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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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sie ein. Sodann musterte er Lydia und mich noch einmal und winkte dem Angsthasen, der uns ebenfalls noch einen undefinierbaren Blick zuwarf, und schließlich setzten sich die zwei in Bewegung und begannen, ohne sich von uns auch nur zu verabschieden, in die Richtung zu marschieren, aus der wir gerade hergekommen waren, und ließen uns einfach stehen. Und dann passierten sie die schmale Pforte, durch die wir diesen Säulensaal betreten hatten, bogen um die Ecke und waren im nächsten Moment verschwunden.
    Starr standen wir die längste Zeit da, und ich könnte nicht genau sagen, ob starr vor Entsetzen, starr vor Staunen oder starr vor Freude, daß wir diese ungustiösen Kerle endlich los waren. Sobald ich mich etwas erholt hatte, räusperte ich mich und meinte dann: 'Naja ... wie's ausschaut, haben wir jetzt doch ein wenig Zeit, um diese Wandgemälde rundherum zu besichtigen.' Und dabei schaute ich von der einen zur anderen. Lydias Gesicht zeigte den Anflug eines Lächelns, aber Myriam schaute mich bestürzt an und machte nur: 'Hm?' Sie schien von meinem Galgenhumor nicht gar so viel zu halten.
    'Naja', fuhr ich ungerührt fort und schaute auf meine Uhr; sie zeigte gerade fünf vor zwölf. 'Jetzt ist es Mitternacht. Das heißt, daß wir bis zur Abfahrt genau acht Stunden Zeit haben. Da müßte sich doch eine etwas ausführlichere Besichtigung noch ausgehen, oder nicht?'
    'Der Herr Reiseleiter belieben zu scherzen!' konstatierte Lydia trocken. Ihr Lächeln war inzwischen etwas stärker und dementsprechend süßer geworden. Myriam schaute immer noch bestürzt drein und sagte gar nichts.
    'Na, man wird doch noch scherzen dürfen!' erwiderte ich, zu Lydia gewandt; dabei war mir eigentlich gar nicht nach Scherzen zumute. Jetzt wandte ich mich Myriam zu und sagte mit etwas ernsterer Stimme: 'Wann werden uns denn unsere lieben Freunde wieder abholen und zurückbringen? Oder müssen wir zu Fuß zurückwandern?'
    Jetzt ging aber bei unserer Myriam endgültig das Häferl über, und sie fing fürchterlich zu heulen an, so daß darüber nun ich ganz bestürzt war und die längste Zeit überhaupt nicht wußte, was ich tun oder sagen sollte - so ist das halt, wenn einem eine Frau was vorweint; das könnt ihr sicher aus eigener Erfahrung bestätigen - stimmt's?“
    „Stimmt!“ lacht Johnny, und die Henne lächelt nur wissend vor sich hin.
    „Schließlich raffte ich mich zu einer relativ hilflosen Geste auf“, fährt Giggerle fort. „Ich sagte tröstend: 'Ist ja schon gut! Bitte nicht weinen!' und ähnliches Zeug, und dazu fuhr ich ihr ganz leicht mit der Hand über die Haare - nur ganz leicht deswegen, weil ich mir bewußt war, daß meine Hände nicht mehr die allersaubersten waren. Allerdings fiel mir dann ein, daß ihre Haare wahrscheinlich auch nicht mehr übertrieben sauber waren. Trotzdem schien meine Tröstung irgendwie zu wirken, denn sie legte mit einemmal ihre Stirn gegen meine Schulter und beruhigte sich so mit der Zeit.
    Sobald sie wieder halbwegs ansprechbar war, meldete sich Lydia zu Wort und sagte zu ihr: 'Sag, was sollen wir eigentlich hier? Ich meine: was wollen die von uns?' Und ich stieß ins gleiche Horn und sagte: 'Haben sie verraten, wie lang sie uns hier in der Unterwelt altägyptische Kunst studieren zu lassen gedenken?'
    Myriam schniefte ein paarmal und murmelte dann: 'Verraten haben sie's nicht. Aber aus dem, was sie miteinander geredet haben, läßt sich schließen, daß sie vorhaben, uns hier längere Zeit zu lassen.'
    'Na, das ist ja toll!' rief ich aus und spürte, wie mir das Blut in Wallung geriet. 'Und unsere Leute? Was werden die machen?'
    'Ich weiß es nicht!' seufzte sie. 'Hat wenigstens jeder sein Flugticket?'
    'Ja, Gott sei Dank! Dabei hatte ich heute schon vor, sie alle einzusammeln, um sie in Assuan rückbestätigen zu lassen; aber dann hab' ich mir gedacht, sicher ist sicher, und beschlossen, sie erst morgen während der Fahrt einzusammeln. Na, stell dir vor!' Und ich griff mir an den Kopf und schüttelte diesen lange und ausführlich.
    'Ja, unvorstellbar!' erwiderte Myriam und schüttelte ihrerseits den Kopf.
    'Ja, aber was sollen wir hier?' wiederholte nun Lydia ihre ursprüngliche Frage. 'Müssen wir die ganze Zeit hier unter der Erde bleiben?'
    'Ja, und schmachten?' ergänzte ich.
    'Naja', begann Myriam, 'wenn ich sie richtig verstanden habe, hat das Ganze irgendwas mit dem Überfall auf einen Bus vorgestern und der anschließenden Verhaftung mehrerer Täter zu tun. Diese gehören

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