Geliebte Korsarin
Rainherr gequält.
»Ja, es muß.«
Sie beugte sich über ihn und küßte seine Brust. Dann ließ sie den Kopf auf ihr liegen und deckte ihre Haare wieder wie ein faseriges Tuch über ihn. Ihre rechte Hand lag ruhig, wie schützend, zwischen seinen Schenkeln. Er rührte sich nicht … Das Gefühl, das ihn durchzog, wollte er für immer in sich einbrennen, es bewahren, um es nie mehr zu vergessen.
»Wie kann man sonst erklären, daß ein Mädchen wie ich eine Piratin wird?« Sie schabte mit ihren kleinen spitzen Zähnen über seine Haut, dann sprach sie weiter.
»Ich wollte nie wieder einen Mann lieben, ich wollte überhaupt keinen Mann lieben! Ein Mann war für mich ein Objekt, das man ausrauben darf, ja, ausrauben muß!« Sie holte tief Atem. Er spürte, wie sich ihre Brüste bei dem Atemzug spannten und hart gegen ihn drückten.
»Es war vor elf Jahren«, begann sie plötzlich mit harter veränderter Stimme. »Ich war damals eben achtzehn Jahre alt geworden, und gewissermaßen als Geburtstagsgeschenk entdeckte mein Vater auf unserem Grundstück … Öl!«
IX
Der Bauer und unabhängige Grundbesitzer César Tabora war ein massiger Mann, den man in Santa Anna, dem kleinen Dorf im Córdoba-Gebirge in der Nähe des Flusses San Jorge, nur in langen Schaftstiefeln kannte. Er trug außerdem ein bis zum Gürtel offenes, von seiner Frau Carmencita aus eigener Schafwolle gewebtes Hemd und manchmal, an kühleren Regentagen, einen langen bunten Streifenponcho und einen breitkrempigen Strohhut, um den ein Band mit indianischen Mustern geschlungen war.
Nicht, daß César Tabora Indianerblut in seinen Adern hätte … er war ein spanischer Nachkömmling der Konquistadoren, allerdings nicht aus der Feudalschicht, sondern ein echter Bauer. Sein Vorfahre, der mit den großen bewaffneten Seglern und mit dem Segen der Spanisch-Katholischen Majestäten nach Kolumbien kam, war – so konnte er es in der Familienbibel handschriftlich niedergelegt lesen – ein Soldat gewesen.
Ein kräftiger Kerl mit Brustpanzer und Helm, Hellebarde und Feuersteinschloß-Muskete, der es in Kolumbien bis zum Unterführer gebracht hatte. Die Majestäten in Madrid belohnten ihn dafür mit einem schönen Landstück, das er sich aussuchen durfte. Land gab es ja genug, unbewohntes Land … Denn daß Indianer darauf wohnten, störte keinen, denn ein Indianer war in spanischen Augen kein Mensch.
Césars Vorfahre wählte ein Gebiet in den Córdobabergen in der Nähe des San-Jorge-Flusses, nicht, weil es besonders fruchtbar war, sondern weil ihm und seiner aus Spanien herübergeholten Frau Juanita die Bergluft so gut bekam.
Er gründete mit seiner Familie das Dorf Santa Anna, und sie bauten dort Tabak und Kaffee, Bananen und Ananas, Süßkartoffeln und Zuckerrohr, Kakao und Mais an. Sie rodeten die Urwälder, leiteten das Wasser der Sumpfgebiete zu neuen Feldern ab, legten Kanäle an … und rotteten die Indianer aus, wo sie ihnen im Wege standen.
Für die damaligen Begriffe waren es fleißige Christen – und das waren sie auch, wenn man einmal von der Behandlung der Urbevölkerung absieht.
So wurden Santa Anna und vor allem die Besitzungen der Taboras im Lauf der Jahrhunderte reiche Flecken in Kolumbien.
César Tabora, der letzte aus der Generation von Pionieren, bewohnte ein schönes Haus, liebte seine Carmencita innig, hatte fünf gutgeratene Kinder – zwei Töchter und drei Söhne, die, wie der Vater, nur für das Land lebten – und entdeckte durch Zufall eines schönen Tages in einem Gebirgstal, das zu seinem Besitz gehörte, eine Höhle.
In den Aufzeichnungen des alten Vorfahren las man nichts von dieser Höhle, sie mußte vor Hunderten von Jahren wohl von den Indianern in den Berg getrieben worden sein.
Aus dieser Höhle hämmerte eines Tages César Tabora mit einem einfachen Hammer und einem Meißel ein paar Steinbrocken und trug sie ins Sonnenlicht. Sein Sohn Bernardo, der ihn begleitete, erkannte es zuerst.
»Maria, du Barmherzige!« rief er begeistert. »Vater, wir haben auf unserem Grund eine Smaragdgrube! Vater! Smaragde! Wir werden die reichste Familie von Kolumbien sein!«
César tat das einzig Richtige: Er schickte seinen Fund zur Analyse in die Hauptstadt Bogota. Das heißt, er, sein Sohn Bernardo und seine Tochter Joanna begleiteten den Fund und warteten in einem Zimmer des Staatlichen Edelsteininstitutes, bis der Geologe mit dem Gutachten kam.
»Es sind Smaragde«, sagte der Mann im weißen Laborkittel, »aber nicht von
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