazu. Aus diesem Grund ist er heute auch nicht in dem Hotel aufgetaucht.«
Melanie glaubte zu erstarren. Eine unglaubliche Tränenwelle stieg in ihr auf. Nathan nahm ihr Kinn in die Hand, sodass sie den Blick nicht abwenden konnte, und dann sprach er langsam und bedacht auf sie ein.
»Der Stadtrat hat entschieden, dass ein Anbau dem Status des Hauses als historisches Wahrzeichen schaden würde und auch nicht gut für die anderen Geschäfte in der Harbour Street wäre. Momentan hat das Chimera schon so starken Zulauf, dass es in der Gegend kaum noch Parkplätze gibt. So, wie Harrison es mir beschrieben hat, war das Chimera früher ein kleines, exklusives Geschäft, das größtenteils von der Laufkundschaft lebte. Niemand hätte je damit gerechnet, dass es so beliebt werden könnte. Und wenn das Museum nebenan erst mal eröffnet ist, wird sich die ganze Straße in ein Tollhaus verwandeln.«
»Das Chimera ist schon seit Jahren da. Bauen Sie Ihr verdammtes Museum halt woanders.«
Nathan schüttelte den Kopf. »Dafür ist es zu spät. Außerdem hat der Rat diese Stelle schon vor langer Zeit als Standort für das Museum ausgewiesen. Es gab nur nie genug Geld, um das Projekt umzusetzen. Ich habe ihnen dabei geholfen, die Zuwendungen zu erhalten.«
»Warum reden wir nicht gleich Tacheles? Hier geht es nicht um Parkplätze oder um historische Wahrzeichen. Hier geht es um Sex. Wäre das Chimera irgendein anderes Geschäft, dann könnte die Stadt gar nicht schnell genug ein Stück vom Kuchen abkriegen. Freies Unternehmertum, das ist es doch, worauf ihr Puritaner so scharf seid, oder?«
»Worauf ich scharf bin«, erwiderte Nathan, »bist du.«
Er zog Melanie an sich und legte die Arme um sie. Als sie ihr Gesicht in seiner Schaffelljacke vergrub, ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Sie wollte Nathan am liebsten wegstoßen, fortlaufen und sich per Anhalter zurück zur Stadt durchschlagen, dann eine Tasche packen und nach Manhattan fliehen, um dort über Nacht erfolgreich zu sein und den Deppen im Stadtrat
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