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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Langsam kam sie jetzt auf das Paar zu, plötzlich ein wenig eckiger in den Bewegungen, die Augen zusammengekniffen. Aber das konnte auch daher kommen, daß sie gegen die Sonne blicken mußte und keine Schutzbrille trug.
    »Daß der Hund ihr nicht gehorcht, ist der zweite Schlag …«, meinte Joanna, die genau beobachtete.
    »Sie ist doch meine Tochter.«
    »Und ihr Vater kommt zurück mit einer fremden Frau, die er auch noch vor aller Augen küßt.«
    »Ich bin nun einmal für Klarheit, Joanna.«
    »O Andres! Welch ein Wort! Klarheit! Wie kann es denn in meinem Leben jemals Klarheit geben?«
    »Wir fangen heute damit an, Joanna. Nein, es hat schon lange damit angefangen. Eigentlich schon in der Stunde, als du mein Schiff gekapert hast.«
    »Ich wiederhole es, es war die größte Dummheit meines Lebens! Mein Instinkt muß mich völlig verlassen haben.«
    »Man kann es auch anders sehen: Das Schicksal hat endlich bei dir mit offenen, ehrlichen und richtigen Karten gespielt.«
    Nun ließ er Mr. Ben los und ging Annette entgegen.
    Joanna blieb zurück, zwei Schritte nur, aber so weit doch, daß Andreas sie nicht mehr an seine Seite ziehen konnte.
    Dann standen sie sich gegenüber, Tochter und Vater, und umarmten sich.
    »Es ist so schön, daß du wieder da bist, Paps«, sagte Annette. Es klang wie immer. Ihre Freude, nicht länger allein sein zu müssen, war ehrlich. »Diesmal warst du sehr lange unterwegs …«
    Sie küßte ihn auf die Wange und blickte dabei an Joanna vorbei auf das schöne, in der Sonne gleißende Schiff. »Du hast ein neues Boot gekauft?«
    »Nein, es gehört Frau Tabora.« Rainherr drehte sich um und sagte: »Das ist meine Tochter Annette, Joanna.« Und zu Annette gewandt: »Ich wäre sehr glücklich, wenn du dich mit Joanna gut verstehen könntest.«
    »Bestimmt.«
    Annette streckte Joanna ihre Hand hin, aber sie zuckte doch leicht zusammen, als Joanna sie ergriff und drückte.
    Annette erwiderte den Druck nicht, sondern ließ ihre Finger schlaff in Joannas zupackender Hand liegen. Für zwei, drei Sekunden sahen die beiden sich forschend an …
    Sie hat Augen wie ein klarer Bergsee, dachte Joanna, blau, bis auf den Grund durchsichtig – aber kalt.
    Und Annette dachte: Ihre Augen sind schwarz wie ihr Haar. Blank poliert. Augen, die sagen: Wir wissen, wie hübsch wir sind. Augen, die immer Sieger sein wollen …
    »Wenn mein Vater Sie mitgebracht hat, sind Sie immer willkommen. Was Paps tut, ist gut …«
    Die Grenzen waren abgesteckt. Joanna ließ Annettes Hand los.
    Der Arm pendelte an den Körper zurück, als sei er weggeschleudert worden.
    »Und wo ist unser Schiff?« fragte Annette.
    »In Reparatur. Du siehst, Juan ist auch mitgekommen.« Rainherr legte demonstrativ die Hand um Joannas Hüfte. »In ein paar Wochen holen wir es wieder ab – oder gar nicht mehr. Das entscheidet die Werkstatt.«
    »Bist du auf ein Riff aufgelaufen, Paps?«
    »Nein. Der Motor tat's nicht mehr. Kurbelwelle, einige Lager … Ich bin vielleicht manchmal doch zu forsch gefahren.«
    »Den Motor kann man doch … auswechseln?« Sie blickte hinüber zu der ALTUN HA. »Wir hatten auch ein schönes Schiff, Paps, unsere ›Annette I‹!«
    Und plötzlich, wie ein Schlag, fragte sie Joanna: »Sie wollen Ihre Yacht verkaufen?«
    »Vielleicht. Ihr Vater hat Interesse. Darum bestand er auch auf dieser Probefahrt …«
    Das Gespräch drohte zu versanden. Sie stiegen stumm die Steintreppe hinauf zu den Blumenterrassen, während Juan und der alte Jack begannen, einige Kisten auszuladen.
    Auf der Hauptterrasse blieb Joanna stehen und sah sich begeistert um. Das Haus war vielfach gegliedert, mit Hallen und Steinsäulen, an die Felsen gebaut wie ein Nest. Zum Garten hin war es dagegen breit gelagert, mit einem riesigen Wohnraum und einem Swimming-pool voller Meerwasser, das durch drei Pumpstationen glasklar gefiltert hochgedrückt wurde.
    Joanna empfand die architektonische Meisterleistung. Das Haus war von einer Schönheit, wie sie es nur selten gesehen hatte.
    »Das ist wirklich ein Traum!« sagte sie dann.
    »Aber einer mit einer langen Vorgeschichte …«
    Andreas Rainherr lachte und ging voraus in die große offene Gartenhalle. Hier drückte er auf einen Knopf. Mit einem leisen Summton drehte sich eine Wand, und aus dem Felsen heraus fuhr eine breite Bar mit einer Batterie von Flaschen und einem Gläserschrank.
    »Eine Spielerei von mir«, erklärte Andreas. »Im Haus gibt es mehrere solcher technischen Überraschungen. Zum

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