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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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tun, ob man mit einer Dame redet oder nicht?“, fragte Mark. „Flirten ist erlaubt. Habe ich jemals etwas anderes behauptet?“
    „Ja, aber der Mitgliedsausweis!“
    „Mitgliedsausweis?“
    Tolliver fischte in seiner Rocktasche herum und brachte eine kleine Karte zum Vorschein, die schon recht abgegriffen aussah, als werde sie ständig von Tolliver herumgetragen.
    „Hier steht es, Punkt drei. Hiermit erkläre ich, mich keiner Flirterei oder anderen frivolen Verhaltens schuldig zu machen, da solches unweigerlich Gefahren birgt.“
    „Geben Sie mal her.“
    Tolliver reichte ihm den Ausweis. Mark fischte nun seinerseits in seinen Rocktaschen und brachte einen Bleistiftstummel zum Vorschein. Mit großer Geste strich er Punkt drei durch und schrieb in winzig kleinen Buchstaben darunter: Flirten hiermit ausdrücklich erlaubt. 21. 6. 1841, M947T .
    „Da“, sagte er und gab Tolliver den Ausweis zurück. „Gerade noch rechtzeitig, sind die Damen doch schon im Anmarsch.“
    Tolliver betrachtete die Karte. „Wie kommt es eigentlich, dass die BMK so wenig mit Ihren Überzeugungen konform geht?“
    Weil ich mit diesem Verein nichts zu tun habe, darum. Ihr macht euch geradezu lächerlich. Ihm war aber auch bewusst, dass es nur deshalb so weit hatte kommen können, weil er es hatte geschehen lassen.
    „Tolliver“, sagte Mark. „Ich habe einen Fehler gemacht – einen sehr großen Fehler, den zu erkennen Sie mir geholfen haben.“
    „Sie? Einen Fehler?“
    „Ich hätte viel eher mit der BMK Kontakt aufnehmen sollen. Vielleicht wäre es dann …“ Er seufzte, als er die irritierte Miene des Jungen sah. „Doch es ist nie zu spät. Fangen wir also gleich hier an.“
    „Heißt das, Sie werden eine Rede bei uns halten? Oh, prima! Wie wäre es mit nächstem Dienstag?“
    Mrs Farleigh und Miss Lewis näherten sich; man hatte ihnen schon ihre Gewehre ausgehändigt. Miss Lewis trug ihres sehr damenhaft zwischen Daumen und Zeigefinger, als wolle sie es jeden Moment fallen lassen.
    „Gut, nächsten Dienstag. Und nun mal los, Tolliver, begrüßen Sie die Dame Ihres Herzens.“
    Tolliver errötete heftig. „Sie ist nicht … Oh, verstehe, Sie wollen mich nur auf den Arm nehmen.“
    Als die Damen sich zu ihnen gesellten, begann Tolliver sogleich zu reden. Abermals erklärte er Ablauf und Regeln des Wettbewerbs, diesmal noch konfuser als beim ersten Mal. Nachdem er alle gründlich verwirrt hatte, verkomplizierte er seine Lage weiter, indem er sich bei Miss Lewis ausgerechnet nach der für kommenden Sonntag anstehenden Predigt ihres Vaters erkundigte.
    Die Erlaubnis zum Flirten, so dachte Mark bei sich, dürfte für den jungen Tolliver wenig Gefahren bergen. Sie barg eher Peinlichkeit.
    Mrs Farleigh beobachtete die beiden, dann sah sie zu Mark hinüber. Sie konnten sich beide ein Lächeln nicht verkneifen.
    Mark nahm Tolliver den Ausweis aus der Hand. „Der wird eingezogen“, sagte er, „bis Sie etwas damit anzufangen wissen.“
    „Wie bitte?“, fragte Miss Lewis.
    „Nichts“, sagte Tolliver eindringlich und winkte Mark fort. „Gar nichts.“
    Aber Mrs Farleigh hatte über seine Schulter längst einen Blick auf die Karte geworfen und brach in Gelächter aus.
    Nein, das war nicht fair. Er hatte sie nie zuvor lachen gesehen. Wenn sie lachte, strahlte ihr ganzes Gesicht. Es war ein offenes, ungehemmtes Lachen, das Mark beinah um den Verstand brachte. Hätte er überhaupt ein Wort herausgebracht, würde er vermutlich auch zusammenhangloses Zeug über Sonntagspredigten gestammelt haben.
    „Hören Sie nicht auf ihn, Tolliver.“ Mrs Farleigh nahm Mark die Karte aus der Hand und steckte sie in Tollivers Rocktasche. „Den Umständen entsprechend schlagen Sie sich wacker. Und an Sie“, sie deutete auf Mark, „hätte ich noch mal eine Frage.“
    Damit wandte sie sich um und ging davon. Er folgte ihr, und als sie ein paar Schritte entfernt waren, schüttelte sie den Kopf. „Der arme Junge. Ein Ding der Unmöglichkeit, Sie und Miss Lewis zugleich zu beeindrucken. Sie wissen, dass Sie sein Held sind. Haben Sie etwas Nachsicht mit ihm.“
    „Sie haben recht, ich hätte nicht spotten sollen.“
    „Nein, das hätten Sie nicht.“ Sie seufzte, dann blickte sie ihn an. „Sie haben mit Ihren Initialen unterzeichnet, nicht wahr?“
    „Ja, warum?“
    „Markus 9:47? Grenzt es nicht an Grausamkeit, seinem Kind einen solchen Namen aufzubürden?“
    Mark verging das Lächeln. „Wie Sie wissen, meine Brüder heißen Ash und Smite.

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