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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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unser Vorrat an Wasser war aus, zu Ende, aufgebraucht. Was aber tun, wenn das Wasser aus ist? Sehr einfach: dürsten. Leider war aber das gerade in unserem Fall genau das Verkehrte. Die liebe Sonne, die uns bisher so lieb gewärmt hatte - die ließ es nämlich nicht dabei bewenden, sondern übertrieb im Laufe des Tages ihre Liebe wieder einmal maßlos und brannte uns immer gnadenloser auf den Kopf herab und dörrte uns zunehmend aus. Und ausgerechnet bei Flitzeritis! Was soll man bei Flitzeritis tun - ich meine: welche Diät soll man einhalten? Richtig: viel trinken, um den enormen Wasserverlust auszugleichen. Meine zwei Süßen litten nun aber unter einem doppelten Wasserverlust: durch ihre Flitzeritis und durch die liebe Sonne! Und dadurch wurden sie naturgemäß noch mehr geschwächt, und während sie ursprünglich darauf bestanden hatten, hinter mir zu marschieren, waren sie bald heilfroh, sich links und rechts bei mir einhängen zu dürfen; auf dieser Hochfläche konnte man ja an und für sich bequem nebeneinander gehen. Und jetzt merkte ich auch nur allzu deutlich, wieso sie sich vorher so hartnäckig dagegen gesträubt hatten, neben oder gar vor mir zu gehen. Man roch es nämlich, und das war ihnen verständlicherweise im allerhöchsten Maße peinlich. Und da ahnte ich, was für eine Überwindung es für sie bedeutet haben muß, mein Angebot, sich bei mir einzuhängen, anzunehmen.
    Leider haben sie sich keine besonders stabile Stütze ausgesucht. Das war ich nämlich nur am Anfang, aber so etwa ab Mittag kehrten meine verdammten Kopfschmerzen rapide wieder zurück, und meine fürchterliche Übelkeit kehrte rapide wieder zurück; und mein Muskelkater hatte mich in Wirklichkeit sowieso nie verlassen. Das alles mußte ja meine Standfestigkeit beeinträchtigen. Als ob aber das alles nicht genügt hätte, steigerte sich im Laufe des Tages auch der ursprünglich so angenehme, frische Wind urplötzlich zu einem höchst unangenehmen, heißen Sturm, der meiner sowieso schon geschwächten Standfestigkeit noch zusätzlich arg zusetzte. Und euch ist sicher klar, was Sturm in der Wüste bedeutet. Natürlich: Sandsturm. Wir hatten ihn übrigens schon eine Zeitlang vor uns gesehen. Wie eine hohe, graue Wand war er nämlich von Süden her auf uns zugekommen und hatte uns dann unvermittelt in Form heftiger Windböen überfallen, die Sand und Staub in wildem Wirbel um uns herum peitschten und uns in Blitzesschnelle Mund, Nase, Augen und sämtliche anderen Körperöffnungen anfüllten. Und auch wenn er uns nicht die Augen mit Sand und Staub angefüllt hätte - der Erfolg wäre derselbe gewesen: es war, ähnlich wie bei dichtem Nebel, überhaupt nichts zu sehen, und dazu war's unheimlich finster, und wir konnten nur eins tun: uns mit dem Rücken gegen den Wind niedersetzen und uns, eng aneinandergekauert, in unser Schicksal ergeben. Wenn ihr übrigens glaubt, daß es durch den Sturm kühler wurde, so ist das ein großer Irrtum: die Hitze stieg sogar ins Unerträgliche. Gottseidank dauerte der Spuk nicht sehr lang, höchstens eine halbe Stunde, und hörte dann fast abrupt auf. Als wir danach wieder aufstanden und weitermarschierten oder besser: uns weiterschleppten, ging das vielleicht fünf Minuten gut - was man halt unter 'gut gehen' versteht, wenn alles voller Sand ist. Aber dann kippte Myriam um und war geraume Zeit ohnmächtig; und das passierte in der Folge noch mehrere Male. Und längere Zeit hatte ich selber so ein mulmiges Gefühl, als ob ich jeden Moment wie ein Taschenmesser zusammenklappen würde.
    Trotzdem ging's weiter - fast hätte ich gesagt: unaufhaltsam weiter, und vom Steilabbruch aus, dem wir meistens in einigem Abstand folgten, war, so die Sicht gut war, deutlich zu erkennen, daß wir unserem Ziel, dem Fruchtland und damit der sogenannten Zivilisation schon ein gutes Stück näher gekommen waren. Immer noch wanderten wir auf einer recht schmalen, aber relativ ebenen Hochfläche dahin und hatten bis jetzt, abgesehen von dem überfallsartigen Sandsturm und natürlich unseren eigenen Unpäßlichkeiten, falls ich die so nennen darf, keine besonderen Schwierigkeiten zu bewältigen. Aber dann war diese Hochfläche mit einemmal zu Ende, und wir sahen uns einem sattelförmigen Einschnitt mit einem auffallend regelmäßig geschnittenen, pyramidenförmigen Berg dahinter gegenüber; seine Spitze lag aber kaum über unserem Standpunkt am Rand der Hochfläche. Zu diesem sattelförmigen Einschnitt mußten wir also auf jeden

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