Geliebte der Nacht
haben, wie er es getan hatte, denn er wusste, dass sie verwirrt und wahrscheinlich ziemlich durcheinander sein musste.
Es gab ganz sicher Dinge, über die gesprochen werden musste, Dinge, über die er noch nicht einmal hatte richtig nachdenken können. Und noch viel weniger fühlte er sich in der Lage, mit ihr darüber zu sprechen, jetzt, wo ihn die überwältigende Realität seiner Gefühle für sie mit voller Wucht getroffen hatte.
Er hatte den Kopf voller Pläne.
Es waren unbesonnene, dumme, hoffnungsvolle Pläne, die sich alle um Gabrielle drehten.
Um ihn herum in dem Fahrzeug überprüften die anderen Krieger ihre Ausrüstung, luden die C4-Päckchen in Seesäcke mit Reißverschlüssen und nahmen letzte Einstellungen an den Hörern und Mikros vor. Mit ihrer Hilfe würden sie in Kontakt bleiben, sobald sie das Gelände der Nervenheilanstalt betreten und sich aufgeteilt hatten, um die Bomben zusammenzubauen.
„Das heute Nacht tun wir für Con und Rio“, sagte Dante, drehte eine seiner gewölbten Klingen mit seinen schwarz behandschuhten Fingern und steckte sie in die Scheide, die er an der Hüfte trug. „Die Zeit der Rache ist gekommen.“
„Ja, zum Teufel“, antwortete Niko, und die anderen nickten entschlossen.
Als sie gerade die Türen öffnen wollten, hob Lucan seine Hand.
„Wartet mal.“ Seine grimmige Stimme ließ sie alle still werden. „Da gibt es etwas, das ihr alle wissen müsst. Da wir gleich da reingehen und uns wahrscheinlich der Arsch um die Ohren fliegen wird, denke ich, es ist an der Zeit, euch ehrlich ein paar Dinge zu sagen … und ich brauche ein Versprechen von jedem von euch.“
Er sah jedem seiner Brüder ins Gesicht, den Kriegern, die ihm so nahe standen wie Verwandte und so lange an seiner Seite gekämpft hatten – seit einer Ewigkeit, wie es ihm schien. Sie hatten sich immer darauf verlassen, dass er sie anführte, darauf vertrauend, dass er die richtige Wahl traf, davon überzeugt, dass ihm die Strategien und Alternativen nie ausgingen.
Jetzt war er unschlüssig und zögerte, unsicher, wo er anfangen sollte. Er rieb sich mit einer Hand über das Kinn und stieß einen tiefen Seufzer aus.
Gideon betrachtete ihn besorgt. „Alles in Ordnung, Lucan? Dich hat es in dem Hinterhalt der vergangenen Nacht ganz schön erwischt. Wenn du bei dieser Mission aussetzen willst …“
„Nein. Nein, das ist es nicht. Mir geht es gut. Meine Verletzungen sind geheilt … dank Gabrielle“, sagte er. „Vor Kurzem haben sie und ich …“
„Ernsthaft“, erwiderte Gideon, als Lucans Erklärung verstummte. Der verdammte Vampir grinste sogar.
„Du hast von ihr getrunken?“, fragte Niko.
Tegan knurrte auf dem Rücksitz. „Diese Frau ist eine Stammesgefährtin.“
„Ja“, antwortete Lucan ernst und ruhig auf beide Fragen. „Und wenn sie mich haben will, will ich Gabrielle bitten, mich zu ihrem Gefährten zu nehmen.“
Dante grinste ihn an und rollte mit den Augen. „Herzlichen Glückwunsch, Mann. Ganz im Ernst.“
Gideon und Niko reagierten ähnlich und klopften Lucan auf die Schulter.
„Das ist aber nicht alles.“
Drei Augenpaare richteten sich auf ihn, und alle außer Tegan blickten ihn mit grimmiger Erwartung an.
„Vergangene Nacht hatte Eva einige nette Dinge über mich zu sagen …“ Sofort erklang ein Wortschwall von Gideon, Niko und Dante, die ihn verteidigten. Lucan übertönte das ärgerliche Murmeln mit seiner Stimme. „Der Verrat, den sie an Rio und dem Rest von uns begangen hat, ist unentschuldbar, ja. Aber was sie über mich gesagt hat … das war die Wahrheit.“
Dante warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. „Worüber sprichst du?“
„Blutgier“, antwortete Lucan. Das Wort tönte hart durch die Stille in dem Geländewagen. „Das, äh … das ist für mich ein Problem. Und das schon seit langer Zeit. Ich komme damit zurecht, aber es gibt Zeiten …“ Er zog die Mundwinkel nach unten und starrte auf den dunklen Boden des Fahrzeugs. „Ich weiß nicht, ob ich sie besiegen kann. Vielleicht habe ich mit Gabrielle an meiner Seite tatsächlich eine Chance. Ich werde sie mit allem, was in meiner Macht steht, bekämpfen, aber wenn es schlimmer wird …“
Gideon stieß einen saftigen Fluch aus. „Wird nicht passieren, Lucan. Von uns allen, die wir hier sitzen, bist du der Stärkste. Und das warst du schon immer. Nichts wird dich unterkriegen.“
Lucan schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht mehr so tun, als hätte ich immer alles unter Kontrolle. Ich bin
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