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Geliebte Feindin

Geliebte Feindin

Titel: Geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Wunde sah, vergaß sie ihre Angst und empfand nur noch grenzenlosen Zorn.
    Jimbo schaute über die Schulter zur Treppe, und in diesem Moment trat Nathan in Saras Blickfeld. Auch ihm hatte man die Hände auf den Rücken gebunden. Sara war so erleichtert und dankbar, ihn lebend zu sehen, daß sie gleichzeitig zitterte und lächelte. Wie so oft machte ihr Mann den Eindruck, als ob er sich maßlos langweilen würde.
    Sie beobachtete, daß er Jimbo kaum merklich zunickte, und Jimbo drehte den Kopf zur Trennwand.
    Sara vermutete, daß Nathan sie bemerkt hatte, und sah an sich herunter. Der Saum ihres Kleides war an der Trennwand hängengeblieben und von der anderen Seite zu sehen. Sie korrigierte ihre Nachlässigkeit sofort.
    »Schafft sie in die Kajüte«, befahl eine gemeine Stimme.
    Einer der Schurken versetzte Nathan einen Stoß, der ihn zum Stolpern brachte. Nathan drehte sich im Sturz geschickt um und fiel direkt neben der Trennwand auf die Knie und dann auf die Seite. Seine Hand war nur ein paar Zentimeter von ihrem Fuß entfernt.
    »Da kommt Banger mit dem Rum«, verkündete ein anderer Pirat. »Wir können ja einen trinken und uns überlegen, wie wir sie umbringen wollen. Perry, muß der Captain als erster oder als letzter dran glauben?«
    Sara nutzte die Gelegenheit und schob Nathan eine der Pistolen in die Hand. Da er diesen neugewonnenen Vorteil, den sie ihm geboten hatte, nicht sofort nutzte, gab sie ihm einen kleinen Schubs.
    Er zeigte keinerlei Reaktion auf ihre Aufforderung. Sie wartete noch eine volle Minute, und als er das Feuer immer noch nicht eröffnet hatte, erinnerte sie sich plötzlich daran, daß seine Hände gefesselt waren. In der nächsten Sekunde fiel ihr auch der Dolch in ihrem Ärmel wieder ein, und sie machte sich sofort ans Werk. Sie ritzte ihm zweimal die Haut auf, bis Nathan die Sache selbst in die Hand nahm und die schon gelockerten Seile vollends durchschnitt.
    Obwohl die Befreiungsaktion nicht lange gedauert hatte, kam es Sara vor, als ob eine Ewigkeit vergangen wäre.
    »Wo ist unser Captain?« brüllte eine Stimme. »Ich will endlich meinen Rum.«
    Sara schloß daraus, daß die Halunken auf ihren Anführer warteten, bevor sie ihr mörderisches Saufgelage begannen.
    Warum schritt Nathan nicht zur Tat? Seine Hände waren frei, aber er tat noch so, als wäre er gefesselt. Er hielt die Klinge des Dolchs zwischen den Fingern und schien nur auf eine günstige Gelegenheit zu warten, ihn auf ein Ziel zu schleudern. Die Pistole in seiner anderen Hand war auf den Boden gerichtet.
    Er sah kampfbereit aus, aber er wartete immer noch. Nach einiger Zeit drückte er Sara fester an die Wand und wollte ihr damit offensichtlich zu verstehen geben, daß sie bleiben sollte, wo sie war.
    Als ob ich in der Stimmung wäre, irgendwohin zu spazieren, dachte Sara erbost, aber gleich darauf meldete sich ihre Angst wieder. Guter Gott, warum unternahm ihr Mann nicht endlich etwas? Wartete er etwa darauf, daß sich die Anzahl der Piraten verdoppelte? Sara faßte den Entschluß, ihm ihrerseits eine kleine Botschaft zu übermitteln. Sie rückte näher zu ihm und zwickte ihn in sein Hinterteil.
    Er rührte sich nicht, und sie zwickte ihn noch einmal, zog aber ihre Hand schnell zurück, als sie hörte, daß noch jemand die Treppe herunterkam. Offenbar war es der Anführer der Piraten, da ein Mann zu ihm sagte, es sei höchste Zeit, daß er endlich auftauchte. Alle seien darauf aus, einen kräftigen Schluck Rum zu trinken, bevor sie ihr Werk vollendeten.
    Einer der Piraten öffnete die Tür zu ihrer Kajüte und ging hinein. Nur einen Moment später stürmte er wieder auf den Korridor. Dieser gemeine Schuft hatte doch tatsächlich eines ihrer Kleider in seinen schmutzigen Händen, noch dazu das hellblaue, das sie am meisten mochte!
    Sie schwor sich, dieses Kleid nie wieder zu tragen.
    »Captain, wir haben eine Frau an Bord«, verkündete der ekelhafte Kerl.
    Der Anführer stand mit dem Rücken zu Sara, so daß sie sein Gesicht nicht sehen konnte – dafür war sie dankbar. Seine Größe war schon angsteinflößend genug.
    Als der Piratencaptain ein lautes gemeines Wiehern ausstieß, schauderte Sara so, als ob unzählige Käfer über ihre Haut krabbeln würden.
    »Sucht das Weibsstück«, befahl er. »Wenn ich mit ihr fertig bin, könnt ihr sie haben.«
    Sara preßte die Hand auf ihren Mund, um einen Schrei zu ersticken.
    »Captain«, protestierte ein anderer Schurke, »sie ist tot, bevor wir an die Reihe

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