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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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in den Himmel ragenden Dolch. Von seinem Gipfel stürzte sich das Wasser dann fast dreihundert Meter in die Tiefe.
    Während ihrer Wanderung brannte Deans Brust manchmal. Er musste es Miri nicht sagen, denn sie sah, wie er sich die Brust rieb. Sie stellte sich vor, wie dieses Zeichen unter seinem Hemd sanft erglühte.
    »Lysander?«, erkundigte sie sich. Ihr Magen drohte ihr in die Kniekehlen zu rutschen, als sie sich an die Szene in jener Kammer unter den Straßen Hongkongs erinnerte: der weiße, blutverschmierte Leib des Drachen, der zerstückelte Kevin und diese gnadenlose Stimme, die ihr wie Donner in die Knochen gefahren war.
    »Vielleicht auch etwas anderes«, erwiderte er. Aber es war offensichtlich, dass er diese Möglichkeit bezweifelte. »Normalerweise passiert das nicht bei gewöhnlichen Leuten, nicht mal bei allen Gestaltwandlern. Aber ich habe es bei Robert gespürt, bei Lysander, bei Bai Shen ...«
    »Was haben sie alle gemeinsam?«
    »Magie, nehme ich an.«
    Miri runzelte die Stirn. »Robert ist ein Opfer der Magie. Aber Lysander? Er ist ein Gestaltwandler. Und er kann Menschen in Brand setzen. Aber ...«
    »Magie«, wiederholte Dean. »Vielleicht beherrscht er sie ja. Oder aber uns entgehen weitere Hinweise, und es handelt sich eigentlich um etwas vollkommen anderes. Es gibt keine ... richtig gute Möglichkeit, das herauszufinden.«
    »Erst wenn es zu spät ist«, murmelte Miri. »Ich habe Angst, Dean, das gebe ich zu. Ich habe sogar schreckliche Angst.«
    »Ich auch«, räumte Dean ein und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. Miris Haut kribbelte, aber das kam nicht von seinen Lippen. Sie rieb sich die Arme, und Deans Miene verfinsterte sich.
    »Dir ist kalt«, sagte er. »Ich habe es auch gespürt.«
    Zudem fühlte nun auch sie ein Brennen in der Brust, ein schmerzhaftes Brennen.
    Du hast dich gestern Nacht verletzt, sagte sie sich. Daran liegt es.
    Aber es fühlte sich anders an, so als kämen die Hitze und das Unbehagen aus ihrem Körper. Sie erinnerte sich an den Leichnam der Frau mit dem Jadestein in der Brust, und obwohl sie nicht verstand, was mit ihr geschah, fühlte sie eine Art Verwandtschaft mit ihr, auf einer sehr tiefen Ebene, als ahnte sie, warum die Jade genau dorthin verpflanzt worden war. Die Bedeutung des Ganzen schien plötzlich sehr real zu werden.
    Eine Krähe schrie über ihren Köpfen. Miri blickte hoch und sah den großen schwarzen Vogel herabsinken. Sie sah auch noch andere, weit oben am Himmel, aber die hielten Abstand. Dean hob die Hand; die Krähe ließ sich darauf nieder und schlug mit den Flügeln, um ihr Gleichgewicht zu behalten. Ihre Augen glühten golden.
    »Ich hab mich schon gefragt, wo du steckst«, rief Dean. »Lahmarsch. Wahrscheinlich hast du auf dem Weg hierher ein paar Krähenmädchen aufgelesen.«
    Die Krähe biss ihn in die Hand. Dean fluchte und warf den Vogel wieder in die Luft. Miri lachte, aber ihre Fröhlichkeit währte nicht lange.
    »Komm«, sagte sie. »Gehen wir ins Dorf zurück und ruhen uns aus. Wir haben eine lange Nacht vor uns.«
    Als sie jedoch in ihrer kleinen Nische lagen, während sich der Nebel senkte, die Sonne unterging und es immer kälter wurde, fiel es ihr schwer einzuschlafen. Es gab zu viele Geräusche, das Bett war unbequem, und sie wollte plötzlich überall sein, nur nicht hier. Verstecken wäre gut. Jede Art von Versteck wäre ihr willkommen, solange es sie vor diesem Wahnsinn verbarg. Vor der Gefahr.
    Das gestand sie auch Dean. »Ich liebe dich, Miri«, antwortete er nur. Dies, so stellte sie fest, genügte schon, um sie zu beruhigen. Sie schlief ein und tauchte in ihre Träume ab.
    Ren wartete auf sie, mit seiner honigfarbenen Haut und seinem goldenen Haar. Er sah verschwommen aus, wie durch einen Weichzeichner betrachtet. Seine Gegenwart kam ebenso unerwartet wie die von Dean, dessen Körper genauso verschwommen wirkte. Zuerst glaubte Miri, dass es gar kein Traum und sie alle wach wären, aber der Hintergrund schien ein anderer zu sein: Sie waren im Wald, überall lauerten Schatten, dessen war sie sich bewusst genug, um sich der Tatsache zu stellen, dass wohl selbst ihr Schlaf nicht mehr geheiligt war.
    »Das ist besser als gut«, sagte Dean.
    »Ich glaube, ich habe eine Möglichkeit gefunden, Zugang zu weiteren eurer Träume zu bekommen«, erklärte Ren. »Ich vermag zwar eure Erinnerungen nicht freizusetzen, aber ich kann euch helfen, mit Hilfe eures Unterbewusstseins bis zu ihren Wurzeln zu gelangen. Das genügt

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