Geliebte der Nacht
kleinmädchenhaftem Schmollen verzogen. Den Kopf auf die Schulter gelegt, blinzelte sie matt, als könne sie kaum etwas erkennen, aber sie starrte die Fotos an.
„Ach?“, machte er. Er war eigentlich nicht daran interessiert, Spielchen zu spielen, aber doch neugierig genug, um in Erfahrung zu bringen, wie es diese Bilder geschafft hatten, durch die Nebel im Kopf der Frau bis zu ihrem Verstand vorzudringen. „Was denkst du denn, wem sie gehören?“
„Meiner Freundin … das sind ihre.“
Er spürte, wie seine Augenbrauen bei dieser unschuldigen Enthüllung in die Höhe wanderten. „Du kennst die Künstlerin?“
Die junge Frau nickte langsam. „Meine Freundin … Gabby.“
„Gabrielle Maxwell“, sagte er. Er drehte sich um. Seine Aufmerksamkeit war nun wahrhaftig gefesselt. „Erzähl mir von deiner Freundin. Woher kommt das Interesse an diesen Orten, die sie fotografiert?“
Diese Frage trieb ihn um, seit die Frau ihm zum ersten Mal aufgefallen war. Zunächst als lästige Zeugin bei einer Tötung, leichtsinnig veranstaltet von einigen seiner neuen Rekruten. Er war irritiert gewesen, wenn auch nicht beunruhigt, als der Lakai auf der Polizeiwache von der Maxwell-Frau berichtete. Es hatte ihn nicht gerade gefreut, als dann ihr neugieriges Gesicht auf der internen Fernsehüberwachungsanlage der Nervenheilanstalt auftauchte. Aber was eine düstere Faszination in ihm weckte, war ihr offensichtliches Interesse daran, Vampiraufenthaltsorte zu dokumentieren.
Bis jetzt war er mit anderen, bedeutenderen Dingen beschäftigt gewesen, die seine ganze Aufmerksamkeit verlangten. Er war zu sehr auf anderes konzentriert gewesen und hatte sich damit zufriedengegeben, Gabrielle Maxwell unter scharfer Beobachtung zu halten. Vielleicht erforderten ihr Interesse und ihre Aktivitäten eine genauere Überprüfung. Tatsächlich war bei ihr möglicherweise ein hartes Verhör gerechtfertigt. Und auch Folter, wenn es ihm beliebte.
„Lass uns über deine Freundin reden.“
Seine lästige Gespielin warf den Kopf zurück und plumpste dabei auf den Teppich. Sie fuchtelte mit den Armen wie ein bockiges Kind, dem etwas verweigert wird, was es haben will. „Nein … nicht über sie reden“, murmelte sie, und ihre Hüften stießen in die Luft. „Komm her … küss mich zuerst … über mich reden … über uns …“
Er machte einen Schritt auf die Frau zu, aber seine Absicht war kaum entgegenkommend. Seine geschlitzten Pupillen mochten sie fälschlicherweise denken lassen, dass er sie begehrte, aber was durch seinen Körper pulste, war nur Gereiztheit. In seinem harten Griff lag Verachtung, als er sich über sie stellte und sie hochzog, bis sie vor ihm auf den Beinen stand.
„Ja“, seufzte sie, schon fast willenlos unter seiner Kontrolle.
Mit der Handfläche drückte er ihren Kopf beiseite und entblößte ihren blassen Hals, der noch vom letzten Mal blutete, als er von ihr getrunken hatte. Er leckte roh an der Wunde, und seine Fangzähne wurden lang vor Wut.
„Du wirst mir alles sagen, was ich wissen will“, flüsterte er und starrte unerbittlich in ihre trüben Augen. „Von diesem Moment an wirst du, Schwester K. Delaney, alles tun, was ich dir sage.“
Er fletschte die Zähne. Dann biss er zu wie eine Viper und entzog ihr den letzten Rest ihres Gewissens und ihrer schwachen menschlichen Seele mit einem einzigen wilden Schluck.
Gabrielle machte einen Rundgang durch ihre Wohnung und stellte sicher, dass alle Schlösser an den Türen und Fenstern fest verriegelt waren. Seit heute Nachmittag war sie wieder zu Hause. Sie hatte Megans Wohnung am Morgen verlassen, nachdem ihr Freund zur Arbeit gefahren war. Meg hatte ihr angeboten, so lange zu bleiben, wie sie wollte, aber Gabrielle konnte sich nicht ewig verstecken. Außerdem war ihr die Vorstellung zuwider, ihre Freundin womöglich noch tiefer in etwas hineinzuziehen, was sich immer entsetzlicher und unerklärlicher entwickelte.
Zuerst vermied sie es, in ihre Wohnung zurückzukehren, kämpfte gegen wachsende Hysterie an und irrte benommen und voller Paranoia in der Stadt umher. All ihre Instinkte ermahnten sie, sich auf einen Kampf vorzubereiten.
Sie ahnte, dass er eher früher als später bevorstand.
Sie hatte Angst davor gehabt, Lucan oder einen seiner blutsaugenden Freunde oder noch Schlimmeres zu Hause anzutreffen. Aber es war helllichter Tag gewesen, als sie schließlich heimkam, nur ihre leere Wohnung wartete auf sie, und alles war, wo es hingehörte.
Nun, da
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