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Geliebte der Nacht

Geliebte der Nacht

Titel: Geliebte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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es draußen allmählich dunkel wurde, kehrte ihre Besorgnis zehnfach zurück.
    In ihrer Schutzschicht aus übergroßem Pullover und Jeans legte sie die Arme um sich selbst und ging wieder in die Küche, wo auf ihrem Anrufbeantworter zwei neue Nachrichten blinkten. Beide stammten von Megan. Sie hatte in der letzten Stunde mehrmals angerufen. Ihre erste Nachricht handelte von der Leiche, die man auf dem Spielplatz entdeckt hatte, wo Gabrielle in der Nacht zuvor angegriffen worden war.
    Megan erzählte hektisch von dem Polizeibericht, den sie über Ray hatte einsehen können. Darin hieß es, dass ihr Angreifer offenbar kurz nach dem Versuch, Gabrielle etwas anzutun, von Tieren angefallen worden war. Und da gab es noch etwas. Ein Wachtmeister war auf dem Revier ermordet worden; und es war seine Waffe, die man bei der übel zugerichteten Leiche sichergestellt hatte, die auf dem Spielplatz gefunden worden war.
    „Gabby, bitte ruf mich an, sobald du diese Nachricht abgehört hast. Ich weiß, dass du Angst hast, Süße, aber die Polizei braucht wirklich deine Aussage. Ray sagt, er kann eine Pause einlegen und dich abholen kommen, wenn du dich dann sicherer fühlst –“
    Gabrielle drückte den Knopf, der die Nachricht löschte.
    Und spürte, wie sich die Härchen in ihrem Nacken aufstellten.
    Sie war nicht mehr allein in der Küche.
    Ihr Herzschlag stockte und fing dann an, auf Hochtouren zu arbeiten. Sie fuhr herum, um ihren Eindringling ins Auge zu fassen, und war nicht im Geringsten überrascht zu sehen, dass es sich um Lucan handelte. Er stand in der Türöffnung des Wohnzimmers und beobachtete sie schweigend und aufmerksam.
    Oder vielleicht war er nur dabei, seine nächste Mahlzeit prüfend abzuschätzen.
    Gabrielle merkte, dass ihre Angst vor ihm seltsamerweise weit geringer war als ihr Zorn. Er sah so normal aus, selbst jetzt noch. Da stand er vor ihr in seinem dunklen Trenchcoat, einer maßgeschneiderten schwarzen Hose und einem teuer aussehenden Hemd, ein paar Schattierungen dunkler als die faszinierende silbrige Farbe seiner Augen.
    Von dem Ungeheuer, das sie letzte Nacht gesehen hatte, war keine Spur zu erkennen. Alles, was sie sah, war ein Mann. Der geheimnisvolle Liebhaber, von dem sie sich eingebildet hatte, sie würde ihn kennen. Ihr wurde bewusst, dass sie sich fast wünsch te, er wäre mit gebleckten Fangzähnen und wild glitzernden, seltsam verwandelten Raubtieraugen bei ihr aufgekreuzt – als das Schreckgespenst, als das er sich letzte Nacht entpuppt hatte. Das wäre fairer gewesen als dieser äußere Anschein von Normalität, der in ihr das Bedürfnis weckte, so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Als wäre er tatsächlich Detective Lucan Thorne von der Bostoner Polizei, ein Mann, der geschworen hatte, die Unschuldigen zu schützen und das Gesetz zu achten und zu bewahren.
    Ein Mann, in den sie sich hätte verlieben können – wenn sie nicht sogar schon in ihn verliebt war.
    Aber alles an ihm war eine Lüge gewesen.
    „Ich hatte mir vorgenommen, dass ich heute Abend nicht herkommen würde.“
    Gabrielle schluckte hart. „Ich wusste, dass du kommst. Ich wusste auch gestern Nacht, dass du mir gefolgt bist, nachdem ich vor dir weglaufen musste.“
    Etwas flackerte in dem durchdringenden Blick, mit dem er sie viel zu intensiv ansah und der zu sehr wie eine Liebkosung wirkte. „Ich hätte dir nicht wehgetan. Und ich will dir auch jetzt nicht wehtun.“
    „Dann geh.“
    Er schüttelte den Kopf. Und kam einen Schritt auf sie zu. „Nicht, bevor wir geredet haben.“
    „Du meinst, nicht, bevor du dafür gesorgt hast, dass ich rede?“, entgegnete sie. Sie versuchte, sich nicht davon einlullen zu lassen, dass er aussah wie der Mann, dem sie vertraut hatte.
    Oder davon, dass ihr Körper – und sogar ihr idiotisches Herz – unmittelbar auf ihn reagierte.
    „Es gibt Dinge, die du verstehen musst, Gabrielle.“
    „Oh, ich verstehe durchaus“, erwiderte sie, verblüfft, dass ihre Stimme nicht zitterte. Sie hob die Hand an den Hals und tastete nach dem Kreuzanhänger, den sie seit ihrer Erstkommunion nicht mehr getragen hatte. Der zarte Talisman schien ihr ein lächerlich schlechter Schutz, nun, da sie vor Lucan stand. Das Einzige, was sie trennte, waren ein paar wenige Schritte seiner langen, muskulösen Beine. „Du musst mir nichts erklären. Es hat eine Weile gedauert, zugegeben, aber ich denke, ich verstehe jetzt alles.“
    „Nein. Keineswegs.“ Er kam auf sie zu. Dann hielt er inne und schaute

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