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Geliebte Rebellin

Titel: Geliebte Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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keine Gründe gestoßen sind, die Anlass zum Zweifel an Mr. Adams' Glaubwürdigkeit oder an seiner gesicherten finanziellen Situation geben.«
    »Sicher können Sie sich selbst denken, welche enorme Erleichterung es für mich darstellt, das zu hören. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.« Honoria Patterson war eine Frau mit einem hübschen Gesicht und warmen Augen, und ihre Molligkeit stand ihr gut. Bisher hatte sie ihre Handtasche, die auf ihrem Schoß lag, fest umklammert, doch jetzt lockerte sich ihr Griff, und sie entspannte sich.
    Honoria strahlte eine reizvolle Art von zarter Weiblichkeit aus und hatte fast schon etwas Mütterliches an sich, und das verlieh ihr eine gewisse Zerbrechlichkeit. Doch davon ließ sich Charlotte nicht täuschen. Sie wusste ganz genau, dass jede Frau, die nach fast zehn Jahren als Gouvernante ihre Entschlossenheit und ihren Optimismus bewahrt hatte, alle andere als ein zartes Pflänzchen war.
    Honoria war ein typisches Beispiel für viele der Klientinnen, denen Charlotte beistand. Sie ging auf die Dreißig zu und war nie verheiratet gewesen. Nachdem sie sich seit ihrem achtzehnten Lebensjahr mühsam durchgeschlagen hatte, war sie vollkommen unverhofft zu einer ansehnlichen kleinen Erbschaft gekommen.
    Und wie man vorhersehen konnte, war im Kielwasser der Neuigkeiten, dass Honoria ein solches Glück beschert worden war, aus dem Nichts eine Handvoll Freier aufgetaucht. Die meisten von ihnen hatte sie ohne jedes Zögern abgewiesen. Eine Gouvernante lernte schon früh, sich in acht zu nehmen und den Absichten eines Gentleman zu misstrauen Aber einer von ihnen, ein gewisser William Adams, ein Witwer in seinen frühen Dreißigern mit zwei Kindern, hatte ihr Interesse geweckt und anscheinend auch ihr Herz erobert.
    Wie sie Charlotte gleich anfangs erklärt hatte, hatten ihr die Jahre, die sie damit zugebracht hatte, den jungen Menschen, die man ihr anvertraute, die Prinzipien der Logik und des gesunden Menschenverstands einzutrichtern, ein gewisses Maß an teuer erkaufter Weisheit und an nötiger Vorsicht eingetragen. Eine Freundin, die eine Agentur betrieb und Gouvernanten vermittelte, hatte sie an Charlotte verwiesen.
    »Es freut mich sehr, dass ich Ihnen nützlich sein konnte«, sagte Charlotte. »Vor allem in einem solchen Falle, in dem unsere Nachforschungen zu positiven Ergebnissen führen.«
    »Ich habe Mr. Adams ja so gern.« Honoria errötete. »Und die Kinder bereiten mir große Freude. Aber Sie wissen ja, wie das ist. Damen in unserem Alter müssen die Absichten eines Mannes hinterfragen. Schließlich glaubt alle Welt, wir seien wirklich und wahrhaftig sitzengeblieben.«
    Sitzengeblieben.
    Charlotte seufzte. Sie war bereits fünfundzwanzig. Wie war die Zeit bloß so schnell vergangen, fragte sie sich. Es schien ihr, als hätte sie erst gestern verzweifelt darum gerungen, sich etwas einfallen zu lassen, was es ihr gestattete, sich selbst und ihre Schwester zu ernähren. Sie hatte all ihre Energien und ihre Leidenschaft in diese Aufgabe gesteckt, und irgendwie waren fünf Jahre im Handumdrehen verflogen.
    Sie bedauerte nicht, dass sie die obere Grenze überschritten hatte, die von der besseren Gesellschaft für das heiratsfähige Alter einer Dame festgelegt worden war. Tatsächlich liefen die Geschäfte weitaus besser, seit sie begonnen hatte, nicht mehr so auszusehen, als hätte sie gerade noch die Schulbank gedrückt. Aber jetzt fragte sie sich unwillkürlich, was ihr wohl dadurch entgangen war, dass sie die Faszination der Leidenschaft nie erlebt hatte.
    Das sehnsüchtige Verlangen, das sich in ihr ausbreitete verblüffte sie. Sie war nicht einsam, sie schöpfte große Befriedigung aus ihrer Arbeit, und sie hatte sich ihre Unabhängigkeit bewahrt. Was hätte sie sich denn noch mehr wünschen können? Vielleicht hatte sie in der letzten Zeit wirklich zuviel Poesie gelesen, sagte sie sich.
    Trotzdem wollte sie nicht, dass Ariel genau denselben Pfad einschlug. Das Geschäft war von größter Wichtigkeit, und Ariel brachte leidenschaftliches Interesse dafür auf. Aber Charlotte wollte nicht, dass auch ihre Schwester alles dafür opferte, wie sie selbst es getan hatte. Diese dringende Notwendigkeit bestand jetzt nicht mehr, denn ihre Einnahmen reichten aus, um ihnen ein angenehmes, wenn auch nicht gerade luxuriöses Leben zu ermöglichen. Falls sich ihre Pläne, Kundschaft aus den besseren Kreisen anzulocken, als erfolgreich erweisen sollten, dann würden sie sich

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