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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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schillerndes Licht.
    Auf ihrer Brust, das heißt, zwischen den Brüsten, lag ein Schatten. Eine Reihe von Zeichen, Worte wie diejenigen auf der Jade.
    Miri zwinkerte, die Vision flackerte und verblasste. Plötzlich war sie wieder im Badezimmer, und die Welt schien ganz normal.
    So etwas wie Normalität gibt es aber nicht, dachte sie, während sie auf den Spiegel starrte. Eine tiefe, schreckliche Furcht durchdrang ihren Körper und prickelte heiß auf ihrer Haut. Nicht mehr. Fast wäre sie aus dem Bad geflüchtet, aber sie zwang sich, stehen zu bleiben. Wenn sie jetzt aus Angst davonlief, würde sie immer weiterlaufen, und dies war nicht der richtige Augenblick, um zu kneifen. Ganz gleich wie merkwürdig oder beunruhigend ihr Leben auch geworden war.
    Atme, befahl sie sich. Das tat sie, tief und langsam, aber dabei blickte sie nach wie vor in den Spiegel, konzentriert und sich ihrer Angst deutlich bewusst. Dann richtete sich ihr Blick auf die Haut zwischen ihren Brüsten. Sie stellte sich die Worte aus ihrer Vision vor, und für eine Weile sah sie sie erneut, und zwar so klar, dass sie sich unwillkürlich die Finger auf die Stelle legte. Die Worte verschwanden sofort wieder, doch sie drückte noch fester auf ihre Brust und stellte sich die Zeichen vor, geschwungene, keilförmige Einkerbungen.
    Wie albern. Du hast dich einfangen lassen. Es ist nichts da, du hast es dir nur eingebildet. Du hast in den letzten Tagen so viel verrücktes Zeug gesehen, dass du einfach zu aufgedreht bist.
    Das war zwar logisch, aber dennoch konnte sich Miri nicht von ihrem Spiegelbild losreißen. Sie wünschte sich plötzlich, sie könnte ihre Haut abschälen, wegreißen, denn darunter, unter diesem Fleisch ...
    Miri grub die Fingernägel in ihre Haut und drückte so fest zu, wie sie nur konnte. Da hörte sie Geräusche von außerhalb des Badezimmers. Dean rief sie. Zuerst leise, dann wurde seine Stimme lauter: Er stand vor dem Badezimmer. Miri ignorierte ihn, presste immer noch ihre Nägel in die Haut, kratzte so fest, dass rote Striemen zurückblieben, Male, die wie eine Mahnung wirkten, hypnotisch und seltsam.
    »Miri?«, fragte Dean gedämpft. »Warum antwortest du nicht?«
    Sie konnte nicht antworten, weil sie kein Wort herausbekam. Der Türknauf drehte sich, und Dean kam herein. Zunächst sagte auch er nichts, sondern sah sie nur an. Dann war er bei ihr, drückte sie an sich und hielt ihre Hand fest, als sie sich erneut zeichnen wollte.
    »Nein«, stieß er leise hervor. »Nein, Bao bei, hör damit auf.«
    »Da ist etwas«, erwiderte sie. Ihre Stimme klang in ihren eigenen Ohren distanziert, wie aus weiter Ferne. »Wie das, was du hast. Unter der Haut. Ich fühle es, Dean.«
    »Okay.« Er ließ sie nicht los. »Ich glaube dir. Aber das ist nicht richtig so. Du musst damit aufhören. Miri, hör auf mich.«
    Sie hörte, und es schien, als würde ein Schleier von ihren Augen weggezogen werden. Sie taumelte, doch Dean fing sie auf und drückte sie an seinen Körper. Dann trug er sie ins Bett zurück, legte sich neben sie, schmiegte sich an sie. Er schaltete das Licht nicht an, sondern legte nur seine warme Hand zwischen ihre Brüste.
    »Es tut weh«, murmelte sie.
    »Warum hast du das getan?«
    Miri schloss die Augen. »Mein Spiegelbild ... Ich war eine andere. Das war zwar auch noch ich, Dean, aber mein Gesicht gehörte jemand anderem; hinter mir waren Berge, Lichter, ich hatte Worte auf der Brust. Ich konnte sie ganz deutlich erkennen.«
    Dean sagte nichts. Er küsste ihre Striemen, schloss Miri in die Arme, umklammerte sie mit den Beinen, bis ihr Herz sich beruhigte und sie nur noch ihn an ihrem Körper fühlte, wie er sie hielt und sich mit der sanften Zärtlichkeit um sie sorgte, die ihm so sehr entsprach. Er hatte wirklich ein Herz aus Gold.
    »Wir werden das durchstehen«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Aber du darfst mich nicht mehr so erschrecken. Das musst du mir versprechen, Miri. Du darfst dich nicht selbst verletzen.«
    »Ich wollte es auch gar nicht.« Es war so surreal, dies zu sagen. Sie war eine rationale, pragmatische Frau und neigte sonst nicht zu solchen wilden Anfällen.
    »Ich weiß«, erwiderte er und fuhr dann leiser fort: »Ich will nicht ohne dich leben, Miri, das kann ich auch gar nicht mehr.«
    »Dean.«
    »Nein, ich würde mich nicht umbringen, das meine ich nicht. Aber leben? Lange leben? Ich würde nicht lange durchhalten, Baby. Es wären nur ich und mein Schatten, dann nur noch mein Schatten, und dann ...

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