Geliebte des Feuers
Muskeln. Er ließ sie nur einmal los, um mit dem Handy zu telefonieren, das Koni ihm aus dem sicheren Haus mitgebracht hatte. Er hinterließ einem gewissen Artur eine Nachricht und erklärte ihm, dass sie die Stadt verließen und, bei diesen Worten sah er Miri an, dass noch jemand Hilfe benötigte: ein alter Mann namens Owen Wills.
»Ich will dir nicht zu nahe treten«, bemerkte Koni, nachdem Dean das Handy ausgeschaltet hatte, »aber willst du Artur wirklich für die Suche nach Owen einsetzen? Er könnte die Jade ohne Probleme lesen und würde wahrscheinlich alles herausfinden, was wir darüber wissen müssen.«
»Nur nicht, wo sie ist«, erwiderte Dean. »Trotzdem hast du recht. Er kommt auf dieser Infomüllhalde besser klar als ich.«
»Wie bitte?«, unterbrach Miri sie. »Wovon redet ihr da eigentlich?«
»Von einem Kollegen und Freund«, erklärte Dean. »Er ist Psychometrist und erfährt alles Mögliche über Dinge und Menschen, indem er sie einfach nur berührt.«
»Und du glaubst, er könnte Owen finden?«
»Ich weiß es sogar. Artur liest ebenfalls Energie, nur auf eine andere Art und Weise als ich. Vermutlich wäre er nur nicht so blockiert wie ich.«
Miri nickte. »Mir ist Owen wichtiger als die Jade.«
»Dachte ich mir«, erwiderte er und küsste sie auf die Wange.
Am Flughafen gab Koni dem Fahrer detaillierte Anweisungen in fließendem Mandarin, was ihm erstaunte Blicke von Miri und Dean einbrachte.
»Was ist?«, fuhr Koni sie an, als sie ihn fragend anstarrten. »Ich habe ein Talent für Sprachen. Na und? Habt ihr damit etwa ein Problem?«
»Nein«, erwiderte Dean. »Es ist nur eine ... Überraschung. Wie viele Sprachen beherrschst du denn?«
»Keine Ahnung. Viele. Genug jedenfalls. Vielleicht zwanzig.«
»Ich glaub’s nicht!«
Koni rutschte unbehaglich auf dem Sitz hin und her. »Ist aber keine große Sache. Du sprichst doch selbst Chinesisch.«
»Meine Großmutter hat uns beiden Mandarin beigebracht«, meinte Miri.
»Und ich habe das meiste schon wieder vergessen«, setzte Dean hinzu. »Aber zwanzig?«
»Du bist vielleicht ein eifersüchtiger Kerl!«, gab Koni zurück.
Der Fahrer folgte einer schmalen, kurvigen Straße, die sie zu einem Wachhäuschen an einem Maschendrahtzaun führte, wo zwei junge uniformierte Soldaten mit Maschinenpistolen das Taxi anhielten und höflich wissen wollten, was sie hier verloren hätten. Koni rollte das Fenster herunter und erklärte ihnen herablassend, dass ein Privatjet sie erwarte. Und sie täten besser daran, sie gefälligst durchzulassen. Und zwar pronto.
Die Männer tätigten einen Anruf, nickten, und nach wenigen Sekunden fuhr das Taxi weiter. Der Fahrer grinste.
Die nächste halbe Stunde verlief ebenso reibungslos. Ein Zollbeamter erwartete sie an der Gangway zu einem Learjet. Er stellte keine Fragen, warf nur kurz einen Blick auf ihre Pässe, die er mit einem Handscanner einlas und stempelte, und dann hieß es: Leb wohl, Taiwan! Miri gelang es, den Mund zu halten, bis sie in der Maschine saßen und sich auf den luxuriösen Ledersitzen angeschnallt hatten. Dabei half ihnen eine zierliche Thai, die sich für die schreckliche Einrichtung entschuldigte, während sie ihnen sprudelnden Champagner in hohen Kelchen servierte, die hell klingelten, als Miri mit den Fingernägeln gegen das Glas stieß.
»Eine Detektivagentur?«, fragte Miri Dean. »Besitzt ihr zufällig auch ein kleines Land? So wird normalerweise niemand behandelt.«
»Doch, wenn man weiß, mit wem man reden muss, und einen Haufen Geld hat«, gab Dean zurück. »Dirk & Steele verfügen über beides. Allerdings nutzt die Agentur dieses Privileg nicht sehr oft. Wir wollen nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen.«
»Na klar«, entgegnete Miri. »Vor allem, weil diese ganze Angelegenheit ja bisher schon ein wahres Muster an Feinsinn gewesen ist.«
Ihr Flugkapitän war jung, gut gelaunt, hatte ein rosiges Gesicht und gute Augen. Im Nu waren sie in der Luft. Bis zu dem Moment, in dem die Maschine abhob, hielten Koni und Dean ständig aus den Fenstern Ausschau nach möglichen Schwierigkeiten. Miri suchte nach einem silberhaarigen, großen Mann mit einer Pistole in der Hand und einem Lächeln auf dem Gesicht.
Aber nichts passierte, und Miri beobachtete aus achttausend Meter Höhe den Sonnenaufgang.
Dann lehnte sie sich zurück und schlief ein.
Sie erwachte eine halbe Stunde vor ihrer Landung. Koni schlief noch, Dean dagegen nicht. Er sah zu ihr hin, als sie sich bewegte. Sie wischte
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