Geliebte des Feuers
unterdrücken versuchte. »Es sei denn, du denkst ...«
»Nein«, erwiderte er entschieden. »Das denke ich gar nicht.«
Miri lächelte. Sie hätte ihn jetzt gern geküsst, hätte sich am liebsten an diese nackte Brust geschmiegt und ihn lange umarmt, wie damals, als Dean sie einfach so in die Arme genommen hatte. Nur weil er glaubte, dass sie eine Umarmung brauchte. Weil es ihm irgendwie richtig so erschien.
Miri löste die Anschnallgurte und trat über den Gang zu Dean. Er sah sie einen Moment unsicher an, aber als sie sich auf seinen Schoß setzte, verstand er und drückte sie an sich. Die Flugbegleiterin, die vorn in der Maschine saß, blickte einmal kurz hoch und lächelte.
Dean hielt Miri fest. Sein Atem wehte durch ihr Haar, und das Heben und Senken seiner Brust fühlte sich wie eine lautlose Musik an, die nur ihr Körper hören konnte. Miri hielt den Jadestein in beiden Händen und ließ die Beine über die Lehne des Sitzes baumeln.
»Warum tun wir das alles?«, fragte sie ihn leise, eingelullt von der Wärme, der Stärke, die er ausstrahlte, einer Sicherheit, die sich so sehr nach der damaligen Zeit anfühlte, nach ihrem Zuhause, dem alten, vergessenen Zuhause ihrer Jugend. Sie spürte, wie ihr die Tränen kamen, und sie blinzelte rasch.
»Warum wir diese Schatzsuche veranstalten?«, fragte Dean. Er streifte mit den Lippen ihre Stirn. »Das habe ich mich auch schon gefragt. Selbst wenn wir die andere Hälfte finden, was dann? Man wird uns immer weiter jagen. Wann soll das jemals aufhören?«
»Es wird nicht aufhören, und genau das bereitet mir Kummer, Dean. Die ganze Angelegenheit ist so kompliziert, und ich kann ... ich kann das vollständige Bild einfach nicht erkennen. Wenn es überhaupt so ein Gesamtbild gibt. Robert, ein Mann, den man nicht töten kann und der behauptet, man hätte ihn engagiert, die Jade zu stehlen und mich zu entführen, sozusagen im Paket. Kevin Liao. Der Leiter der archäologischen Fakultät, der viertausend Jahre alte Mumien vernichtet und ebenfalls nach der Jade sucht. Und zudem eine unscheinbar wirkende Assistentin hat, neben der Rambo wie ein Muttersöhnchen aussieht. Sie alle scheinen für eine Frau zu arbeiten, genau genommen Lysanders Partnerin ...«
»Moment mal? Seine Partnerin? Du meinst, seine Ehefrau? Davon hast du mir noch nichts gesagt.«
»Nein, entschuldige. Aber genau so hat er sich ausgedrückt.«
»Meine Güte!« Dean rieb sich das Gesicht. »Okay, wer noch? Bai Shen?«
»Ich glaube nicht, dass er die Jade will. Aber denk mal drüber nach. Wenn sein Dad Lysander ist und Lysanders Frau die Gegenseite anführt...«
»Das würde erklären, wieso Bai Shen so viel wusste und warum er so verzweifelt versucht, Daddy wieder unter Kontrolle zu bekommen. Aber woher wussten sie so viel über uns?«
»Als du gestern Nacht Robert verhört hast, hast du ihn gefragt, ob er für jemanden arbeitet, in Verbindung mit dem du das Konsortium genannt hast. In Anbetracht der Umstände, unter denen du diese Frage gestellt hast, gehe ich davon aus, dass sie nicht sehr nett sind. Könnte es da eine Verbindung geben?«
»Ich hoffe nicht«, erwiderte Dean. »Sie sind nämlich noch erheblich schlimmer als nur >nicht nett<. Sie sind genau genommen der Grund dafür, warum es mich nicht überrascht hat, von dieser Art von Besessenheit zu hören. Die ehemalige Anführerin des Konsortiums hatte dasselbe Ding in ihrem Kopf, aber sie war bereits schlimmer infiziert als unser Drache. Und sie war in der Lage, auch andere Menschen damit anzustecken. Obwohl das möglicherweise nur ihr persönliches Talent gewesen sein könnte, denn Lysander scheint bisher nicht herumzulaufen und andere Menschen damit zu verseuchen.«
»Du könntest die Sache jederzeit abblasen«, sagte Miri. Sie war sich zwar sicher, wie Dean reagieren würde, aber sie konnte diese Worte einfach nicht zurückhalten, die Botschaft, das Gefühl. Sie war nicht in der Lage, die Angst zu beherrschen, die plötzlich in ihr hochstieg, die Furcht, dass sie sich vielleicht irrte, dass sie Bedauern in seinem Blick sah, Ärger darüber, dass sie ihn in diesen Wahnsinn hineingezogen hatte.
Dean packte ihre Hand und verschränkte seine Finger leicht mit den ihren. Als er antwortete, hatte seine Stimme einen tiefen Klang angenommen, und eiserne Entschlossenheit schwang darin mit, Entschlossenheit und noch etwas anderes, etwas Stärkeres. »Es gibt nur eine Möglichkeit, wie ich weitermachen kann, Miri, und zwar mit dir. Und es gibt
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