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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Besonnenheit zu schätzen, vor allem weil diese Situation überraschend wirken muss. Ich möchte mich für die Art und Weise unserer Begegnung entschuldigen. Bedauerlicherweise haben sich die Umstände dramatisch zum Schlechten verändert, und ich bin der Meinung, dass vorbeugende Maßnahmen auf lange Sicht für gewöhnlich allen Beteiligten besser bekommen.«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon zum Teufel Sie eigentlich reden!«, schoss Miri zurück. »Aber Sie haben eine Waffe auf mich gerichtet, und ich bin nackt; diese Kombination ist sehr ungemütlich. Wenn Sie also etwas Wichtiges zu sagen oder zu erledigen haben, dann fassen Sie sich kurz, damit Sie hier endlich verschwinden, bevor ich Ihnen die Waffe abnehme und sie Ihnen in den Arsch schiebe.«
    »Ich bin eigentlich wegen des Jadesteins hier«, antwortete Robert liebenswürdig. »Das heißt, ich war ursprünglich deswegen hier. Außerdem hat man mir aber jetzt noch befohlen, auch Sie in meine Gewalt zu bringen. Ist Ihnen das kurz genug? «
    Miri hatte mit allem Möglichen gerechnet, aber nicht damit. Robert legte den Kopf auf die Seite, zog einen Mundwinkel hoch, und Miri fühlte, dass ihr wie auf Knopfdruck die Röte vom Hals in die Wangen stieg. Sie konnte sich nicht verstellen.
    »Dieses Artefakt wurde erst heute Morgen entdeckt.« Sie versuchte, so ruhig und gelassen wie möglich zu sprechen. »Und außerdem bekommt man für gewöhnlich keinen Archäologen und seinen Fund als Inklusivangebot.«
    »Ich will nicht wissen, warum«, antwortete er. »Sondern nur, wie viel.«
    Miri kniff die Augen zusammen. »Sie wirken aber nicht wie ein Grabräuber.«
    »Ich bin, was ich zu sein habe. Ein Profi.«
    »Und das Timing? Wer hat Ihnen von diesem Jadestein erzählt? Und wer hat Sie engagiert?«
    »Ihre Fragen sind unglaublich naiv, Dr. Lee. Dabei weiß ich, dass Sie gar nicht naiv sind. Aus Ihnen sprechen Furcht und Verwirrung.« Robert trat an ihren Koffer, während er mit der Waffe auf ihren Kopf zielte, hockte sich hin und durchwühlte ihre Kleidung.
    »Was tun Sie da?«
    »Ich suche nach Unterwäsche für Sie, was sonst?« Er zog ein Spitzenhöschen heraus und warf es ihr zu. Miri rührte sich nicht. Die Panty fiel gegen ihre Brust und dann zu Boden. Robert schien es nicht zu bemerken, sondern nahm weitere Kleidungsstücke aus dem Koffer. »Ich bin hier«, fuhr er dann so leise fort, dass sie ihn kaum verstehen konnte, »weil Dr. Wills bereits verschwunden ist. Er wurde entführt. Während Sie friedlich schlummerten, hat ihn jemand beiseitegeschafft.«
    Sein Tonfall klang so beiläufig, dass Miri einen Augenblick brauchte, bis sie die Bedeutung seiner Worte begriff. Als sie dann jedoch in ihrem Hirn einen Sinn ergaben, stockte ihr der Atem, und ihr Herz schien sich zu verkrampfen. Du hättest das vorhersehen müssen, als er die Jade erwähnt hat, sagte sie sich. Es war vollkommen vorhersehbar, du Idiot, du egoistischer Idiot...
    »Owen!«, stieß sie hervor. »Erzählen Sie schon!«
    »Das würde ich nur zu gern tun«, antwortete er. »Aber ich kann Ihnen nichts erzählen, weil ich ihn nicht gesehen habe. Dr. Owen Wills ist weder in meiner Gewalt, noch weiß ich, wo er sich aufhält.«
    »Lügner.«
    »Gelegentlich lüge ich, ja.« Er lächelte kalt. »Wenn Sie allerdings ein wenig nachdenken würden, kämen Sie vielleicht zu dem Schluss, dass die Position, in der ich mich Ihnen gegenüber befinde, gar keine Lüge erforderlich macht. Also los. Wenn Sie sich retten wollen, müssen Sie aufstehen und sich anziehen. Es wird Zeit, hier zu verschwinden.«
    Miri schüttelte den Kopf und straffte sich. »Ich habe keine Ahnung, was hier abläuft, aber was auch immer Sie mit mir vorhaben, Sie hätten es tun sollen, als ich noch schlief. Ich weiß nicht, warum Sie mich nicht einfach überwältigt haben, sondern es auf diese Art machen wollen. Aber Sie kommen zu spät. Ich werde mit Ihnen nirgendwohin gehen. «
    »Wirklich nicht?« Beim Klang seiner Stimme fühlte sich Miri wie ein kleiner Vogel, der direkt über einem weit aufgerissenen Maul baumelt, dem Schlund eines Krokodils. So baumelte sie darüber, das Maul würde bald zuschnappen, und zudem war noch eine Kanone auf sie gerichtet. Schlimmer als seine Stimme jedoch wirkten seine Augen, deren Blick weder verrückt noch wütend war, sondern einfach nur teilnahmslos; ihre Farbe war wie die von Meerwasser, kalt und schimmernd. Und viel, viel älter als sein Gesicht. »Ich fürchte, Dr. Lee, dass Sie Ihre Lage

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