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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Beispiel unsere Stereoanlage, für alle Zimmer zentral gesteuert. Oder ein Tisch, der von unten aus der Küche voll gedeckt eine Etage höher in das Eßzimmer gefahren wird.«
    Er nahm einen Mixbecher aus der Bartheke und begann, aus Orangensaft, Rum, Angostura und Champagner einen Drink zu mixen.
    »Auf solche ausgefallenen Ideen kommt man, wenn man hier oben allein sitzt und sich sagt: Du bist noch nicht alt genug, um nur über das Meer zu blicken und Rückschau zu halten. Ich muß immer etwas Neues anfangen!«
    »Paps übertreibt.« Annette hatte sich in einen der tiefen Korbsessel mit den dicken bunten Polsterauflagen gesetzt und blickte Joanna von unten her höflich, aber abweisend an. Sie zeigte auf einen Sessel jenseits des runden Tisches … eine deutliche Trennung zu ihr.
    »Bitte, nehmen Sie doch Platz, Señora Tabora. Paps ist nämlich voll ausgelastet! Er leitet eine Fischfabrik in Stake Bay, eine Schildkrötenfarm in Spot Bay, und in Creck gehört ihm auch noch eine kleine Fabrik, die Schildpatt verarbeitet. Mit echten Schildkrötenpanzern kann man gute Geschäfte machen.«
    »Ich weiß.«
    Joanna nahm das schlanke hohe Glas an, das Rainherr ihr reichte. Zerstoßenes Eis ließ die Kühle wohltuend in ihre Finger überfließen. Sie hatte das Gefühl, als glühe ihre Hand – als glühe ihr ganzer Körper …
    »Ich besitze in Belize eine Exportfirma für Häute, Eingeborenenkunst und auch für Schildkrötenpanzer.«
    »Dann sind Sie ja gewissermaßen eine Kollegin von Paps?«
    »Gewissermaßen …«
    Sie stießen miteinander an und tranken. Was Andreas da gemixt hatte, war sehr erfrischend und anregend. Er wirkte überhaupt in diesen Minuten sehr gelöst und jugendlich. Er hockte auf der Balustrade der Terrasse und ließ seine Blicke über sein Felsenhaus gleiten.
    »Die Cayman-Inseln wurden im Jahr 1503 von Kolumbus entdeckt«, erläuterte er. »Der Knabe hat ja gewissermaßen die ganze Karibik entdeckt, Insel nach Insel, und dürfte sich gewundert haben, daß sein Indien, das er erreicht zu haben glaubte, aus so vielen kleinen Eilanden besteht. Die Cayman-Inseln nannte er übrigens ›Las Tortugas‹ – eben wegen der riesigen Anzahl von Schildkröten, die er hier fand. Erst später brachten die Engländer den Namen Cayman auf, weil sie die hier vorkommenden Großechsen mit Alligatoren verwechselten.«
    Er hob sein Glas und prostete Joanna zu. »Dies als Einführungslektion!«
    »Und das erste Kapitel sind die Piraten!« sagte Annette.
    Joanna zuckte zusammen wie unter einem Peitschenschlag. Ihre Augen weiteten sich. Sie hielt ihr Glas so vor das Gesicht, daß man das Zucken ihrer Lippen nicht sehen konnte.
    Annette lehnte sich zurück. »Wenn Paps von den Piraten erzählt, dann ist das, als lebe die vergangene Zeit wieder auf. Paps versteht nämlich was von Piraterie …«
    »Sicherlich …«, sagte Joanna leise.
    »Im 17. und 18. Jahrhundert waren die Cayman-Inseln der Stützpunkt aller karibischen Piraten. In zahlreichen, noch nicht wieder entdeckten Höhlen auf den Inseln sollen noch heute unfaßbare Piratenschätze lagern. Sie sind so gut versteckt, daß bisher alle Suchtrupps erfolglos blieben. Auch ich habe zwei Jahre lang vergeblich gesucht.«
    »Hier?«
    »Ja, hier, wo wir sitzen, wo ich mein Haus gebaut habe. Als ich das erstemal nach Cayman Brac kam und mir einen Platz suchte, wo ich leben wollte, sagte ein alter britischer Oberst zu mir: ›Wenn Sie etwas suchen, was keiner hat, und das nötige Kleingeld besitzen, um es auszubauen, dann kenne ich einen Platz, um den Sie jeder beneiden wird. Es ist ein alter Piratenschlupfwinkel mit Resten einer Piratenburg aus dem Jahr 1689. Ich war selbst dort. Die Jahreszahl steht eingemeißelt über dem ehemaligen Eingangstor.‹«
    Andreas Rainherr machte eine weit umfassende Handbewegung.
    »Das hier war diese Bucht und das Plateau. Der Gouverneur in Georgetown auf Grand Cayman verkaufte mir das Felsennest, nannte mich einen ›crazy german‹ und wünschte mir, daß ich nicht das Schicksal des letzten Besitzers teilen möge: Er wurde nämlich am Mast seines Korsarenschiffes aufgehängt, ehe man das Schiff mit ihm draußen auf dem Meer verbrannte. – Dann begann ich mit dem Ausbau – Stück für Stück – Terrasse nach Terrasse. Wir fanden eine ganze Anzahl von Höhlen, in denen die Piraten ihre Beute gelagert hatten … aber sie waren bis auf verrostete Waffen und verschimmelte Kleidungsstücke leer … Auch ein sogenanntes Gefängnis fanden wir

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