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Geliebte der Nacht

Geliebte der Nacht

Titel: Geliebte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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man sie aus dem Krankenhaus entließ.“
    „Mein Gott.“
    Gabrielle schüttelte langsam den Kopf. „Aber was, wenn alles, was sie gesagt hat, der Wahrheit entsprach? Was, wenn sie überhaupt nicht verrückt war? O Gott, Lucan … ich habe ihr all die Jahre Vorwürfe gemacht. Ich glaube, ich hab sie sogar gehasst, und jetzt kann ich nicht umhin zu denken –“
    „Du hast gesagt, dass sie vorgeladen wurde. Du meinst, wegen eines Verbrechens?“
    Der Computer piepste, um anzuzeigen, dass der Speicherstift voll war. Gabrielle drehte sich um, leitete den nächsten Kopiervorgang ein und blieb so sitzen, mit dem Rücken zu ihm. Lucan legte ihr sanft die Hände auf die Schultern und drehte den Drehstuhl wieder herum.
    „Weswegen war deine Mutter angeklagt?“
    Gabrielle schwieg lange. Lucan sah, wie sie schluckte. In ihren sanften braunen Augen stand Schmerz. „Sie war angeklagt, weil sie ihr Kind ausgesetzt hat.“
    „Wie alt warst du?“
    Sie zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. „Klein. Ein Säugling. Sie steckte mich vor einem Wohnhaus in einen Mülleimer. Das war nur einen Block von der Stelle, wo die Polizei sie aufgelesen hat. Zu meinem Glück entschloss sich einer der Polizisten, die Umgebung abzusuchen. Ich nehme an, er hörte mich weinen und holte mich da raus.“
    Großer Gott.
    Mit einem Mal blitzte eine Erinnerung durch Lucans Geist. Er sah eine dunkle Straße, nassen Asphalt, der im Mondschein glänzte, und eine Frau, die mit aufgerissenen Augen gelähmt vor Entsetzen dastand, während ein Rogues-Vampir an ihrem Hals saugte. Er hörte das schrille Klagegeschrei des winzigen Babys, das die junge Mutter in den Armen hielt.
    „Wann war das?“
    „Vor langer Zeit. Diesen Sommer werden es siebenundzwanzig Jahre, um genau zu sein.“
    Für jemanden in Lucans Alter waren siebenundzwanzig Jahre nur ein Wimpernschlag der Zeit. Er erinnerte sich jetzt deutlich. Er hatte den Überfall an dem Busbahnhof bemerkt. Er hatte sich zwischen den Rogue und seine Beute gestellt und die verängstigte junge Frau mit einem strengen mentalen Befehl weggeschickt. Sie hatte stark geblutet, und das Blut tropfte auf ihr Baby herab.
    Er liquidierte den Rogue und räumte den Tatort auf, dann suchte er nach der Frau und ihrem Kind. Er hatte sie nicht gefunden. Oft hatte er sich gefragt, was aus beiden geworden war, und mit sich gehadert, weil er es nicht fertiggebracht hatte, wenigstens die entsetzlichen Erinnerungen aus dem Gehirn des Opfers zu löschen.
    „Sie beging wenig später in der Anstalt Selbstmord“, sagte Gabrielle. „Ich war bereits ein Mündel des Staates.“
    Er konnte nicht anders – er musste sie berühren. Sanft schob er ihr langes Haar beiseite, umfasste die zarte Linie ihres Kiefers und streichelte das stolz erhobene Kinn. Gabrielles Augen glänzten feucht, aber ihre Fassung brach nicht. Sie war wirklich stark. Stark und schön und so etwas unglaublich Besonderes.
    In diesem Moment wünschte er sich nichts sehnlicher, als sie in seine Arme zu ziehen und ihr das zu sagen.
    „Es tut mir so leid“, sagte er und meinte es zutiefst ehrlich. Und er empfand Bedauern, ein Gefühl, das er nicht gewöhnt war. Allerdings hatte Gabrielle, seit er sie zum ersten Mal erblickt hatte, ihn eine Menge Dinge empfinden lassen, die ihm völlig neu waren. „Es tut mir leid für euch beide.“
    Der Computer piepste wieder.
    „Das war’s“, sagte sie und hob halb die Hand, als wolle sie seine streicheln, aber könne sich nicht dazu durchringen, ihn zu berühren.
    Sie entzog sich seiner Liebkosung, und er verspürte schmerzliches Bedauern, als sie sich schweigend von ihm abwandte.
    Ihn ausschloss, den jetzt wieder Fremden.
    Er sah zu, wie sie den Datenstick herausnahm und zu dem anderen legte. Als sie die Anwendung schließen wollte, sagte Lucan: „Noch nicht. Du musst die Bilddateien vom gesamten Computer löschen und auch aus allen Backups, die du hast. Die Kopien, die wir jetzt mitnehmen, müssen die einzigen sein, die noch übrig sind.“
    „Was ist mit den Abzügen? Denen da drüben auf dem Tisch, und denen unten in meiner Dunkelkammer –“
    „Mach du das hier fertig. Ich hole die Abzüge.“
    „Okay.“
    Sie machte sich ans Werk, und Lucan durchsuchte rasch die restliche Wohnung. Er sammelte alle losen Aufnahmen ein und nahm auch Gabrielles gerahmte Bilder von den Wänden, um nichts zurückzulassen, das den Rogues von Nutzen sein konnte. In Gabrielles Schlafzimmerschrank fand er eine große

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