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Geliebte des Feuers

Geliebte des Feuers

Titel: Geliebte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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sich in den letzten zwei Stunden hier aufhielten, haben sich zerstreut. Ich sehe alles, von Suppenküchen über Fernsehen bis zu ... Sex. Oh, wow!«
    »Geil dich später daran auf. Siehst du Owen irgendwo?«
    Dean tastete sich mit ausgestreckten Armen durch das Labor. Er sah wie ein leicht verrückter Möchtegernballetttänzer aus. »Gib mir eine Beschreibung.«
    »Er ist älter. Weißhaarig. Trägt mit Vorliebe Tweed.«
    »Älter, hm? Steht ihr beide euch nahe?«
    »Wie bitte?«
    »Du und Owen.«
    Miri starrte Deans Rücken an. Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, außer: Hast du einen Knall? Aber sie hielt lieber den Mund. »Ich sehe niemanden«, unterbrach Dean ihr Schweigen, »auf den diese Beschreibung passt.«
    Sie warf Dean einen letzten, langen Blick zu und ging dann in Owens Büro. Das heißt, sie versuchte es. Die Tür war blockiert, doch Miri stemmte sich dagegen, und mit Deans Hilfe, der mit der Schulter drückte, öffnete sie die Tür schließlich weit genug, dass Miri einen Blick in das Büro werfen konnte.
    Es brannte noch eine Lampe, deren warmes Licht ein Desaster beleuchtete. Der Boden war mit Papieren übersät, Glassplittern, die wie Eis glitzerten; Bücher, Knochenstücke und große Steine lagen in Haufen überall herum. Tische waren umgestürzt und zahllose unbezahlbare Objekte zertrümmert worden, zerfetzte Ledereinbände lagen herum, und die Bodendielen waren aufgerissen. Nichts schien verschont geblieben zu sein. Der Anblick wirkte auf Miri wie die physischen Verletzungen, die schrecklichen Verstümmelungen eines Ortes, der zumindest vorübergehend ein Platz des Trostes gewesen war.
    »Dean«, stieß sie heiser hervor. »Dean, geh da rein.«
    »Ich bin schon dabei«, erwiderte er. Sie zuckte erschrocken zusammen. Er berührte ihre Schulter, zog sie an sich.
    »Ich sehe Dunkelheit«, sagte er. »Er befindet sich in einem Container oder einem Raum. Ich fühle Bewegungen um ihn herum, aber ich kann nicht erkennen, wer bei ihm ist. Außerdem nehme ich Fragmente von dem wahr, was hier geschehen ist. Drei Männer in Anzügen.« Dean schob sie weiter in den Raum. Glas knirschte unter ihren Füßen. »Sie haben ihn überrumpelt. Er hat sich gewehrt. Aber mehr sehe ich nicht. Diese Männer sind nicht mehr bei ihm. Sie machen jetzt ganz gewöhnliche, alltägliche Dinge, sind zu ihren Familien nach Hause gegangen.«
    »Das Privatleben dieser Kerle interessiert mich nicht. Wo ist Owen?«
    »Noch in Taipeh, aber er bewegt sich schnell nach Osten. Er muss sich in einer Art Fahrzeug befinden.«
    »Wir müssen ihn einholen.« Miri ging zur Tür, aber Dean hielt sie am Arm fest.
    »Du hast von einem Artefakt gesprochen. Das war es doch, was dieser Robert wollte, oder? Das, hinter dem — seinen Worten nach - diese Kerle her wären ...«
    Sie erinnerte sich erst nach einer Weile daran. Der Jadestein war das Letzte, woran sie im Moment dachte. Was sie betraf, so spielte er jetzt nicht die geringste Rolle.
    Denk nach, ermahnte sie sich. Wenn diese Leute diesen Stein wollen, dann kannst du ihn als Hebel benutzen.
    Sie holte tief Luft. »Als ich das letzte Mal mit Owen gesprochen habe, hatte er diesen verdammten Stein bei sich. Vermutlich hat er ihn immer noch. Er ist zu groß, um ihn zu verschlucken, aber er würde zweifellos nicht davor zurückschrecken, ihn in seiner Unterwäsche zu verstecken, wenn er dort sicher wäre.«
    Dean knurrte. »Was ist so Besonderes an dieser Jade?«
    »Wenn ich das nur wüsste.« Miri rieb sich das Gesicht und ließ sich gegen die Wand fallen. »Wenn die Umstände anders aussähen, würde ich sagen, es geht um Geld, sonst nichts. Private Sammler zahlen ungeheure Summen für solche Dinge, und dieser Robert hat zugegeben, dass er engagiert wurde, um den Stein zu stehlen und mich zu entführen. Aber das Timing stimmt nicht, Dean. Owen hat diesen Jadestein erst heute Morgen entdeckt. Verstehst du das? Das Timing ist absolut unmöglich.«
    »Viele Dinge sind unmöglich. Denk an das, was du heute Abend gesehen hast.«
    »Ich rede von Logistik. Es war einfach nicht genug Zeit, um eine solch komplizierte Operation zu starten, mit der wir es hier zu tun haben. Ganz davon zu schweigen, dass Robert Einzelheiten aus meinem Privatleben wusste.«
    »Und dann wäre da noch dein Foto«, sagte Dean grimmig.
    »So etwas braucht Zeit, dafür müssen Nachforschungen angestellt werden.«
    »Planung.« Dean schloss kurz die Augen. »Mist. Warum ausgerechnet du, Baby?«
    »Ich weiß es nicht.

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