Geliebte der Nacht
einen völlig in der Gewalt hatte?
Gabrielle atmete tief durch. „Bald geht es dir wieder gut“, sagte sie sanft und streichelte sein dunkles Haar. „Entspann dich einfach. Ich werde mich um dich kümmern, Lucan.“
23
Er lag in kühlem Schatten, und eine sanfte Brise strich ihm durchs Haar. Er wollte nicht aus dem tiefen, traumlosen Schlaf erwachen. Diese Art von Frieden fand er nur selten. Und nie so wie jetzt. Er wollte sich hineinkuscheln und hundert Jahre schlafen.
Aber der schwache Geruch nach Jasmin in seiner Nähe führte dazu, dass er aufwachte. Er sog den süßen Duft in seine Lungen und schmeckte ihn bis hinten in seiner ausgedörrten Kehle, kostete ihn aus. Dann zwang er seine schweren Lider, sich zu öffnen. Er blickte auf und sah wunderschöne braune Augen, die ihn unverwandt anschauten.
„Fühlst du dich besser?“
Das tat er tatsächlich. Der brennende Kopfschmerz war verschwunden. Seine Haut fühlte sich nicht länger an, als würde sie ihm vom Körper gezogen. Der schneidende Schmerz in seinem Bauch war einem dumpfen Nagen gewichen, was sich immer noch furchtbar unangenehm anfühlte. Aber es war nicht so schlimm, dass er es nicht ertragen konnte.
Er versuchte ihr zu sagen, dass es ihm besser ging, aber seine Stimme war nur ein heiseres Krächzen. Nach einigem Räuspern brachte er ein paar Worte hervor. „Ich bin okay.“
Gabrielle saß neben ihm auf dem Bett und hielt seinen Kopf auf ihrem Schoß. Sie hatte ein kühles, feuchtes Tuch in der Hand, das sie ihm sanft auf Stirn und Wangen drückte. Mit den Fingern der anderen Hand streichelte sie ihm zärtlich und beruhigend über das Haar.
Es fühlte sich gut an. So unglaublich gut.
„Du warst in einer ganz schön schlimmen Verfassung. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“
Er stöhnte auf, als sie ihn daran erinnerte, was geschehen war. Der Anfall von Blutdurst hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen und in eine stotternde, willensschwache Kugel aus Schmerz verwandelt. Und Gabrielle hatte all das mit angesehen. O Gott, er wollte in ein dunkles Loch kriechen und sterben, jetzt, da ihn jemand dermaßen am Boden gesehen hatte. Und gerade Gabrielle. Die Scham über seine eigene Schwäche traf ihn schwer, aber was ihn schlagartig hellwach werden ließ, war die plötzliche Angst, die ihn jetzt ereilte. Er setzte sich hastig auf. „Himmel. Gabrielle, ich habe doch nicht … habe ich dir wehgetan?“
„Nein.“ Sie berührte seinen Kiefer ohne jede Spur von Sorge in ihren Augen oder ihrer zärtlichen Liebkosung. „Es geht mir gut. Du hast mir nichts getan, Lucan.“
Gott sei Dank.
„Du trägst mein Hemd“, sagte er. Erst jetzt bemerkte er, dass ihr Pullover und ihre Jeans verschwunden und ihre schlanken Kurven nur mit einem schwarzen T-Shirt verhüllt waren. Alles, was er trug, war seine Hose.
„Ach ja“, meinte sie und zog an einem losen Faden. „Ich habe es vor einer Weile angezogen, als Dante kam und nach dir sehen wollte. Ich habe ihm gesagt, dass du im Bett liegst und schläfst.“ Sie errötete ein wenig. „Ich dachte mir, er ist weniger geneigt, Fragen zu stellen, wenn ich in diesem Outfit an die Tür gehe.“
Lucan lehnte sich zurück und sah sie mit einem Stirnrunzeln an. „Du hast für mich gelogen.“
„Es schien dir ziemlich wichtig zu sein, dass dich niemand … so sieht.“
Er sah sie an, wie sie entspannt und vertrauensvoll bei ihm saß, und schwieg tief betroffen und voller Bewunderung. Jeder andere, der ihn in dem Zustand sah, hätte ihm eine Titanklinge ins Herz gerammt – und das mit vollem Recht. Aber Gabrielle hatte keine Angst gehabt. Er hatte einen seiner bisher schlimmsten Anfälle durchgestanden, und Gabrielle war die ganze Zeit bei ihm geblieben. Hatte sich um ihn gekümmert.
Sie hatte ihn beschützt.
Seine Brust verengte sich vor Respekt. Vor tiefster Dankbarkeit.
Er hatte nicht gewusst, wie es sich anfühlte, wenn man in der Lage war, jemandem so zu vertrauen. Er wusste, dass er jedem seiner Brüder in der Schlacht den Rücken decken würde, genau wie umgekehrt, aber das hier war etwas anderes. Hier passte jemand auf ihn auf. Behütete ihn, wenn er am verletzlichsten war.
Und das, obwohl er sie angefaucht und angeknurrt hatte und sie hatte vertreiben wollen. Nachdem er sie die wahre Bestie, die er war, hatte sehen lassen.
Er fand keine Worte, um ihr für etwas so zutiefst Großherziges zu danken. Stattdessen beugte er sich vor und küsste sie, so sanft, wie er konnte, und mit all der
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