Geliebte der Nacht
verabscheute, alles, was zu zerstören er geschworen hatte, genau wie Tegan gesagt hatte.
Und dann sah Lucan in den tausend Spiegelungen, die ihn hatten erstarren lassen, wie durch die Türen hinter ihm Nikolai und Dante hereinkamen. Ihre Mienen waren wachsam.
„Niemand hat uns gesagt, dass hier eine Party läuft“, sagte Dante lässig, doch der Blick, mit dem er die beiden Duellanten ins Auge fasste, war alles andere als unbekümmert. „Was ist hier los? Alles in Ordnung?“
Ein langes, angespanntes Schweigen breitete sich im Raum aus.
Lucan entließ Tegan aus seinem Griff und ging langsam auf Abstand. Er senkte automatisch den Blick, um die Wildheit seiner Augen vor den anderen Kriegern zu verbergen. Die Scham, die er empfand, war etwas Neues für ihn. Ihr bitterer Geschmack gefiel ihm nicht. Er war so angewidert, dass er Brechreiz verspürte und nicht sprechen konnte.
Schließlich brach Tegan das Schweigen. „Ja“, sagte er, ohne seinen starren Blick von Lucans Gesicht abzuwenden. „Alles okay.“
Lucan wandte Tegan und den anderen den Rücken. Auf dem Weg zum Ausgang stieß er mit dem Oberschenkel gegen den Waffentisch, der mit einem metallischen Scheppern erbebte.
„Verdammt, ist der heute Nacht mies drauf“, murmelte Niko. „Und er riecht nach frischer Beute.“
Als Lucan durch die Türen der Trainingsanlage in den Flur trat, hörte er Dante leise entgegnen: „Nein, Mann. Er riecht nach einer Überdosis.“
18
„Mehr“, stöhnte die Menschenfrau, wand sich auf seinem Schoß und bog ihren Hals unter seinen Mund. Mit gierigen Händen zog sie an seinem Nacken, und die Augen fielen ihr fast zu, als stünde sie unter Drogen. „Bitte … trink noch mehr von mir. Ich will, dass du alles nimmst!“
„Vielleicht“, versprach er träge. Sein hübsches Spielzeug begann ihn bereits zu langweilen.
K. Delaney, staatlich geprüfte Krankenschwester, hatte sich die ersten Stunden in seinem Privatquartier als ziemlich unterhaltsam erwiesen. Aber wie alle Menschen, wenn sie die Macht des auszehrenden Vampirkusses erfuhren, hatte sie schließlich aufgehört, sich zu wehren, und sehnte nun das Ende ihrer Qualen herbei. Nackt wand sie sich wie eine rollige Katze, rieb sich an ihm, presste ihre bloße Haut an seine Lippen und wimmerte, als er ihr seine Fangzähne vorenthielt.
„Bitte“, sagte sie erneut, jetzt mit weinerlicher Stimme. Allmählich ging sie ihm auf die Nerven.
Er konnte den Genuss nicht leugnen, den sie ihm verschafft hatte, sowohl mit ihrem willigen Körper als auch durch die köstliche, tiefere Erfüllung, als sie seine Blutwirtin wurde und ihm ihre süße, saftige Kehle darbot. Aber damit war er jetzt fertig. Er war fertig mit ihr, abgesehen davon, dass er ihr noch den Rest ihrer Menschlichkeit aussaugen und sie zu einem seiner Lakaien machen würde. Aber jetzt noch nicht. Vielleicht bekam er nochmals Lust, erneut mit ihr zu spielen.
Wenn er sich allerdings ihrem gierigen Klammern nicht bald entzog, geriet er vielleicht in Versuchung, Schwester K. Delaney so weit auszusaugen, dass die heikle Grenzlinie überschritten wurde und sie starb.
Er ließ sie ohne Umschweife von seinem Schoß fallen und stand auf.
„Nein“, klagte sie, „geh nicht weg.“
Er war bereits an der Tür. Die Falten seiner prächtigen Seidenrobe streiften seine Waden, als er das Schlafgemach verließ und sein Arbeitszimmer auf der anderen Seite des Flurs betrat. Dieser Raum, sein geheimer Zufluchtsort, war mit jedem Luxus ausgestattet, den er sich wünschte: erlesene Einrichtungsgegenstände, unbezahlbare Kunstwerke und Antiquitäten, Teppiche, auf dem Höhepunkt der religiösen Kreuzzüge von persischen Händen gewoben. All das waren Andenken an seine Vergangenheit, Objekte, die er im Laufe zahlloser Zeitalter zu seinem Vergnügen gesammelt hatte. Kürzlich hatte er sie hierher gebracht, in die Basis seiner neu entstehenden Armee in New England.
Es gab noch ein anderes, erst kürzlich erworbenes Objekt.
Das – eine Serie zeitgenössischer Fotografien – bereitete ihm überhaupt kein Vergnügen. Er starrte die Schwarzweißaufnahmen an, die verschiedene Rogues-Verstecke an unterschiedlichen Orten überall in der Stadt zeigten, und konnte ein wütendes Fauchen nicht unterdrücken.
„Hey … die gehören nicht dir …“
Er warf einen irritierten Blick über die Schulter. Die Frau, die offenbar aus dem anderen Raum hinter ihm hergekrochen war, hockte auf dem Palastteppich, ihr Gesicht zu
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