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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Lodge‹ wohnen«, sagte Mary-Anne. »Die Zimmer sind schon bestellt.«
    »War das nicht unvorsichtig?« meinte Andreas.
    »Die Reservierung lautet auf den Namen Tabora.«
    »Und wenn sie einen Paß sehen wollen?«
    »Dann werden sie einen bekommen.«
    »Interessant! Du hast wohl auch ein ganzes Paßarchiv an Bord? Auch Piratenbeute? Wie heiße ich denn?«
    »Ebenfalls Tabora.« Sie lächelte ihn etwas spöttisch an. »Verzeih, daß du im Paß älter bist. Du bist mein Vater …«
    »Ich werde es mit Würde tragen. Töchterchen. – Und Juan?«
    »Mein Bruder Bernardo.«
    »Ein ausgeprägter Familiensinn! Gibt es noch mehr Taboras?«
    Mary-Anne zögerte ein wenig. Dann antwortete sie:
    »Ja. Noch eine Schwester, zwei Brüder, eine Mutter …«
    »Das muß ja ein Familienausflug gewesen sein. Und ausgerechnet diese ganzen Taboras wurden gekapert!«
    »Ich werde es dir später erklären«, sagte Mary-Anne verschlossen.
    »Und die Fotos in den Pässen? Sehen die anderen Taboras aus wie ich und Juan? Welch ein Zufall!«
    »Es genügt mein Paß – du wirst es sehen.«
    Sie fuhren mit halber Kraft in den kleinen Hafen von San Pedro ein und ankerten in der Privatbucht des Hotels. Da die ALTUN HA flach gebaut war, konnte sie bis nahe an den Sandstrand heranfahren. Das hoteleigene Fährboot, das sonst von den Privatyachten die Gäste an Land holte, konnte am Steg bleiben. Mit dem Ruderboot der ALTUN HA waren es nur noch zehn Meter bis zum schneeweißen Strand.
    Die Sonnenschirme aus Palmstroh raschelten im Wind, die Liegestühle waren schon zusammengeklappt, und die langen, weißen hölzernen Liegen wurden gerade zusammengeschoben. Schwarze Boys stapelten unter einem Dach die bunten Auflagen.
    Etwas vom Strand entfernt hatte der Strandclub für den Abend geöffnet. Bunte Laternen schaukelten, eine hohe Palmengruppe war von Scheinwerfern angestrahlt, um einen künstlichen See standen Tische und Stühle. Über eine Brücke gelangte man auf eine Tanzinsel mitten im See.
    Noch waren erst wenige Gäste da, die Musiker einer Combo stimmten ihre Instrumente und kontrollierten durch Husten und Pfeiftöne die Lautsprecher und Mikrofone.
    Im Speisesaal des Hotels, unter strahlenden Lüstern, bedienten Kellner in weißen Dinnerjackets. Sie sahen wesentlich vornehmer aus als die Gäste einer amerikanischen Reisegesellschaft in ihren oftmals abenteuerlich bunten Anzügen und geschmacklosen Kleidern.
    Am Hotelempfang in der großen, durch Klimaanlage gekühlten Halle begrüßte die Ankommenden der Geschäftsführer und bestätigte, daß die Zimmer bereit wären. Zum Meer hinaus, mit Balkon, eigenen Liegestühlen und ausfahrbaren Markisen – wie gewünscht!
    Mary-Anne nickte mit jener freundlichen Arroganz, die jedem Hotelmanager in die Knie fährt. Sie legte ihren Paß auf die Rezeptionstheke – einen kolumbianischen Paß, wie Rainherr feststellte.
    »Wenn Sie uns eintragen wollen«, sagte sie knapp. »Das ist mein Vater, dieses mein Bruder …«
    »Aber Señorita!« Der Geschäftsführer schob den Paß ungesehen zurück. »Sie sind in San Pedro und nicht in Sankt Petersburg!«
    »Es heißt heute Leningrad«, berichtigte Rainherr in der gleichen herablassenden Art, wie Mary-Anne gesprochen hatte. »Das letztemal bekam ich meinen Paß erst zu meiner Abreise wieder … nach sechs Tagen!«
    »Unerhört!«
    Der Geschäftsführer lief voraus zum Lift. Gäste, die schon in Leningrad gewesen waren, hatte er noch nicht gehabt. Dabei sollte die Sache mit Petersburg doch nur ein witziges Wortspiel sein.
    »Darf ich vorausgehen?«
    »Bitte.«
    Sie bekamen im ersten Stockwerk drei Zimmer zum Meer … im spanischen Stil eingerichtet – mit einem Hauch Großbritannien. Die Stiche der Segelschiffe in den Mahagonirahmen an den Wänden waren Überbleibsel aus der Britenzeit.
    Dann waren sie allein und trafen sich auf den Balkonen, die durch halbhohe Balustraden voneinander getrennt waren.
    »Wie heißt du?« fragte Dr. Rainherr Juan.
    »Bernardo Tabora.«
    »Gut, Juan! Und ich, geliebte Korsarin?«
    »César Tabora.«
    »Ausgerechnet César! Warum das?«
    »Weil mein Vater so hieß. Ich kann es nicht ändern.«
    »Gibt es hoffentlich keinen Brutus in eurer Familie?«
    »Warum Brutus?«
    »So hieß der gute Freund, der Cäsar ermordete.«
    »Er hieß Vargas!« sagte Mary-Anne hart.
    »Da muß man sofort die Geschichtsbücher revidieren!«
    Mary-Anne gab keine Antwort. Sie ging in ihr Zimmer zurück und warf die Balkontür zu.
    Juan hob die Schultern.

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