Geliebte Diebin
worden wäre, über dieses Schloss zu herrschen, aber ich würde dich niemals betrügen.«
»Abgesehen davon, dass du meine Gefangene freigelassen hast.«
»Habe ich es dir denn nicht gestanden?«, fragte sie und schüttelte missmutig den Kopf. Die Kapuze ihres Umhangs fiel dabei zurück.
»Gestanden, ja. Dafür gebüßt hast du nicht.«
»Dann sperr mich in den Turm, Bruder, tu, was du willst...«
»Vielleicht sollte ich dich zu deinem Ehemann zurückschicken.«
Sie wurde leichenblass und schluckte. »Das würdest du nicht tun«, flüsterte sie. Sie war so verzweifelt, dass es sein Herz anrührte. Außerdem hatte er sowieso eine Schwäche für seine Schwester. »Bitte, Devlynn. Alles andere, nur das nicht.«
»Lord Devlynn!«, ertönte die Stimme des Wachmannes über dem Rauschen des Regens und dem Knarren der Karrenräder. »Sir Collin ist zurück ... mit Gefangenen!«
»Was ...?« Miranda lief bereits über den Schlosshof, der eisige Regen kümmerte sie nicht.
»Wartet... Lasst sie nicht ein ...!«, brüllte Devlynn, doch es war zu spät. Das Fallgatter war bereits hochgezogen, der Karren war in den Hof gefahren und ungefähr zwanzig Reiter samt ihren Pferden füllten den Schlosshof. Einige der Männer waren auf ihren mit Lehm bespritzten Tieren gefesselt. Andere gingen an langen Seilen. Collin führte die Gruppe an, er saß triumphierend auf seinem Hengst und lächelte breit, seine Augen strahlten. Blut hatte seine Tunika befleckt.
»Bruder!«, rief er siegesgewiss und seine Augen schweiften über die gaffende Menschenmenge, die sich schnell versammelt hatte. »Ich habe die Verräter gefangen. Niemand innerhalb der Mauern dieses Schlosses braucht sich mehr Sorgen zu machen! Black Thorn ist gerettet!«
Devlynn fühlte die Spannung, die in der Luft lag. Sie hatte mehr mit den Menschen innerhalb des Schlosses zu tun als mit den Blitzen, die am Himmel zuckten. Er blickte in die Gesichter der Männer, die Collin gefangen genommen hatte. Einige von ihnen waren Fremde, andere waren Männer, denen er vertraut hatte. Der Anführer der Wachmannschaft, Rudyard, saß mit versteinertem Gesicht auf seinem braunen Pferd. Er starrte geradeaus und weigerte sich, Devlynn anzusehen, seine Arme waren mit einem langen Seil an seinen Körper gebunden.
»Oh!«, rief Miranda, als sie Spencer entdeckte, der schmutzig und mit geradem Rücken auf einem graubraunen Hengst saß, der über und über mit Lehm bespritzt war. Sie formte mit den Lippen seinen Namen, gerade als Collin leichtfüßig von seinem Pferd sprang.
»Wo ist Payton von Serennog?«, fragte Devlynn und fühlte, wie sich die kleinen Härchen in seinem Nacken aufrichteten. Etwas hier stimmte nicht. Keiner seiner Soldaten wagte es, ihm in die Augen zu schauen. Devlynns rechte Hand ging unwillkürlich zum Griff seines Dolches.
»Er ist tot. Umgebracht von seinen eigenen Leuten. Wir haben seine Leiche in einem alten Gasthaus gefunden, genau dort, wo er Yale gefangen gehalten hat.« Mit einer Geste an die Männer, die bei ihm waren, schlug er Devlynn auf die Schulter, seine Hand packte fest zu. »Komm, lass uns nach drinnen gehen, weg von diesem schrecklichen Wetter. Es ist Zeit, mit einem Becher Wein zu feiern.«
Aus den Augenwinkeln sah Devlynn die Klinge, ein gefährlicher kleiner Dolch, der im trüben Licht des Tages aufblitzte. »Und jetzt, Bruder«, flüsterte Collin in sein Ohr. »Stirb.«
27
Alarmglocken schrillten.
Donner grollte.
Man hörte Schritte.
Menschen schrien.
Apryll warf sich gegen die Tür, ihre Fäuste hämmerten gegen die dicken Eichenbretter. »Lasst mich raus! Bitte. Irgendjemand!« Gütiger Himmel, was geschah dort unten?
Blitze zuckten vor dem Fenster.
Die Tür der Kapelle wurde aufgerissen. »Kommt!«, rief Yale. »Lady Apryll, beeilt Euch!« Er verschwand in dem Schrank und Apryll folgte ihm die gewundene Treppe hinunter und durch den Alkoven des Priesters in die leere Kapelle. Durch die offene Tür hörte sie das Geräusch von Waffen, Pferde wieherten, und Männer brüllten.
Oh, Gott, dachte sie, als sie in den Schlosshof hetzte und das Gewirr der Männer sah, die miteinander kämpften. Es war so, als sei sie mitten in der Hölle gelandet.
Devlynn stieß seinem Bruder den Ellbogen in die Seite, dann wirbelte er mit dem Schwert in der Hand herum. Collin wich zurück, doch sein Dolch hatte sein Ziel gefunden. Ein stechender Schmerz durchzuckte Devlynns Schulter, während er sein Schwert in die Seite seines Bruders stieß.
Sein
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