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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schuhe und Kosmetik. Sie hatte alles auf der Fahrt von San Pedro nach Cayman Brac zusammengepackt.
    »Gibt es Krieg, Chef?« fragte Juan ernst.
    »Ja!« antwortete Rainherr, keineswegs überrascht. »So habe ich Annette noch nie erlebt. Sie ist ein völlig anderer Mensch! Sie lächelt – und verströmt Eiseskälte.«
    »Wer wird siegen, Chef?«
    »Ich! Noch bin ich kein alter Mann, der sich nur noch um Fischkonserven und Schildkrötenpanzer kümmert.«
    »Wohin soll der Koffer, Sir?«
    »In den Westbau.«
    »Ausgerechnet …«
    Rainherr winkte ab. »Was soll's, Juan! Überall wirst du hier auf den Spuren der Piraten herumlaufen.« Er lehnte sich an die Bar und blickte über die Bucht, das Meer und die weißschimmernde ALTUN HA. »Vielleicht baue ich ein Haus in West End.«
    »Und dieses hier?«
    »Verkaufe ich.«
    »Auch in West End haben Piraten gehaust …«
    »Mein Gott … dann ziehen wir eben weg! Nach Aruba oder Martinique, Grenada oder St. Lucia. Auch auf Jamaika kann man wunderbar leben! Die Welt ist doch so groß, Juan!«
    Juan entgegnete ernst: »Ich glaube nicht, Sir, daß Miß Annette dieses Haus aufgeben wird …«
    Er schob den Metallkoffer auf seiner Schulter zurecht und ging damit zum Westbau.
    Andreas Rainherr blickte ihm nach und nickte. Juan hat recht, dachte er. Ich liebe eine der schönsten Frauen dieser Erde … aber ich liebe auch Annette, das einzige, was ich von Lucia behalten habe. Wie kann man aus diesem Konflikt herauskommen? Rainherr wußte es in dieser Stunde nicht.

XIII
    Die großen Zimmer im Westflügel des Hauses waren angenehm kühl. Sie waren im britischen Kolonialstil eingerichtet, sehr weiblich, mit gebauschten Gardinen, hellen Teppichböden und jenem schwer erklärbaren Flair, das englische Kolonialisten aus Indien in alle Welt exportiert hatten: die filigranhafte Schönheit uralter östlicher Kultur, gemixt mit der zweckmäßigen Kühle des Briten, dem sein Haus seine Burg ist.
    Eine breite Fenstertür führte hinaus auf die Terrasse, auf der Hibiskus blühte und kleine Bananenstauden im Wind schaukelten. Die Treppe hinab zum Swimming-pool hatte ein weißlackiertes eisernes Geländer. Eine Kunstschmiedearbeit, die eine heitere Variante zu den Blüten und den säulengestützten Gebäuden abgab.
    Annette schob die breite Glastür auf und lehnte sich dann gegen den Metallrahmen.
    Joanna schob mit beiden Händen ihr Haar aus der Stirn. Das erste Gefecht beginnt, dachte sie. Wir sind allein …
    Hat es überhaupt einen Sinn zu kämpfen? Nach allen Seiten muß ich schlagen … gegen meine Vergangenheit, gegen die Gegenwart, die Annette heißt, gegen eine völlig ungewisse Zukunft, die nur Drohung ist, solange Fernando Dalques uns verfolgt, und jetzt auch noch gegen den Schatten einer Mutter, der übermächtig ist.
    Mein Gott, das schaffe ich nicht! Ich will doch nur lieben und geliebt werden, und endlich, endlich Ruhe haben und eine Frau sein wie jede andere. Ist das zuviel verlangt vom Leben?
    »Mein Vater liebt Sie?« fragte Annette ohne Übergang und Einleitung. Man hatte in der vergangenen Stunde genug um die Dinge herumgeredet.
    Joanna nickte. Ich laufe nicht davon, dachte sie. Ich war in meinem ganzen verworrenen Leben noch nie ein Feigling. Wenn es also sein muß: Die Piratin habe ich nicht vergessen! Ich war neben Jim immer die erste, die ein fremdes Schiff enterte …
    »Ja«, antwortete sie also ganz sachlich. »Und ich liebe ihn!«
    Sie trat an die andere Seite der Glastür und lehnte sich – wie Annette – gegen den kühlen Metallrahmen.
    Drei Meter sonnendurchglühte Luft trennte sie voneinander. Der Hibiskusduft war betäubend süß.
    »Was nun?« Annette sah Joanna offen an. »Sie können kaum verlangen, daß ich in Begeisterungsschreie ausbreche. Endlich hat Paps wieder eine Frau! Endlich kommt wieder eine richtige Frau in dieses Haus …«
    »Ich habe erwartet, daß Sie mich ablehnen. Ich hätte es in Ihrem Alter und in dieser Situation genauso getan bei meinem Vater. Töchter sind nun einmal so …«
    »Sie glauben, ich liebe meinen Vater so egoistisch, daß ich ihn keiner anderen Frau gönne?«
    »Ja.«
    »Das ist ein Irrtum! Es gibt nur auf der ganzen Welt keine Frau, die meine Mutter ersetzen könnte …«
    »Eine Mutter kann niemand ersetzen.« Joannes Mund war hart geworden, die Erinnerung an Raimondo Vargas war plötzlich wach geworden. »Ich kann das wohl noch besser beurteilen als Sie.«
    »Das glaube ich nicht.« Annette zeigte auf die Terrasse. »Kommen

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